Mülheim. . Torsten Sträter gastierte mit seinem Comedy-Programm „Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein“ in der Stadthalle.

Wer bei Torsten Sträter zu spät kommt, der kann sich nicht unbemerkt in den Saal schleichen. Stattdessen wird er vom Scheinwerfer erfasst, kurzerhand zum Mittelpunkt der Show ernannt und – charmant, nicht bösartig – vom Mann auf der Bühne gepiesackt.

Das Publikum und Sträter: es ist für beide Seiten eine fruchtbare Beziehung. Kaum ein Comedian und Kabarettist würde so offen wie Sträter mit den rund 1100 Zuschauern im Theatersaal der ausverkauften Stadthalle flirten und plaudern. Und dafür gibt es „fast Standing Ovations, bevor ich richtig angefangen habe“, wie der Schriftsteller, Slam-Poet und Satiriker Sträter zu Beginn der fast dreistündigen Show prahlen durfte. Ein kompaktes Programm? „Ist ein tolles Konzept, aber nicht mein Konzept.“

Das Publikum ist äußerst durchmischt

Sträter lässt sich also Zeit. Schließlich kommt er auch vom Hölzchen aufs Stöckchen. Ganz nach dem Motto „das Programm hat einen roten Faden, aber der erschließt sich erst nächsten Mittwoch“ springt er von Thema zu Thema. Es geht um die letzte Prostata-Untersuchung, Saugroboter im Fitnessstudio oder Bananen-Aufbewahrungsboxen, kurzum: Absurditäten des Alltags.

Nur dem politischen Kabarett bleibt Sträter an diesem Abend fern, denn: „Politik ist sowieso nur Kokolores.“ Dem äußerst durchmischten Publikum schien das recht gewesen zu sein – obwohl der 51-jährige Sträter seine trockenen Witze in der zweiten Hälfte allzu sehr seinem jugendlichen Kleidungsstil anpasste. Will heißen: viel Wind um Geschlechtsorgane und Geschichten übers Furzen in der Zugabe. Doch egal, ob man nun Humor ober- oder unterhalb der Gürtellinie mag: was man dem Mann mit der Mütze nicht absprechen kann, das ist sein Improvisationstalent. Seine Show ist ein großer Bewusstseinsstrom.

Sträter braucht nur ein Stichwort

Wer Torsten Sträter nur als Vorleser mit dem schwarzen Büchlein aus Dieter Nuhrs ARD-Sendung kennt oder ihn bisher nur als vom Teleprompter ablesenden Pressesprecher politischer Satire-Opfer in der NRD-Show „extra 3“ erlebt hat, der dürfte überrascht gewesen sein von so viel Spontaneität. Sträter braucht nur ein Stichwort – und macht direkt daraus einen Witz. Man möchte ihn eigentlich nicht auf der Bühne sehen, sondern mit ihm den Urlaub verbringen. Denn über all das, was man auf einer Tour durch fremde Länder riechen, schmecken, sehen würde, hätte Sträter eine lustige Bemerkung parat. Wer braucht da schon ein durchstrukturiertes Konzept? „Worauf wollte ich eigentlich hinaus?“ Wir wissen es auch nicht, lieber Herr Sträter. Spaß hatten wir trotzdem.

>> STRÄTER AUF ALLEN KANÄLEN

- Mit „Sträters Männerhaushalt“ hat der Comedy-Star eine eigene Sendung beim WDR. Am Samstag, 9. Dezember, von 21.45 bis 22.30 Uhr, läuft die vorerst letzte Folge mit Kai Pflaume als Gast.

- Mit Hennes Bender und Gerry Streberg nimmt Sträter regelmäßig einen gemeinsamen Podcast auf. Reinhören lässt sich im Netz: www.gerrystreberg.podspot.de. Sträters aktuelles Buch heißt „Als ich in meinem Alter war“.

- Nächste Gäste in der Kulturgut-Reihe in der Stadthalle sind Wilfried Schmickler am 2. Dezember und Rainald Grebe am 7. Dezember, jeweils 20 Uhr. Karten gibt’s auch im Leserladen an der Eppinghofer Straße 1-3.