Mülheim. . In groben Zügen erläutern die Straßenplaner den sechsspurigen Ausbau der A 40 und das Genehmigungsverfahren. Anwohner hätten gern mehr erfahren.
- 100 Anlieger drängen sich vor den Karten an den Infowänden und stellen besorgte Fragen
- Etliche Anwohner wollen keine Lärmschutzwand vor ihren Häusern haben
- Zwischen Kaiserberg und Essen-Frohnhausen wird entlang der 12,3 Kilometer langen Strecke viel gebaut
„Fahren in zehn Jahren Lastwagen durch meinen Garten?“ „Steht die Lärmschutzwand später direkt vor dem Wohnzimmerfenster?“ „Der Ruhrschnellweg ist eine Stadtautobahn. Warum machen Sie die fit für schweren Fernverkehr?“ Warum geben Sie die Millionen nicht für einen wirklich funktionierenden Öffentlichen Nahverkehr aus?“ Mit diesen und weiteren, oft detaillierten Fragen konfrontierten die Besucher die neun Mitarbeiter von Straßen.NRW im Forum der Gustav-Heinemann-Gesamtschule.
Bereits um 17 Uhr – als Vorabinformation für alle Pressevertreter angesetzt – drängen sich am Montag rund 100 Anlieger vor den Karten an den Wänden. „Da geht eine Linie quer durch unseren Garten. Was bedeutet das?“ fragt eine Styrumerin, die an der Verbindungsstraße wohnt. „Bleibt die Kruppstraße erhalten?“ will ein Heißener wissen. „Warum bauen Sie eine acht Meter hohe Wand hinter unserem Haus?“, fragt eine Dümptenerin vom Damaschkeweg. „Sie erhalten alle eine klare Antwort – wenn nicht heute Abend, dann in den nächsten Monaten“, betont Dieter Wiechering (SPD). Der Vorsitzende des Planungsausschusses moderiert das Informationstreffen.
Noch keine Einzelheiten über Lärmschutzwände
Konkrete Einzelheiten, wo genau eine Lärmschutzwand in welcher Höhe aufgebaut wird, haben die Straßenplaner jetzt nicht parat. „Der Bund hat die Absicht, die A 40 sechsstreifig auszubauen. Wir informieren Sie heute frühzeitig, damit wir vor der Detailplanung mit Ihnen alles erläutern können, was auf Sie zukommt“, beschreibt Christoph Neumann, Abteilungsleiter Planung bei Straßen.NRW, das Verfahren bis zur Baugenehmigung und Auftragsvergabe.
„Wir wollen möglichst den vorhandenen Raum und die bestehenden Flächen nutzten. Es gibt auch Stellen, wo wir Grundstücke anschneiden müssen“, erläutert Projektleiter Frank Hinderlandt. „Und was ist, wenn die Leute nichts abgeben wollen?“, kommt eine Zwischenfrage. „Wir werden darüber reden, die Möglichkeiten aufzeigen und versuchen, uns zu einigen“, antwortet Hinterlandt. Dass vor der Autobahnverbreiterung auch eine Enteignung stehen kann, sagt er nicht. Diesen letzten Schritt gehen die Planer ungern. Aber das Planungsrecht schafft diese Möglichkeit.
An der Hofstraße und an der Verbindungsstraße stehen die Häuser nah an der Autobahn. Dort gibt es auch Anwohner, die erklärten: „Wir wollen keine hässliche Lärmschutzwand. Die haben wir schon vor Jahren abgelehnt.“ Dümptener und Heißener hätten die Schallschlucker lieber heute als morgen. „Kann man die Wände nicht sofort bauen?“. „Wir brauchen die Flächen zum Bauen. Die Wände können wir erst zum Schluss auf die Ränder setzen“, erklärt Frank Hinterland. Seine Kollegen Jasmin Schmidt und Andreas Kemmbach beschreiben dazu die komplizierten Lärmschutzkriterien und Umweltverträglichkeitsuntersuchungen. „Der sechsspurige Ausbau macht den Verkehr flüssiger. In der Umgebung wird es leiser“, lautet die Botschaft der Planer. Nicht alle Anlieger glauben das. Heißener fürchten mehr Staus neben ihren Gärten, „weil sich dort die Autobahn auf vier Spuren verengt.“
Marode Brücken werden erneuert
Die A 40 werten Experten als Verkehrshauptschlagader des Ruhrgebiets. Diese Ost-West-Achse verbindet viele Großstädte im Ruhrgebiet mit dem Niederrhein und den Niederlanden. Auf dem Abschnitt durch Mülheim ist die A 40 mit täglich 80 000 bis 90 000 Kraftfahrzeugen hoch belastet. Laut Prognosen wird diese Belastung weiter zunehmen. Nur fünf Prozent sind durchfahrende Lkw. Die große Mehrheit der Fahrer nutzt die Autobahn als schnelle Städte- oder Vorortverbindung.
