Während der Woche der Ausbildung stellen wir Berufsbilder vor. In einer kieferorthopädischen Praxis trafen wir Zahnmedizinische Fachangestellte.
Das Motto ihrer Praxis lautet „Mach was aus deinen Zähnen“. Diese Aufforderung ließe sich übertragen auf die Zukunft junger Menschen. Denn Dr. Christiane Schneider, Fachzahnärztin für Kieferorthopädie mit Praxis an der Neuen Mitte Broich, möchte mehr ausbilden. Doch für die nächste Ausbildungsrunde hat sie noch keinen geeigneten Bewerber für die Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten gefunden.
„Es kommen so gut wie keine Bewerbungen mehr, obwohl wir die Stelle längst ausgeschrieben haben“, sagt die Kieferorthopädin. Nicht sehr attraktiv sei der Beruf für junge Leute, schätzt die Medizinerin und mutmaßt: „Wohl eher alles mit Social Media ist in bei den jungen Leuten.“ Auch die Arbeitszeiten – die Praxis an der Bülowstraße hat von 8 bis 18 Uhr geöffnet – und ein vergleichsweise geringes Ausbildungsgehalt schreckten eher ab. „Bei der Bezahlung muss sich etwas ändern“, fordert die Ärztin. Die langen Öffnungszeiten hingegen machten die Praxis für Kunden attraktiv, daran wolle sie festhalten, sagt Schneider.
Nicht abschrecken davon ließen sich Jasmin Klatt und Denise Köhler. Im Gegenteil: Die beiden jungen Frauen, 21 und 23 Jahre alt, finden den Beruf toll, den sie gerade erlernen, die eine im zweiten, die andere im dritten Ausbildungsjahr. „Langweilig wird es in unserem Beruf nie“, sagt Denise Köhler und erklärt warum: „Jeder Patient ist anders, wir arbeiten mit Kindern, aber auch mit Erwachsenen. Da muss man sich auf viele verschiedene Persönlichkeiten einstellen.“ Recht früh in der Ausbildung dürfe man schon selbstständig arbeiten, erzählen die beiden jungen Frauen. Abdrücke nehmen und im Labor ausgießen für die Anfertigung von Zahnspangen zum Beispiel, Patienten röntgen, schließlich helfen beim Einsetzen der Zahnspangen.
Genauigkeit und handwerkliches Geschick seien dafür ebenso Voraussetzungen wie Zuverlässigkeit und Einfühlungsvermögen, unterstreicht Dr. Christiane Schneider. Schulische Voraussetzungen seien Realschulabschluss oder ein guter Hauptschulabschluss. „Zeugnisnoten finde ich nicht so wichtig, aber die Fehlzeiten gucke ich mir an“, sagt die Ärztin. Ein Vorteil an ihrem Job in einer Praxis für Kieferorthopädie sei auch, sagen die beiden Azubis, dass sie keine Notfall- oder Schmerzpatienten zu versorgen hätten. „Das kann nicht jeder“, meint Denise Köhler.
„Ich hab durch die Arbeit an Selbstvertrauen gewonnen“, sagt Jasmin Klatt. Je mehr Aufgaben man zu bewältigen habe, desto mehr lerne man dazu. „Man wächst mit der Zeit in den Beruf hinein“, macht sie möglichen Bewerbern Mut. Sinnvoll fänden es die beiden Azubis, wenn Schüler den Beruf im Vorfeld genauer kennenlernen könnten. „Denn als Patient bekommt man ja nur Bruchstücke mit von dem, was wir eigentlich alles machen.“ Auch ein Praktikum biete zu wenig Einblicke, finden Jasmin und Denise. Die beiden raten zu längerem Probearbeiten. „Manche Schüler übersehen, dass Berufsausbildung auch Arbeit bedeutet“, meint Jasmin Klatt. Sie weiß, wovon sie spricht: Die 21-Jährige wird ihre dreijährige Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen – ihre guten Schulnoten machen das möglich. Was aber auch bedeutet: „Den Stoff fürs dritte Lehrjahr muss ich mir zuhause erarbeiten.“ Dass sich ihr Einsatz lohnt, davon ist die Broicherin überzeugt. Würde die Praxis von Dr. Christiane Schneider sie nicht ohnehin übernehmen wollen, wäre ihr ein neuer Job schnell sicher: „Zahnärzte suchen händeringend nach ausgelernten Fachkräften.“