Mülheim. . „Bei Feuerstätten in der Wohnung ist das fast lebensnotwendig“, so ein Schornsteinfeger. Streit gibt’s darüber, wie hoch Gerät anzubringen ist.
Rund anderthalb Wochen nach dem Tod eines 14-jährigen Jungen an der Reichstraße in Broich wartet die Polizei weiter auf das Sachverständigengutachten zur möglicherweise defekten Gastherme und dem damit zusammenhängenden Austritt giftigen Kohlenmonoxids. Man habe noch keine neuen Erkenntnisse, hieß es am Montag. Der tragische Vorfall, bei dem auch zwei Sanitäter und vier Anwohner verletzt worden waren, beschäftigt derweil noch andere Menschen in der Stadt. „Bei uns gehen deutlich mehr Anrufe ein als sonst“, berichtet Schornsteinfeger-Meister Patrick Stürmer.
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Die Anrufer seien um ihre Sicherheit besorgt, wollten wissen, wie sie sich vor dem Gift, das man weder sehen noch schmecken kann, schützen können. Stürmer rät, genau wie die Feuerwehr, zum Kauf eines CO-Warnmelders. „Für Menschen, die eine Feuerstätte in der Wohnung haben, ist das fast lebensnotwendig.“
Regelmäßig vom Schornsteinfeger zu überprüfen
Auslöser für den Austritt des gefährlichen Abgases könne Verschiedenes sein: etwa ein verschmutzter Brenner, ein dreckiger Wärmetauscher oder ein kaputter Gasarmatur-Regler. Problematisch für den Betrieb von Feuerstätten, die mit Gas, Öl oder festen Brennstoffen funktionieren, sei zudem, dass neue Fenster oft deutlich weniger Luft in die Wohnungen ließen als ältere Modelle. Zum Teil würden auch notwendige Lüftungsgitter in Türen zugeklebt, um Zugluft zu vermeiden. Auch moderne Dunstabzugshauben, die besonders viel Luft nach außen blasen, könnten zum Problem werden. Genauso wie Vögel, die auf dem Schornstein nisten.
„Grundsätzlich muss jede Anlage regelmäßig vom Schornsteinfeger geprüft und vom Gas-Wasser-Installateur gewartet werden“, betont Stürmer. Auch wer seine Wohnung umbaue, solle sich an Fachleute wenden und hinterfragen, welche Auswirkungen dies habe, empfiehlt der 38-Jährige. „Fragen kostet nichts oder wenig, hilft aber viel.“
An Vorgaben des Herstellers halten
Stürmer, der über Kollegen vom Tod des Jungen erfahren hatte, ist „geschockt“ darüber, dass nur zwölf Monate nach dem CO-Unfall mit einem 36-jährigen Toten erneut eine Mülheimer Familie ein solches Erlebnis zu verarbeiten hat. Wer den CO-Melder ordnungsgemäß installiere – „also so wie vom Hersteller angegeben“ –, sei auf der sicheren Seite. Die Warngeräte, die gegebenenfalls lauten Alarm auslösen, seien nahe der Feuerstätte aufzuhängen und in entsprechender Höhe.
Der Sprecher der Mülheimer Feuerwehr, Thorsten Drewes, hatte in der vergangenen Woche pauschal zu einer Höhe von 1,50 Meter geraten. Das hatte Peter Lübke, der von der IHK als Sachverständiger für Feuerungsanlagen gelistet ist, auf den Plan gerufen. In einem Schreiben an Feuerwehr-Chef Burkhard Klein hielt er Drewes’ Aussage für „gefährlichen Unsinn“. Lübke (66) hatte Klein aufgefordert, diese Aussage zu widerrufen. Für Personen und Haustiere, „deren Atemaufnahme sich unterhalb dieser Höhe befindet“, sei der Ratschlag nämlich lebensgefährlich. „Dazu gehören fast alle sitzenden und ruhenden Menschen.“ Drewes’ Tipp erzeuge „eine Scheinsicherheit“. CO wabere auch nicht im Raum, wie Drewes angegeben hatte. „Es steigt wie Nebel von unten nach oben, so dass die Geräte bodennah aufgehängt werden müssen“, so Lübke, der nach eigener Angabe früher jahrelang in einer Prüfstelle für Gasgeräte tätig war.
Kohlenmonoxid minimal leichter als Luft
Feuerwehr-Chef Burkhard Klein (58) aber hält an den Aussagen des Sprechers fest. Kohlenmonoxid sei minimal leichter als Luft – so sieht es im Übrigen auch Patrick Stürmer –, verteile sich daher im gesamten Raum. Die Aussagen zur Höhe des Gerätes beruhten auf Recherchen in Fachquellen und bei Herstellern. „Ich bleibe dabei, weil mir keine wissenschaftlich untermauerten gegenteiligen Informationen vorliegen“, so Burkhard Klein. Wenn Lübke belastbare Quellen habe, möge er sie ihm bitte zukommen lassen, sagt der Feuerwehr-Chef. „Ich bin der letzte, der seine Meinung dann nicht revidieren würde.“