Mülheim. . Karl-Dieter Ellerbracke will die große Tradition des Galopprennsports in Mülheim wieder auferstehen lassen. Pferdezucht ist seine Leidenschaft.
Wie das Leben manchmal so spielt: Karl-Dieter Ellerbracke wollte eigentlich nach Ende der Volksschulzeit Flugzeuge mit der nötigen Elektrik ausstatten. Daraus wurde nichts. Er lernte Kfz-Elektriker. Seine große Leidenschaft wurde das aber nicht. Das wurden Pferde. Ellerbracke, Besitzer des Gestüts Auenquelle und des Mülheimer Stalls Diana, zählt zu den großen Machern im deutschen Pferde-Rennsport. Der 73-Jährige tritt nun an, als Vorsitzender des neuen Rennclubs Mülheim an der Ruhr die große Tradition des Mülheimer Pferdesports wieder zu beleben.
Wie kommt man zur Pferdeleidenschaft, Herr Ellerbracke? Der gebürtige Gütersloher erzählt die Geschichte, wie ein Freund ihn mal in jungen Jahren mit zum Pferdetraining genommen habe. „Die Eleganz und Kraft dieser Tiere haben mich fasziniert.“ Von dem Tag an sei er quasi infiziert gewesen. Er selbst bezeichnet sich als tierlieb. „Wenn ich eine Wespe im Haus habe, fange ich sie im Glas und trage sie nach draußen.“
Ein kleines Gestüt mit acht Stuten
Am Wiehengebirge erwarb er schließlich eine kleine Landwirtschaft, anderthalb Hektar. Das reichte für ein Pferd. „Kalk“ hieß es, ein vierjähriger Wallach, den er bei einer Auktion in Mülheim für 11 000 Mark erwarb. Er sei stolz gewesen. Und beim ersten Rennen gab’s gleich einen zweiten Platz. „Traumsonne“ nannte er sein zweites Pferd. Ellerbracke erwarb weiteres Land, weitere Pferde. Mit acht Stuten hatte er ein kleines Gestüt – Auenquelle, benannt nach dem Nebenfluss der Weser, wo die Pferde grasten.
Ellerbracke und seine Frau, die auch vier Kinder groß zogen, verfielen der Pferdezucht. Heute verfügt das Gestüt über 130 Hektar Land und 40 Mutterstuten. Zum Stall Diana in Mülheim gehören weitere 60 Pferde. Hat er ein Lieblingspferd? „Nein, zu sehr darf man sein Herz nicht an ein einzelnes Pferd hängen.“ Aber er hat gute Erinnerungen an einige Pferde, die große Preise gewonnen haben. So den Preis der Diana in Mülheim. Er erinnert sich an ein Pferd, das er nach England verkaufte, und das dort vielfach überragte. Was sagt er Tierschützern, die im Rennsport eine Quälerei für die Pferde sehen? „Pferde wollen laufen.“
Pferdesport und Landleben prägen Leidenschaft
Für Ellerbracke ist es eine Mischung aus Pferdesport, Landleben und Zucht, die seine Leidenschaft prägen. „Wenn ein Fohlen zur Welt kommt, die Fruchtblase durchtritt und den ersten Laut von sich gibt – das ist etwas Wunderbares.“ Längst ist aus dem Hobby eine Lebensgrundlage geworden, längst hat er Partner gewonnen. 16 Mitarbeiter kümmern sich um das Gestüt.
Ellerbracke war lange Zeit Präsident der deutschen Besitzer- und Zuchtvereinigung. Er war stellvertretender Vorsitzender des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen, unter anderem unter dem Vorsitzenden und späteren Bundespräsidenten Walter Scheel. Noch heute ist er Präsident der Baden-Baden Auktionsgesellschaft, die einzige, die in Deutschland Rennpferde versteigern darf.
Rennbahn am Raffelberg nach wie vor gut
Und jetzt noch Mülheim. Fachleute des Pferdesports, sagt er, hätten schon vor Jahren davor gewarnt, dass der Rennverein Raffelberg so scheitern werde. Im Herbst dieses Jahres stellte der Vorstand des Vereins dann auch einen Insolvenzantrag angesichts von 1,5 Millionen Euro Schulden und einer immer schlechteren Perspektive. Dabei gehörte die Rennbahn in Mülheim einst zu den Top-Adressen in Deutschland mit namhaften Rennen.
Der neue Verein will dort wieder hin, „wenn die Stadt es will und die Politik mitspielt“, betont Ellerbracke. Er hält die Rennbahn am Raffelberg nach wie vor für sehr gut. Er habe sich der Anlage angenommen, weil auch sein Stall Diana mit der Wegnahme der Trainingsmöglichkeiten durch den Vorstand des alten Vereins akut bedroht gewesen sei. Ohne ins Detail zu gehen, sagt Ellerbracke, dass der Rennverein Raffelberg in den vergangenen Jahren entweder „sehr laienhaft geführt“ worden sei oder man habe gar kein Interesse daran gehabt, dass der Pferdesport in Mülheim erfolgreich sei.
Zuspruch in der Bevölkerung
Anfang des Jahres will der neue Verein der Stadt einen Wirtschaftsplan vorlegen. Wenn man den Verein machen lässt, will er dafür sorgen, dass wieder große Rennen nach Mülheim kommen. „Der Zuspruch in der Bevölkerung ist da“, unterstreicht der 73-Jährige mit Verweis auf bis zu 10 000 Besucher an Renntagen. Sanieren, investieren, an alte Zeiten anknüpfen – das alles gehe nicht von heute auf morgen, müsse wachsen. Geduld ist nötig. Aber Geduld, sagt Ellerbracke, sei das, was der Mensch von Pferden lernen könne.
Der Vorstand
- Dem Vorstand des neuen Rennclub Mülheim an der Ruhr gehören weitere Kenner des Galopprennsports an, darunter Günther Gudert, Hans Bierkemper, Werner Krüger und Michael Bergmann. Die Eintragung ins Vereinsregister ist beantragt.
- Als Berater arbeitet Peter Endres, Präsident des Düsseldorfer Rennvereins, mit.