Saarn. . Es gibt inzwischen 88 Kosmetik-Studios in der Stadt. „Wohlfühlbehandlungen“ machen 80 Prozent der Anwendungen aus. Die Anti-Aging-Welle rollt.

Kathrin Brencher ging es wie vielen Frauen: Nach einigen Jahren als Vollzeit-Mutter wollte sie wieder in Teilzeit arbeiten gehen. Da ihre beiden Kinder noch im Grundschulalter sind, konnte und wollte sie nicht in ihr gelerntes Metier (als Haute-Couture-Schneiderin in Düsseldorf) zurück. Sie kam auf die Idee, ein Kosmetikstudio zu eröffnen. „Ich hatte schon immer Spaß daran, mich und meine Freundinnen zu schminken. Außerdem hatten wir in unserem Haus noch einen ungenutzten Raum, der sich für meinen Plan eignete“, berichtet sie.

Die Saarnerin besuchte eine private Kosmetikfachschule und plante zeitgleich die Selbstständigkeit. Den Namen für das Studio dachte sich eine Freundin aus: „Doppeltschön“. Seit Mitte Oktober bietet Kathrin Brencher hier verschiedene kosmetische Leistungen an: Gesichts- und Rückenbehandlungen, Anti-Aging-Anwendungen, Haarentfernung, Maniküre, Wimpern- und Augenbrauen-Styling, Make up, Massagen. Sie nutzt dabei auch fremd klingende Methoden wie Microblading, Iontophorese, Desincrustation, Hochfrequenztherapie.

Es gibt riesige Wachstumsraten

„In das Kosmetikgewerbe können Frauen, auch wenn sie schon älter sind, noch gut einsteigen. Auch eine Betriebsgründung hat gute Chancen. Reich wird man vielleicht nicht, aber wenn man wirtschaftlich vernünftig agiert, kann es klappen“, sagt Eva Melchers, die in Dümpten eine Kosmetikfachschule betreibt und in der Innung sowie bei der Handwerkskammer in Düsseldorf aktiv ist.

Der Markt für Schönheitssalons ist da. Neben der Kosmetik hat sich seit den 80er Jahren Wellness etabliert. „Da gab es riesige Wachstumsraten. Und auch die Anti-Aging-Welle rollt und rollt. Jeder will heute straffe Haut haben. Und das kann mit Kosmetik ja auch funktionieren, es ist nicht nur ein Versprechen“, sagt Melchers. Hinzu kommt, dass heute auch viel mehr Männer auf ihr Aussehen achten und auf Pflege setzen. Schönheit steht höher im Kurs denn je – nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch schon bei ganz jungen Mädchen.

In 20 Prozent geht es um echte Hautprobleme

Es gehe heute nicht nur darum, die Hautsituation eines Kunden zu verbessern, viele wollten sich entspannen und erholen – und sich ein gutes Gefühl verschaffen durch glatte Haut, schöne Nägel oder gepflegte Füße. „Etwa 80 Prozent der Behandlungen sind Wohlfühlbehandlungen, dazu zähle ich auch die Anti-Aging-Anwendungen, in 20 Prozent geht es um echte Hautprobleme wie etwa Akne, Entzündungen oder Allergiereaktionen“, hat Eva Melchers festgestellt.

88 Kosmetik-Betriebe existieren laut Gewerbeamt zurzeit in Mülheim. Sie sind auch in die Handwerksrolle bei der Handwerkskammer Düsseldorf eingetragen, denn das Kosmetikgewerbe gilt wie der Friseurberuf als Handwerk. Die Ausbildung zur Kosmetikerin erfolgt auf verschiedenen Wegen (siehe Text unten), es gibt auch unterschiedliche Prüfungen und Zeugnisse. Selbstständig machen kann man sich aber ganz unabhängig von Ausbildung und Abschluss – auch einen Meistertitel braucht man dafür nicht. „Ich rate aber jedem zu einer umfassenden Ausbildung, die auch kaufmännisches und arbeitsrechtliches Wissen vermittelt,“ sagt Eva Melchers.

Endverbraucher wird erschlagen vom Angebot

Grundpfeiler einer guten Ausbildung seien die Fächer Dermatologie, Anatomie, Physiologie, Chemie, Ernährungsberatung und auch Physik – denn neben der Hautbeurteilung und -pflege habe die kosmetische Behandlung mit Apparaten einen hohen Stellenwert erlangt. Wichtig sei außerdem die Waren- und Wirkstoffkunde. „Kosmetikprodukte unterliegen heute sehr strengen Kontrollen, ähnlich wie Lebensmittel, da kann ich die Kunden beruhigen. Es gibt zurzeit aber rund 6000 Kosmetik-Serien, der Endverbraucher wird erschlagen vom Angebot. Er braucht fachkundige Beratung, das müssen Kosmetikerinnen leisten“, so Melchers. Jedes Kosmetikstudio spezialisiere sich auf bestimmte Produkte. Kathrin Brencher (siehe oben) setzt auf demeter-geprüfte Waren. Wichtig zu wissen: Seit 2013 werden laut EU-Beschluss keine Kosmetika mehr verkauft, denen Tierversuche zu Grunde liegen.

150 Euro gibt jede(r) Deutsche im Schnitt für Kosmetik aus. Manche(r) mehr, manche(r) weniger. Einige gönnen sich vielleicht auch mal ein besonderes Extra: Bei „Doppeltschön“ zum Beispiel kann man sich jetzt im Winter Hollywood-Bräune holen, in einer sich selbst entfaltenden Kabine sprüht Kathrin Brencher die Farbe einfach auf den Körper auf, sie hält ein paar Tage.

55 Fußpflege-Betriebe55 Fußpflege-Betriebe

>> Neben den Kosmetik-Betrieben gibt es in Mülheim laut Gewerbeamt der Stadt derzeit genau 55 Fußpflege-Betriebe. Hinzu kommen 37 Nagelstudios.

Außerdem gibt es Friseure, die kosmetische Leistungen mit im Angebot haben wie etwa Nagel-Modellage und Permanent-Make-up. Im Kammerbezirk sind das rund 10 Prozent der Friseur-Betriebe. Einige bilden aus.