Mülheim. . Bei einer Umfrage des Unternehmerverbandes äußern sich Firmen zufrieden mit ihrem Jahr 2017. Aber Mülheims Industrie ist ein Sorgenkind.

Zufrieden zeigen sich die meisten Unternehmen der Region mit dem Jahresabschluss 2017, so das Ergebnis der Konjunkturumfrage des Unternehmerverbandes.

Unter den 260 Firmen, die sich an der Erhebung beteiligten, sind auch Mülheimer Standorte. In der branchenübergreifenden Erhebung befragt der Unternehmerverband seine circa 700 Mitglieder (gemeinsam mit anderen Arbeitgeberverbänden des Reviers) traditionell zweimal im Jahr nach Geschäftslage, Erträgen, Umsätzen und Aufträgen. Das Ergebnis: Die Wirtschaft ist weiterhin auf dem Höhenflug.

Industrielle Kerne unter Anpassungsdruck

„Wir erleben seit Anfang 2016 eine sehr robuste Phase, in der uns die Unternehmen kontinuierlich bessere Konjunktur-Trends melden“, so der Sprecher der regionalen Wirtschaft des Unternehmerverbandes, Heinz Lison.

Das gelte auch für Mülheim: „Die wirtschaftliche Lage der meisten Unternehmen ist gut.“ Doch man müsse auch genau hinsehen. „Industrielle Kerne bei uns stehen nach wie vor unter enormem Anpassungsdruck. Die schwierige Entwicklung in der Stahlindustrie und die Folgen der Energiewende treffen Mülheimer Unternehmen mit voller Wucht“, betonte Lison.

Personalabbau bei großen Stahlbetrieben

Bei Siemens stehen noch einmal 741 Stellen zur Disposition, in den großen Stahlbetrieben hat es auch erheblichen Personalabbau gegeben. Zudem ist in Wirtschaftskreisen zunehmend hinter vorgehaltener Hand zu hören, das gar damit zu rechnen sei, dass der länger schon stark unter Druck stehenden Friedrich-Wilhelms-Hütte kaum mehr längerfristig zuzutrauen sei, sich am Markt zu halten. Eine jahrhundertealte Tradition im Auslaufmodus? Die Unternehmensleitung wiegelt, seit ihre Pläne zum gravierenden Stellenabbau gemacht waren, seit mehr als einem Jahr jede Presseabfrage ab.

Zurück zur Umfrage des Unternehmerverbandes. Angesichts der Umbrüche in der Industrie ist es laut Lison gerade jetzt – bei insgesamt guter Konjunktur – wichtig, dass hier am Standort in die Zukunft investiert werde. „Wir wollen digitaler und innovativer werden. Das Ziel muss sein, Mülheim zum wissensbasierten Industriestandort mit vielen guten Arbeitsplätzen weiterzuentwickeln“, betont Heinz Lison.

Viele Firmen planen mit Investitionen

Die Lage der Firmen der Region und die wirtschaftliche Gesamtlage seien jedoch nicht eins zu eins zu vergleichen, so Lison. Bei der wirtschaftlichen Gesamtlage müsse die Arbeitslosigkeit berücksichtigt werden – die sei im Revier zu hoch. „Die Region braucht deutlich mehr Jobs.“ Die Lage für Einstellungen aber ist so gut wie lange nicht. So bewerten 88 Prozent der Unternehmen die aktuelle Geschäftslage mit befriedigend beziehungsweise gut. 81 Prozent sind zudem mit den Umsätzen, immerhin 69 Prozent auch mit den Erträgen zufrieden. Den guten Rückmeldungen liegen gute Auftragseingänge zugrunde.

Die anhaltend gute Konjunktur macht sich in den Investitionen bemerkbar. Immerhin 71 Prozent der Firmen planen gleichbleibend hohe oder gar steigende Investitionen im Inland – ein stabiler Wert im Vergleich zur letzten Umfrage im Frühjahr 2017.

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Von der guten Lage profitieren die Beschäftigten: Immer mehr Unternehmen planen Neueinstellungen und den Ausbau der eigenen Ausbildung.

Dennoch gebe es nach wie vor Unternehmen, die kämpfen müssten, um am Weltmarkt zu bestehen, so der Verband. Etwa ein Drittel haben schlechte Erträge, teils gar im Verlustbereich.

Sorge bereitet dem Unternehmerverband auch der drohende Fachkräftemangel. „Es wird für Unternehmen immer schwieriger, Mitarbeiter zu finden. Daher müssen wir im Ruhrgebiet die Rahmenbedingungen verbessern“, so Verbands-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Schmitz. Hierzu gehörten attraktive Wohnungen genauso wie eine gute Kinderbetreuung.