Mülheim. Programm der Caritas Mülheim bietet Eltern und Kindern kostenfreie, passgenaue Unterstützung. Momentan gibt es aber mehr Anfragen als Paten.
Familienstart – der Name dieses Caritas-Dienstes ist Programm. Zwölf ehrenamtliche Patinnen haben im Jahr 2017 rund 20 Familien begleitet, damit diese durchstarten und Hürden überspringen können.
„Wir könnten mehr Männer und Frauen gebrauchen, die Freude daran haben, mit Kindern umzugehen und Familien zu begleiten“, sagt Anne Genau, die das Projekt koordiniert. Denn zum ersten Mal seit Gründung des Familienstarts im Jahr 2006 können die hauptamtliche Caritas-Mitarbeiterin und ihre ehrenamtlichen Kolleginnen nicht alle Anfragen junger Familien befriedigen.
Die 37-jährige Heilerziehungspflegerin Marie Brandel hatte Glück, als sie vor einem Jahr bei Anne Genau nach Unterstützung fragte. Denn die alleinerziehende, in einer Offenen Ganztagsschule berufstätige Mutter einer zweijährigen Tochter brauchte eine gute und kinderfreundliche Betreuerin.
Ganztagsjob, aber kein Kita-Platz für die Kleine
„Ich fühlte mich total zerrissen. Denn ich muss schon des Geldes wegen ganztags arbeiten, hatte aber keinen Kita-Platz für mein Kind. Und ich wollte meine Eltern, die mir immer wieder ausgeholfen haben, auch nicht dauernd einspannen“, erinnert sich Brandel. Doch ihre Verzweiflung verwandelte sich bald in Erleichterung. Denn Anne Genau fand nach einem persönlichen Gespräch die richtige Frau für die alleinerziehende Mutter und ihre Tochter. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Brandel, als Familienpatin Birgitt Horstmann zum ersten Mal mit der Kleinen spielte.
„Wir sondieren sehr genau, welche ehrenamtliche Patin zu welcher Familie passt. Ohne gegenseitiges Vertrauen und eine in etwa gleiche Wellenlänge geht es nicht“, unterstreicht Genau.
Zwischen Dezember 2016 und September 2017 überbrückte Birgitt Horstmann für Brandel zweimal pro Woche die Zeitlücke, in der ihre Tochter um 14.30 Uhr aus einem Kinderpflegenest abgeholt werden musste und die Mutter gegen 16.15 Uhr nach ihrem Feierabend zu Hause eintraf. „Wir entdeckten zusammen die Welt. Ich habe mit der Tochter von Frau Brandel gespielt, Spaziergänge unternommen, Baustellen und Springbrunnen betrachtet. Denn das fand die Kleine besonders spannend“, berichtet Horstmann.
Familienpatin war im Alltag eine große Hilfe
„Frau Horstmann war für mich eine große Hilfe, weil ich meine Tochter bei ihr in besten Händen wusste und deshalb auch in Ruhe arbeiten konnte“, so denkt die Heilerziehungspflegerin an die Zeit zurück, bevor sie im September 2017 endlich einen Kita-Platz bekam. Vor dem Hintergrund ihrer Erfahrung wünscht sich die alleinerziehende Mutter, dass der Familienstart der Caritas weiterhin genügen ehrenamtliche Paten und Patinnen finden kann.
Darüber hinaus hofft sie aber auch auf eine bessere politische Lobby für alleinerziehende Eltern sowie den Aus- und Aufbau einer flächendeckenden, möglichst kostenfreien Betreuungsstruktur, um wie beim Schulbesuch, keine soziale Benachteiligung zu befördern.
Die 72-jährige Mutter und Großmutter Birgitt Horstmann, die auch beruflich als Sonderpädagogin mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet hat, möchte ihr zeitlich begrenztes Ehrenamt beim Familienstart der Caritas nicht missen. „Der Umgang mit Familien und Kindern ist für mich ein Lebenselixier. Es tut mir gut, eine sinnvolle Aufgabe zu haben, bei der ich mein Wissen und meine Lebenserfahrung einbringen kann“, beschreibt die Familienpatin ihre eigene Motivation, auch weiterhin Familien zu begleiten, die Hilfe brauchen.
Maximal ein Jahr lang werden Familien begleitet
Die Begleitung durch den Familienstart der Caritas ist kostenlos. Das Angebot wird von der Stadt finanziert. Die Unterstützung einer Familie läuft maximal ein Jahr lang.
Ehrenamtliche Familienpaten bestimmen den Umfang ihres Einsatzes. Sie werden durch die Caritas-Mitarbeiterin Anne Genau (Tel. 3000 897/anne.genau@caritas-muelheim.de) begleitet und regelmäßig geschult.