Mülheim. Über 100 Bürger kamen zum Synagogenplatz, um ihre Solidarität mit der jüdischen Gemeinde zu bekunden. Der Botschaft kann sich jeder anschließen.

Kurz nach 17 Uhr verwandelte sich am Mittwoch der Synagogenplatz in ein großes Meer brennender Wunderkerzen. In der Nische vor dem Eingang zum Medienhaus entzündete derweil Markus Püll als Vorsitzender der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft auf einem Gesteck eine Kerze der Solidarität mit der jüdischen Gemeinde, die aus Angst in der vergangenen Woche das öffentliche Chanukka-Fest abgesagt hatte. Weder Püll noch Alt-OberbürgermeisterinDagmar Mühlenfeld, die vor sieben Jahren mit dem damals amtierenden Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, Patrick Marx, die öffentliche Feier des Chanukka-Festes initiiert hatte, wollten nach dieser Absage, die beide für falsch halten, einfach zur Tagesordnung übergehen.

Zeichen für den Frieden und ein Miteinander

Weit mehr als 100 Bürger, darunter viele Vertreter der Ratsfraktionen, der sozialen Organisationen, der Kirchen und Künstler, waren zum Synagogenplatz gekommen, um das Zeichen für den Frieden und ein gemeinsames Miteinander zu setzen. Mühlenfeld erinnerte daran, dass das öffentliche Fest demonstrieren sollte, dass zum Zusammenleben auch das gemeinsame Feiern gehört. „Wir sind davon überzeugt, dass es eine gute und richtige Idee ist, die es zu verteidigen gilt.“ Anknüpfend an den interreligiösen Dialog unterschrieb sie anschließend mit Patrick Marx sowie Superintendent Gerald Hillebrand und Stadtdechant Michael Janßen eine Friedensbotschaft, der sich dann nahezu alle Besucher der Veranstaltung mit ihrer Unterschrift anschlossen.

Das Buch mit dieser Mülheimer Erklärung wird noch bis Samstag im Medienhaus auf einem Tisch an der Erinnerungsstele der Synagoge ausliegen. Offizielle Vertreter der muslimischen Religionen konnten auf die Schnelle zwar nicht zur Teilnahme gewonnen werden, doch kamen, was Mühlenfeld freute, mehrere Einzelvertreter.

Musikalische Umrahmung durch Markus Emanuel Zaja

Besonders bewegend war die musikalische Umrahmung durch den Mülheimer Saxophonisten Markus Emanuel Zaja, dem mit seinen Improvisationen über den Psalm 150 („Lobt Gott in seinem Haus“) auch klanglich der Brückenschlag zwischen den Religionen gelang.

Jacques Marx, der vor 81 Jahren in Paris zur Welt kam, wohin seine Eltern vor den Nazis geflohen waren und der die jüdische Gemeinde in Mülheim 37 Jahre lang geführt hatte, war sehr zufrieden mit dieser Initiative aus der Bürgerschaft, sprach von einem „Zeichen der Brüderlichkeit“ und einer richtigen Idee. „Glaube stiftet Frieden, er gefährdet ihn nicht“, heißt es in der Erklärung. „Jeder glaubt anders. Aber nach unserem Verständnis tut Glaube allen gut.“

>>> KEIN NACHTRÄGLICHES CHANUKKAFEST

Es handelte sich gestern nicht um ein nachträgliches Chanukkafest. Das war mit Einbruch der Dunkelheit nach acht Tagen vorbei, wie Gerhard Bennertz erklärte.

Aber auch in Israel schließt sich am Ende ein Fest an. So passte es auch und stellt auch einen guten Übergang zum Weihnachtsfest dar.