Mülheim. . „Von Stiftsdamen und Tee-Sommeliers“ heißt eine neue Stadtführung der MST. Nach der Klosterbesichtigung kehren die Gäste im Teehaus ein.
Am Sonntagnachmittag traf sich ein kleines Grüppchen bei schönstem Winterwetter mitten im Hof des Klosters Saarn. Ein, wie Georg Reinders sagt, „geschichtsträchtiger Ort“, denn das Kloster war doch das erste Frauenstift in ganz Deutschland. Der Stadt- und Fremdenführer hat sich heute mit einer dicken Mappe bewaffnet, die vor lauter Informationen rund um das 1214 gegründete Kloster platzt.
Denn Georg Reinders hatte unter dem Motto „Von Stiftsdamen und Tee-Sommeliers“ zu einem Spaziergang rund um das historische Gemäuer sowie entlang der Ruhr inklusive Geschichtsstunde eingeladen.
Altar ist noch weihnachtlich geschmückt
Bei dem Rundgang durfte auch ein Blick in das Gotteshaus selbstverständlich nicht fehlen. Während die Gäste aus Mülheim und Umgebung auf den Kirchenbänken Platz nahmen, kam beinahe wieder besinnliche Stimmung auf. Denn der Altar ist mit zwei großen Tannenbäumen immer noch weihnachtlich geschmückt.
Nicht ganz so besinnlich sind die Geschichten, die Fremdenführer Reinders dabei über die ehemaligen Stiftsdamen des Klosters zum Besten gibt. Alles mit einem leichten Augenzwinkern, versteht sich. „In dem Kloster gab es auch mal Aufs und Abs“, erzählt er. In manchen Zeiten seien die strengen Regeln des Benediktiner-Ordens auch mal nicht ganz so strikt befolgt worden.
Von Eskapaden der Ordensschwestern
So weiß er von regelrechten Eskapaden der Ordensschwestern zu berichten, nach denen die Hälfte der Stiftsdamen des Klosters verwiesen wurde. Insgesamt haben zu den Hoch-Zeiten des Ordens 30 Frauen in dem Stift gelebt.
Für viele Gäste beeindruckend war wohl auch das strikte Kontaktverbot zur Außenwelt. Die Stiftsdamen durften nicht mit Außenstehenden kommunizieren. Selbst den Kontakt zu ihren Familien mussten sie abbrechen. In seltenen Fällen duften sie vor Weihnachten mal Besuch von ihrer Mutter empfangen, und auch das nur hinter einem Vorhang. „Das waren noch Zeiten, da war nichts mit Whats-App“, sagt Georg Reinders schmunzelnd.
Und hinterher ein kleines Tee-Seminar
Nach dem etwa anderthalbstündigen Spaziergang ließ die Runde die Veranstaltung gemütlich bei einer Tasse Tee ausklingen. Petty Theile, Inhaberin von Theiles Theehaus, hatte dazu extra am Sonntag ihre Pforten geöffnet und empfing die Gäste bei Gebäck und anderen Leckereien. Aber es wurde nicht ausschließlich geschlemmt, auch hier konnten die Besucher weiter ihren Wissendurst stillen. „Wir haben ein kleines Tee-Seminar gemacht. Viele wissen nämlich gar nicht, dass das, was wir als Tee bezeichnen, eigentlich nur ein teeähnliches Aufgussgetränk ist“, erklärt Expertin Petty Theile. Den Unterschied konnten die Gäste an sechs verschiedenen Teesorten selbst erschmecken.
„Eigentlich hatten wir uns ja vorgestellt, dass wir heute vorher durch den Schnee stapfen“, sagt Georg Reinders. Aber auch so kam die Idee bei den Gästen gut an. „An einem knackig kalten Tag in ein warmes, duftendes Teehaus zu kommen, das fanden die Leute schon gut“, meint die Ladenbesitzerin. Deshalb soll es künftig weitere Veranstaltungen der Art geben.
>> AUCH GRUPPEN KÖNNEN FÜHRUNG BUCHEN
Es war die erste Stadtführung des neuen Jahres aus dem Programm der MST. Auch das Konzept aus Geschichtsstunde und Tee-Seminar ist neu, und eine gemeinsame Idee von Georg Reinders und Betty Theile.
Es ist beispielsweise auch möglich, die Tee-Tour als Gruppe über das Mülheimer Stadtmarketing zu buchen.