Unbekannte haben Kupferplaketten geraubt und Grabmale beschädigt. Klaus Ruppin (SPD) fordert im Planungsausschuss Konzept für Altstadtfriedhof.

Macht es Sinn, Videoanlagen auf dem Altstadtfriedhof anzubringen oder höhere Zäune? Jüngste Fälle von Metalldiebstahl und Vandalismus nahm Klaus Ruppin, sachkundiger Bürger der SPD, zum Anlass, um im Planungsausschuss an die Verwaltung zu appellieren, über Prävention auf Friedhöfen nachzudenken. Bis Juni wollen sich Friedhofsverwaltung, Ordnungsamt und Polizei dazu beraten.

So teilt die Stadt auf Anfrage dieser Zeitung mit – „im Planungsausschuss habe ich keine Antwort darauf erhalten“, reagiert Klaus Ruppin mit Unverständnis auf das Schweigen.

Große Plastik gestohlen

Denn die massiven Beschädigungen von etwa sechs Grabstätten hat das Ausschussmitglied erst Anfang Dezember als Betroffener erfahren müssen: „Es wurde eine Kupferplatte von unserer Gruft entfernt und eine überlebensgroße Plastik“, zählt Ruppin auf. Weitere Schrifttafeln und Kupferrohre seien von Gräbern und Statuen abmontiert und gestohlen worden, dabei nehmen die Metalldiebe die Beschädigungen der Gräber in Kauf.

Polizei und Staatsanwaltschaft wurden darüber informiert, wie eine Polizeisprecherin bestätigt, allerdings ist die Ermittlung inzwischen eingestellt worden, da keine Anhaltspunkte über die Täter ermittelt werden konnten.

Immer wieder Vandalismus

Auch das Grünflächenamt und die untere Denkmalbehörde wurden informiert. „Der Friedhof ist ein Flächendenkmal mit wichtigen Zeugnissen unserer Stadtgeschichte“, ärgert sich Ruppin über die Verwüstung. „Wenn sich herumspricht, dass man dort fast ungehindert Metall stehlen kann“, befürchtet er weiteren Vandalismus. Aus seiner Sicht sollten Maßnahmen wie höhere Zäune und das Verschließen von wenigstens drei der sechs Zugänge ergriffen werden.

Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass der Altstadtfriedhof von Metalldieben und Vandalen heimgesucht wird. Im Juli vergangenen Jahres brachen Unbekannte Holzkreuze ab, zerstörten Begrenzungen und warfen Grabsteine um. Die CDU-Fraktion stellte daher erst im September einen Antrag an die Verwaltung, „über die Wirksamkeit bisheriger Schutzkonzepte nachzudenken und möglicherweise weitere Sicherungsmaßnahmen auch für den Altstadtfriedhof zu ergreifen“.

Bedenken gegenüber Videoüberwachung

Friedhöfe präventiv zu schützen, hält die Stadt jedoch für schwierig: „Sie sind Orte der Erholung, ein öffentlicher und sozialer Raum“, erläutert Stadtsprecher Volker Wiebels die Bedenken gegen Videoüberwachung oder gar eine Abriegelung der Friedhöfe. Bei Einbruch der Dunkelheit würden die Tore verschlossen, doch wer will, kommt dennoch leicht über die Zäune. Dennoch prüfe die Friedhofsverwaltung derzeit die Möglichkeiten und arbeite mit Polizei und Ordnungsamt an einem Konzept. In der Juni-Sitzung des Planungsausschusses will man die Ergebnisse der Beratung vorstellen.

>> Napoleon ließ den Altstadtfriedhof Anfang des 19. Jahrhunderts anlegen.

Nachdem er lange Zeit in Vergessenheit geraten war, ließ die Stadt den Friedhof mit seiner parkähnlichen Anlage in den 1980er Jahren unter denkmalpflegerischen und ökologischen Gesichtspunkten restaurieren.

Viele Grabsteine dokumentieren die Grabstättenkultur, aber ebenso die Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Stadt.

Bedeutende Mülheimer Familien des 19. Jahrhunderts wurden hier bestattet, so die Industriellen- und Unternehmerfamilien wie Stinnes, Thyssen und Schmitz-Scholl (Tengelmann).

Ebenso sind hier 440 überwiegend russische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus beiden Weltkriegen beerdigt worden. Die Gräber wurden in den 80er Jahren umgestaltet.