Mülheim. Der Mülheimer Künstler malte streng nach Partitur. Jedes seiner Bilder zeigt ein paar Takte aus einem klassischen Musikstück.
- Der Mülheimer Nikolaus Gasser übesetzte Musik in darstellende Kunst
- Der Künstler malte streng nach Partitur, er hinterließ rund 500 Musik-Bilder
- Seine Frau Maria Gasser plant eine Ausstellung der Werke im neuen Jahr
. Viele Maler, etwa Kandinsky, Klee, Nay oder Cezanne, haben Musik und Malerei in ihrem Werk verbunden. Der Mülheimer Nikolaus Gasser wählte einen ganz eigenen Weg. Er malte streng nach Partitur, übertrug kleine Sequenzen aus dem Notenbuch in Malerei. „Er ließ die Musik sichtbar werden“, sagt seine Frau Maria Gasser, die den Nachlass ihres 2013 verstorbenen Mannes verwaltet.
Für Nikolaus Gasser haben sich das Geordnete und das Kreative nie ausgeschlossen. Er war Lehrer für Mathematik und zugleich Musik an der Gustav-Heinemann-Gesamtschule, führte immer mal wieder aber auch Kunstprojekte mit seinen Schüler durch – unter anderem das Malen nach Musik.
1981 hatte er selbst damit begonnen, Musik mit Bleistift und Pinsel in darstellende Kunst zu übersetzen. Als Liebhaber der Klassik waren ihm viele kleine Musikeinheiten ans Herz gewachsen. Sein erstes Bild entstand nach einem Ausschnitt aus Mozarts d-moll Klavierkonzert KV 466 (Allegro). Viele weitere Werke, insgesamt an die 500, sollten folgen. Sie alle stellen ein paar Takte aus einem klassischen Musikstück dar: aus Beethovens „Eroika“, aus Händels „Messias“, aus Tschaikowskys „Pathétique“, aus den „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi, aus Bruchs Violinkonzert op. 26 oder Mozarts Hornkonzert in Es-Dur (KV 447).
Auf den ersten Blick faszinieren bei Gassers Bildern die Farben und die Formen. Wer sich verdeutlicht, wie seine Arbeiten entstanden sind, kann darin viel mehr entdecken: Der Künstler fertigt zunächst eine Grafik an. „Jeder Ton ist als Kreis dargestellt, der je nach Tonlänge einen anderen Durchmesser hat“, erklärt Maria Gasser. Mit Hilfe eines Rasters am Rande des Zeichenblattes gibt Nikolaus Gasser die Tonhöhen exakt wieder, empfindet also die Melodielinie zeichnerisch nach. Da es sich um mehrstimmige Stücke handelt, hat jedes Bild mehrere horizontal verlaufende Melodielinien. Die Zwischenräume zwischen ihnen füllt der Künstler mit anderen Formen aus.
Dann kommen die Farben ins Spiel. Mit Aquarell- oder Gouachefarben gestaltet Nikolaus Gasser seine Zeichnung aus. Die Kreise – also die Töne – sind oft in Rot gehalten, Pausen durch einen goldenen Kreis gekennzeichnet. „Sie sind ein schöpferisches Atemholen, sie sind Gold wert“, erklärt Maria Gasser. Der Hintergrund ist bei allen Bildern blau. „Er ist das kosmische Element, in dem die Musik schwingt“, soll Nikolaus Gasser selber dazu gesagt haben.
Einen Augenblick aus einem Musikstück in der Kunst einfangen – das war das Vorhaben des begeisterten Klavierspielers. Wer sich in sein System eindenkt, kann die dargestellte Melodie sogar nachsummen oder mit einem Instrument nachspielen. „Es ist auch ein besonderes Erlebnis, ein Bild anzuschauen und dazu die entsprechende Musik anzuhören“, sagt Maria Gasser. Jedes Werk eröffne zudem ganz individuelle Sichtweisen.
Elf Ausstellungen mit Gassers Werken hat es gegeben – vorwiegend in Mülheim und Duisburg. Viele Bilder wurden verkauft, über 100 hat Maria Gasser aber noch im Bestand. Deshalb soll es im Februar eine Ausstellung im Medienhaus geben, die in Kooperation mit dem Museum Makroscope organisiert wird. Dabei werden Gassers Werke mit den Arbeiten von John Waszek kombiniert. Dieser beschäftigt sich auf eine völlig andere Art mit dem gleichen Thema wie Nikolaus Gasser: mit der Musik.
>>1937 IN ESSEN GEBOREN
Nikolaus Gasser wäre in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden. Er wurde 1937 in Essen geboren.
Wer seine Bilder kennenlernen möchte, kann sich auf www.nikolaus-gasser.de einen ersten Eindruck verschaffen oder an Maria Gasser schreiben unter info@nikolaus-gasser.de.