Christina Kaldenhoff hat einen Hang zur Mathematik, wurde jedoch Jurist und landete mit 35 Jahren an der Spitze der CDU-Fraktion im Stadtrat .
Können Sie sich vorstellen Fraktionschefin zu werden? Mit dem Anruf der CDU-Kreisvorsitzenden, Astrid Timmermann-Fechter, hatte Christina Kaldenhoff nicht gerechnet, erst recht nicht mit dieser Frage. Aber sie sagt auch, dass in ihrem politischen Leben bisher ohnehin vieles nicht geplant gewesen sei. Mit Christina Kaldenhoff (35) hat sich die CDU im Stadtrat nicht nur deutlich an der Spitze verjüngt, sie gibt einer jungen Politikerin auch eine große Chance – wohin der Aufstieg auch führen mag.
„Ich habe nur ganz selten schlechte Laune“, sagt sie und plädiert dafür, Politik insgesamt viel fröhlicher anzugehen. Vieles werde zu schnell von vorneherein schlecht geredet, kritisiert sie und ist fest überzeugt, dass man gerade in der Kommunalpolitik einiges zum Besseren bewegen könne – unbedingt mit dem Bürger.
Ihre erste Bewährungsprobe bestand sie kurz vor Weihnachten. Mit der CDU ist es gelungen, den Haushalt für das letzte und das aktuelle Jahr zu verabschieden. Mit SPD und Grünen fand die CDU einen Weg. Lange sah es nicht danach aus. Die Lehre aus der Hängepartie hat sie gezogen: „Wir werden uns bereits im Januar wieder zusammensetzen. Haushaltsberatungen und Sparanstrengungen sind zur Daueraufgabe geworden.“
Mit Zahlen hat sie es, nicht erst seit sie Politik macht, riesige Defizite summieren und traurige Pro-Kopf-Verschuldungen erklären muss. Am Ende ihrer Schulzeit am Gymnasium in Broich dachte sie daran, Mathematik und Biologie zu studieren. Letztlich wurde es aber Jura. Nach dem Referendariat arbeitete sie einige Jahre als Rechtsberaterin beim Mieterschutzbund. Eine Zeit, die sie schätzte, weil man viel mit Menschen und mit deren Sorgen zu tun hatte, helfen konnte.
Das politische Leben der Christia Kaldenhoff begann in der Schulzeit. Ende der 90er trat sie mit 16 Jahren in die Junge Union ein, wurde später die Vorsitzende der CDU-Nachwuchsorganisation. 2009 kandidierte sie in Speldorf erstmals für den Stadtrat und zog in das Kommunalparlament ein. Vor allem in der Jugendpolitik engagierte sie sich. Auch ihr Geld verdient sie inzwischen in der Politik, arbeitete für die damalige Mülheimer Bundestagsabgeordnete Astrid Timmermann-Fechter, aber auch für den Landtagsabgeordneten Heiko Hendriks. Beide gehören mittlerweile den Parlamenten nicht mehr an. In Essen ist sie heute so etwas wie die rechte Hand des CDU-Kreisgeschäftsführers.
Sie lebt für die Politik von früh bis spät, sagt sie und ist froh, einen Partner zu haben, der dafür Verständnis habe. Viel Zeit für anderes bleibt nicht. Ein wenig Ausgleich bietet der Standard-Latein-Tanz.
Haushalt, ÖPNV, Innenstadt
Karriere in der Politik? Für Christina Kaldenhoff ist das kein Ziel, dem sie hinterherläuft. Aber sie ist auch nicht jemand, der dies von sich weist. Politik beginnt für sie im Dialog vor Ort, ohne jedoch allen nach dem Mund reden zu wollen. „Am Ende wird es nur sehr selten gelingen, allen alles recht zu machen, erst recht, wenn Emotionen im Spiel sind.“ Doch die Entscheidungen zu erklären, hält sie für genauso wichtig, wie sie zu fällen. Den Kontakt zwischen Bürgern und Parteien möchte sie noch niedrigschwelliger machen: Die Diskussionen um den geplanten Autohof in Speldorf, die Gestaltung der Leineweberstraße, der Umbau des Rathausmarktes – das alles sind für sie gute Beispiele eines engen Austausches zwischen Politik und Bürgern. Sie empfindet die Gesellschaft ohnehin in einem hohen Maße als politisch. Für die Parteien sei gerade das auch eine Chance.
Die großen politischen Themen des Jahres sind für sie erneut die Sanierung des Haushaltes, die Entwicklung des Flughafen-Areals, die Planungen für das Lindgens-Gelände, die Weiterentwicklung beim ÖPNV, die Innenstadt. Alles Reizthemen in Mülheim. Im Jugendhilfeausschuss, lobt sie, habe sie stets die sachliche und angenehme Debattenkultur geschätzt. „Warum sollten wir das nicht auf die gesamte Politik übertragen?“
Weg aus Mülheim, weg aus dem Ruhrgebiet? Für Christina Kaldenhoff ist das kein Thema. Heimat habe für sie eine hohe Bedeutung. Und dann erzählt sie von Treffen mit Freundinnen, die weit weg von Mülheim lebten. Wenn die fragten, was sich denn in der kleinen Großstadt am Fluss getan habe, könne sie stets eine Menge berichten – und oft sei viel Gutes dabei.