Mülheim. . Siemens-Vorstand, Betriebsräte und IG Metall wollen zeitnah in Sondierungsgespräche zum geplanten Stellenabbau einsteigen. Doch es gibt Ärger.

Siemens-Vorstand und Arbeitnehmervertreter haben vereinbart, zeitnah über den geplanten Stellenabbau ins Gespräch zu kommen. Ziel sei, nach gemeinsamen Lösungen zu suchen, heißt es seitens der Betriebsräte. Derweil sorgte der scheidende Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme mit einem Interview für Empörung.

„Wir können keine Turbinen bauen, die wir dann auf dem Werksgelände vergraben müssen, weil sie niemand haben will“, hatte Cromme gegenüber dem Handelsblatt gesagt. Dass der Aufsichtsratschef bei zuletzt 6 Milliarden Euro Gewinn weiter keinen Gedanken formuliert, für die schwächelnde Kraftwerkssparte Alternativen zum Stellenabbau zu entwickeln, stößt beim Betriebsratsvorsitzenden des Mülheimer Siemens-Standortes, Pietro Bazzoli, sauer auf.

Vorhandenes Know-how nutzen

Er warf Cromme samt Konzernleitung am Freitag vor, „nur rückwärtsgewandt“ zu denken. „Das ist nicht der nötige Ehrgeiz, die betroffenen Standorte zu sichern, die über so viel Expertise verfügen“, sagt Bazzoli. „Das ist Heuschrecken-Mentalität: Wenn etwas nicht funktioniert, machen wir einfach das Nächste.“

Bazzoli wiederholt seine Forderung, das vorhandene Know-how an den Standorten zu nutzen, um zukunftsgerichtete Produkte zu entwickeln. „Wir sollten aus den erneuerbaren und den fossilen Energien keine Gegner machen“, für die Netzstabilität und für die Energiespeicherung fehle es noch an Lösungen. Hier könne Siemens mit seinen Sparten erneuerbare und fossile Energien, aber auch dem Bereich Energiemanagement mehr bewegen. Insbesondere wenn der Konzern im Ruhrgebiet die Kooperation mit Universitäten, Wissenschaft und Start Ups forciere, könnten neue Geschäftsfelder entstehen.

741 Stellen stehen in Mülheim zur Disposition

Am Werksstandort Mülheim stehen bekanntlich weitere 741 Stellen zur Disposition, aus einem alten Programm sind auch noch rund 100 Stellen auf der Streichliste. Von entsprechenden Sozialplan-Angeboten waren zu wenige Mitarbeiter zum freiwilligen Ausscheiden aus dem Betrieb zu bewegen.