Mülheim. Der Nabu sorgt sich um den „Vogel des Jahres 2018“. Ornithologe Thomas Brüseke erklärt, warum der Star stellvertretend für viele Artgenossen steht.

Der Star macht seinem Namen alle Ehre. Der Singvogel hat nicht nur ein hübsches Gefieder, sondern kann auch alle möglichen Geräusche imitieren. „Handy-Klingeltöne zum Beispiel“, weiß Thomas Brüseke, Vogel-Experte beim Naturschutzbund Mülheim (Nabu). „Wenn er im Nest sitzt, flattert er mit den Flügeln und fängt an zu singen, um die Weibchen zu beeindrucken.“ Das klingt putzig, hat aber tatsächlich einen ernsten Hintergrund. Denn der Star stirbt aus. Daher hat der Nabu ihn zum Vogel des Jahres 2018 gekürt. „Er steht stellvertretend für viele Vögel, die immer seltener werden“, weiß Brüseke.

Früher waren die Vögel eine echte Plage

Dabei war der Star noch vor 20 bis 30 Jahren eine echte Plage. Die Vögel zogen in Schwärmen über Obstwiesen hinweg und knabberten Äpfel oder Birnen an. „Nicht umsonst haben Bauern ihn ,Kirschdieb’ genannt“, sagt Brüseke und erinnert sich an Schwärme mit tausend Tieren, die früher häufig über der Stadthalle wie riesige schwarze Kugeln in Formationen flogen. „So etwas sieht man heute kaum noch.“

Zahl sinkt dramatisch

Nur noch wenige Exemplare leben in Mülheim, und ihre Zahl sinkt in ganz Deutschland dramatisch. „An der Schleuseninsel im Thyssenpark brüten noch einige Paare in Pappeln“, sagt Brüseke. Dort sei die Wahrscheinlichkeit hoch, Exemplare beobachten zu können. Der Star lebt nämlich bevorzugt in Baumhöhlen, weniger gerne in Wäldern. „Er braucht weite Flächen, um Nahrung zu finden.“ Der Rückgang der Star-Population habe viele Faktoren. Das Insektensterben ist einer davon, der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, die Verjagung durch immer mehr versiegelte Flächen.

Auch offene Nischen in Hausdächern und -fassaden gebe es kaum noch, in dem die Tiere Unterschlupf finden und ihre Nester zum Brüten bauen können. „Diese Entwicklung betrifft aber nicht nur Stare, sondern auch Mauersegler und viele andere Arten.“

Nistkästen oder Streuobstwiesen helfen

Was kann jeder Einzelne tun, um den Vögeln das Leben zu erleichtern? „Etwa Nistkästen anbringen“, rät Brüseke. Frei nach dem Nabu-Motto: „Ich bin ein Star – bau mir ein Haus.“ Oder Streuobstwiesen anlegen, Gärten wild wachsen lassen und weniger Flächen versiegeln.

Zu erkennen sind Stare übrigens nicht nur an ihrem Gesang, mit dem sie selbst Alarmanlagen oder Hundegebell nachahmen, sondern auch an ihrem besonderen Federkleid: „Die Männchen haben in blau-lila-bunt schimmerndes Kleid, die Ränder der Federn sind gelblich umrandet“, erklärt Brüseke. „Die Weibchen sehen etwas anders aus: Sie sind weiß betupft und haben einen Fleck auf dem Schnabel.“ Farbenfroh ist auch ihr Gelege: „Die Eier sind mintgrün.“ Häufig werden Stare mit Amseln verwechselt, doch der Star ist kleiner. Und im Gegensatz zur Amsel, die hüpft, schreitet der Star.

Ab März werden die Stare wieder am Himmel flattern. Und mit etwas Glück lässt sich das eine oder andere Exemplar entdecken.

Fakten zum „Vogel des Jahres“

„Vogel des Jahres 2017“ war der Waldkauz. Damit folgt ihm nun mit dem Star ein Singvogel. Der Nabu vergibt den Titel stets gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV).

Der Bestand des Stars in Deutschland schwankt laut Nabu jährlich zwischen 3 und 4,5 Millionen Paaren, je nach Nahrungsangebot und Bruterfolg im Vorjahr. Das entspricht ungefähr zehn Prozent des europäischen Star-Bestandes, der bei 23 bis 56 Millionen liegt. Weitere Info: www.nabu.de