Wegen der damit ebenfalls zunehmenden negativen Konsequenzen im Ballungsraum – Staus, Lärm- und Schadstoffbelastung – wurde der Abschnitt im gültigen Bundesverkehrswegeplan 2030 als Projekt „des vordringlichen Bedarfs – Engpassbeseitigung“ aufgenommen. „Der sechsstreifige Ausbau ist ein notwendiger Schritt zu mehr Leistungsfähigkeit und Verkehrssicherheit“, steht in der Begründung.
254 Millionen Euro für das gesamte Projekt
Zwischen Duisburg-Kaiserberg und Essen-Frohnhausen wird entlang der 12,3 Kilometer langen Strecke viel gebaut. Die Autobahnbrücken über den Schifffahrtskanal (200 Meter lang), die Ruhr (530 Meter) und die Eisenbahn (Hardenbergbrücke, 170 Meter) werden erst ertüchtigt und danach komplett erneuert. Das gilt auch für alle weiteren 18 Über- und Unterführungen der A 40 in den Stadtteilen. „Die sind alle marode“, weiß Martin Heidlein von Straßen.NRW. Die Planungsgespräche mit der Stadt und der Ruhrbahn folgen demnächst. 254 Millionen Euro sind bisher für das gesamte Projekt veranschlagt.
Bis auf einige Engstellen ist entlang der Autobahntrasse genug Freifläche für zwei weitere Fahrspuren vorhanden. An einigen Engstellen müssen die Planer mit dem vorhandenen Platz auskommen. Böschungen weichen Stützmauern. Lärmschutz steht vor den Gärten.
Anlieger befürchten Staus vor Essen
Die neue, sechsstreifige Autobahn mit zwei Standspuren ist 36 Meter breit. Die Anschlussstellen im Ausbauabschnitt werden nach „derzeitigem Stand ohne Eingriff ins untergeordnete Netz angepasst und aus- oder umgebaut“, sagen die Planer von Straßen.NRW.
In welchem der vorgesehenen drei Bauabschnitte zuerst die Verbreiterung beginnt ist offen. „Wir planen alle Abschnitte parallel. Wo das Planfeststellungsverfahren zu erst abgeschlossen ist, beginnen wir mit dem Ausbau“, erläutert Projektleiter Frank Hinterlandt. Beim Planverfahren haben Anlieger Mitspracherechte, Klagen sind ebenso möglich.
Der erste Abschnitt erstreckt sich vom Kreuz Kaiserberg bis zur Anschlussstelle Dümpten. Besondere Anforderung sind dort das korrespondieren mit Planungen zum Autobahnkreuz Kaiserberg. Die Ein- und Ausfahrten des Kreuzes Kaiserberg reichen bis auf die beiden Brücken über den Schifffahrtskanal und die Ruhr. Während der Brückenneubauten dienen sie Baustellenumfahrung mit jeweils zwei Richtungsfahrstreifen ohne Standspuren.
Im Bereich des Rhein-Ruhr-Zentrums Staus erwartet
Der zweite Abschnitt reicht von der Mellinghofer Straße bis zur Anschlussstelle Heißen. Der dritte Abschnitt endet an der Anschlussstelle Essen-Frohnhausen. Charakteristisch für den gesamten dritten Abschnitt ist die im Mittelstreifen liegende Stadtbahn-Linie U 18. „Die Koordinierung der betrieblichen Belange von Straße und Schiene während der Bauzeit stellen eine besondere Herausforderung dar“, erwarten die Planer komplizierte Arbeit.
Im Bereich des Rhein-Ruhr-Zentrums erwarten Anlieger Dauerstaus, weil es für das vierspurige Nadelöhr in Essen keine Ausbauplanung gibt. „Daher ist das Mülheimer Projekt auch Unsinn“, sagte ein Anlieger der Blücherstraße. „Der Landesverkehrsminister muss dafür den Planungsauftrag erteilen. Geld ist dafür in Berlin genug da“, antwortet Arno Klare. Der SPD-Bundestagabgeordnete sitzt im Verkehrsausschuss
<<< BERATUNGEN FÜR ANLIEGER FOLGEN
Über den sechsspurigen Ausbau der A40 zwischen Kaiserberg und Frohnhausen informiert Straßen.NRW fortlaufend zum aktuellen Stand der Planungen. Zu finden im Internet unter: www.straßen.nrw.de/projekte/a40.html
In den nächsten Monaten wird es dazu Einzelgespräche mit Anliegern geben. Beratungen über Lärmschutz, Art der Grundstücksabschottung oder Flächenverluste sind bei Straßen.NRW in den Essener Büros erwünscht.