Mülheim. . Fahrer klagen über schlechte Arbeitsbedingungen. Gewerkschaft Verdi wirft der Geschäftsführung vor: „Sie hält sich nicht an Absprachen“.

„Die Geschäftsführung der Ruhrbahn hält sich nicht an Absprachen. Mehr als 1000 Bus- und Straßenbahnfahrer müssen nun um gute Arbeitsbedingungen bangen“, sagt Rainer Sauer, Gewerkschaftssekretär im Verdi-Bezirk Ruhr-West. „Die Qualität im öffentlichen Nahverkehr in Mülheim und Essen droht darunter merklich zu leiden.“ Die Ruhrbahn-Geschäftsführer wollen den Betrieb schlanker machen und so Millionen sparen.

Entsprechend aufgebracht sind die Fahrerinnen und Fahrer. Das berichten Gewerkschaftsvertreter aus den drei Abteilungsversammlungen. Eigentlich waren Mitarbeiter, Betriebsrat und Gewerkschaft Verdi davon ausgegangen, dass bei der Ruhrbahn bald alle dort Beschäftigten zu gleichen Bedingungen arbeiten. Das hatten Betriebsrat und Geschäftsleitung während der Verhandlungen zur Fusion der Essener Verkehrs-AG (Evag) und der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) zur Ruhrbahn „klar vereinbart“, sagt Rainer Sauer.

Betriebsvereinbarung aus Mülheim

Danach sollte eine Betriebsvereinbarung aus Mülheim Arbeitszeiten der Beschäftigten im Fahrdienst regeln. Die beinhaltet bessere Arbeitsbedingungen als das Essener (früher Evag) Regelwerk. Dazu gehört auch eine Beschäftigungsgarantie bis 2032.

Der jetzige Ruhrbahn-Geschäftsführer Uwe Bonan hatte die Vereinbarung mit dem damaligen MVG-Betriebsrat ausgehandelt und mit unterschrieben. Damals hieß es aus Essen: „Was die Mülheimer da vereinbart haben, kostet Millionen.“ Genaue Zahlen wollte jedoch niemand nennen.

„Bis zum 28. Februar sollte die Anpassung beider Betriebsvereinbarungen unter Dach und Fach sein“, sagt der Verdi-Sekretär. Es kam anders. „Die Arbeitgeberseite legte dem Betriebsrat eine völlig neue Betriebsvereinbarung vor, womit Fahrerinnen und Fahrer, obwohl sie jetzt schon kaum Luft holen können, zukünftig noch stärker belastet würden“, beklagt Sauer.

Damit schrecke die Geschäftsführung nicht davor zurück, die im privaten Omnibusgewerbe oft schlechteren Arbeitszeitregelungen auch bei der Ruhrbahn einzuführen. „Dies bedeutet für alle weniger Einkommen und deutlich höhere Belastungen“, ärgert sich Sauer vom Verdi-Fachbereich Verkehr.

„Wird hier mit zweierlei Maß gemessen?“

„Wird hier mit zweierlei Maß gemessen?“, fragt Sauer. Stehe die Geschäftsführung nach der Fusion beider Verkehrsbetriebe finanziell besser da, „muss dieser Erfolg allen Beschäftigten zugute kommen“.

Alle bisherigen Gespräche hätten gezeigt: „Die Arbeitgeberseite hat nur das Ziel, Personalkosten weiter zu verringern – auf dem Rücken der Fahrer. Dabei sollte aufgrund der Fusion niemand Nachteile haben“, betont der Gewerkschaftssekretär. „Schon jetzt sind unregelmäßige Dienste, lange Schichten und Überstunden an der Tagesordnung. „Priorität hat die Gesundheit der Fahrer sowie die Sicherheit der Fahrgäste“, unterstreicht Sauer. Verspätungen und Fahrtausfälle müssten Fahrtgäste schon fast täglich hinnehmen.

Es gelte nun, das Fahrpersonal vor weiteren Belastungen zu schützen. Rainer Sauer: „Wenn es sein muss, werden wir mit viel Kreativität die weiteren Verhandlungen zu den Arbeitszeiten begleiten – auch das jetzt anstehende Einigungsstellenverfahren.“

„Unsere Stellungnahme zu Ihrer Anfrage erhalten Sie schnellstmöglich, spätestens Morgen im Laufe des Vormittags“, reagierte gestern um 17.30 Uhr Ruhrbahnsprecherin Simone Klose.

<<< BETRIEBSRAT ERWARTET REALISTISCHES ANGEBOT

Der neu gewählte Betriebsrat der Ruhrbahn setzt auf ein Einlenken der Geschäftsleitung. „Wir erwarten ein realistisches Angebot für die Belegschaft“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Ahmet Avsar.

„Wir setzen uns sofort wieder mit der Geschäftsführern zu Verhandlungen an einen Tisch“, sagt Avsar. Eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für das Personal dürfe es allerdings nicht geben.