Mülheim. . Vom Fluglärm ist insbesondere der Mülheimer Süden betroffen. Initiativen fordern verbindliche Nachtruhe. Flughafen will Verspätungen minimieren.

Die Bürgerinitiativen gegen Fluglärm klagen in ihrer Bilanz über noch mehr Nachtflüge von und nach Düsseldorf. Vor allem der Mülheimer Süden, insbesondere der Ortsteil Mintard, leide darunter, so Waldemar Nowak vom Netzwerk gegen Fluglärm.

Georg Reginiet vom Netzwerk „Bürger gegen Fluglärm“ hält alle Flugbewegungen zur nächtlichen Stunde fest. Sein Ergebnis für 2017: „Wir haben 11 372 Starts und Landungen nach 22 Uhr gezählt, das sind noch einmal 0,7% mehr als im Vorjahr. Auch die Verspätungen nach 23 Uhr haben mit 2009 Starts und Landungen ebenfalls noch einmal um 0,7% zugenommen. Der Flughafen hatte eigentlich Besserung gelobt, davon ist aber absolut nichts zu spüren.“

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In Mintard misst das Netzwerk die Flugbewegungen und nennt zum Beispiel den 28. April vergangenen Jahres als einen Tag mit nächtlicher Höchstbelastung: Zwei Flugbewegungen gab es nach 5 Uhr, 31 nach 22 Uhr und acht nach 23 Uhr. Bis August habe es jede Nacht im Schnitt 20 Flugbewegungen gegeben.

Lärmpause von sieben Stunden

Für Nowak ist es unverständlich, wie unter solchen Bedingungen Menschen einen gesunden Schlaf finden sollen. Die Netzwerke fordern erneut den Flughafen auf, die Nachtflugbeschränkungen strikt einzuhalten. „Wenn es in Frankfurt möglich ist, eine definitive Lärmpause in der Nacht von sieben Stunden zu vereinbaren, sollte dies auch in Düsseldorf möglich sein“, sagt Nowak und plädiert für eine Ruhezeit zwischen 22 und 6 Uhr.

In seinem Nachflugreport weist der Flughafen für den Monat November beispielhaft aus, dass 75 Prozent der Landungen pünktlich erfolgten. Die Initiativen beklagen dazu, dass allerdings bei den Starts jeder zweite Flug verspätet abhob.

Klagen und Sorgen sind bekannt

Am Flughafen sind die Klagen und Sorgen bekannt. „Keiner der am Flugbetrieb Beteiligten hat Interesse an Verspätungen“, sagt Christian Hinkel, Sprecher des Flughafens. Er verweist darauf, dass es vielfältige Anstrengungen gebe, gerade in den Tagesrandzeiten Verspätungen zu reduzieren. Im Detail, so Hinkel, stimmten die Zahlen der Bürgerinitiativen nicht, wohl aber sei die Tendenz richtig. „Alle wissen um die Belastungen der Anwohner und das verständliche Interesse der unmittelbaren Nachbarn an Lärmschutz – gerade auch in den sensiblen Nachtzeiten.“

In der Bewertung des Flughafens gab es zwar geringfügig mehr Starts nach 22 Uhr als im Vorjahr allerdings bei einer deutlichen Verkehrszunahme insgesamt. Ähnlich, so Hinkel, verhalte es sich bei den Landungen. Nach 23 Uhr gab es 2032 Landungen, 14 mehr als im Vorjahr. „Auch wenn diese Flüge nicht so geplant sind, sind sie dennoch genehmigungskonform.“

Flughafen verweist auf Verlagerung touristischer Ziele

Was die Gründe angeht, so verweist der Flughafen bei den Verspätungen unter anderem auf die Verlagerung touristischer Ziele mit relativ kleinen Airports, auf das Wetter, auf Insolvenzen, auf Sicherheitskontrollen. Aktuell läuft der Antrag auf eine neue Betriebsgenehmigung, die mehr Starts und Landungen in Düsseldorf ermöglichen soll, diese ist jedoch umstritten. Aber dadurch will der Flughafen auch Verspätungen in den Randzeiten reduzieren.

Die Sorge bei den Initiativen ist groß, dass sich die Lärmbelastung noch verschlimmern könnte. „Wir erwarten eine Zunahme durch Anwerben weiterer Low-Cost-Carrier als Ersatz für die Slots der Air Berlin“, so Nowak. Sein Appell: Auch die Kommunalpolitik müsse ihrer Fürsorgepflicht gegenüber ihren Bürgern nachkommen und sich einmischen. Den Netzwerken geht es dabei nicht nur um Lärm, sondern auch um die Belastung durch Feinstäube.

>> REGELUNGEN FÜR STARTS UND LANDUNGEN

- Planmäßige Starts dürfen nur zwischen 6 und 22 Uhr stattfinden, planmäßige Landungen zwischen 6 und 23 Uhr. Verspätete Landungen sind laut Flughafen ohne Ausnahmegenehmigung bis 23.30 Uhr erlaubt.

- Maschinen mit einem Wartungsschwerpunkt in Düsseldorf dürfen verspätet bis 24 Uhr und zwischen 5 und 6 Uhr landen. Starts und Landungen außerhalb dieser Zeiten benötigen eine Sondergenehmigung.