Mülheim. . Friedhofssatzung schreibt vor, wie viel Prozent der Grabfläche bepflanzt werden müssen. Satzung wird bald geändert und dem Zeitgeist angepasst.

  • Insgesamt gibt es in Mülheim rund 60 000 Grabstätten
  • Die Friedhofssatzung regelt unter anderem auch, wie die Gräber gestaltet werden dürfen
  • Bei Kindergräbern agieren die Friedhofsmitarbeiter sensibler und kulanter

An Allerheiligen, dem alljährlichen Gedenktag für Verstorbene, besuchen Angehörige den Friedhof und pflegen und schmücken Gräber. Insgesamt rund 60 000 Grabstätten gibt es auf den städtischen Friedhöfen in Mülheim.

Immer im Auge behalten müssen die Angehörigen jedoch die Friedhofssatzung, die auch regelt, wie die Gräber gestaltet werden dürfen. So ist die vollständige Bedeckung mit Kies oder Steinplatten nicht erlaubt. Mindestens 25 Prozent des Grabes müssen bepflanzt werden, heißt es in der Satzung. Der Einsatz von Steinen bei der Grabgestaltung steigt, da so die Pflege vermeintlich einfach gehalten werden kann. „Früher war die regelmäßige Grabpflege innerhalb der Familie selbstverständlich. Durch die Schnelllebigkeit haben Angehörige weniger Zeit und sind auch nicht immer vor Ort“, erklärt Rainer Stobbe, Abteilungsleiter für den Bereich Friedhofswesen im städtischen Grünflächenamt.

Folien in den Gräbern sind nicht erlaubt

Rainer Stobbe, Abteilungsleiter für den Bereich Friedhofswesen im städtischen Grünflächenamt.
Rainer Stobbe, Abteilungsleiter für den Bereich Friedhofswesen im städtischen Grünflächenamt. © Michael Dahlke

„Damit weniger Unkraut sprießt, legen manche Leute unerlaubterweise eine Folie unter die Erde und die Bepflanzung“, sagt Rainer Stobbe. Unkraut wachse trotzdem durch die fliegenden Samen in der Luft. Stobbe erklärt, warum Folien und Gegenstände aus Kunststoff nicht erlaubt sind: „Durch die Abdeckung wird der Luftaustausch in der Erde unterbunden, so dass der Leichnam nicht verwesen kann.“ Grabmale und Einfassungen aus Kunststein und aus nicht wetterbeständigem Werkstoff, farbige Anstriche und Kunststoffbuchstaben sind nicht zugelassen, heißt es in der Satzung. Bei Kindergräbern agieren die Friedhofsmitarbeiter sensibler und kulanter, was die Grabgestaltung angehe, erläutert Stobbe. „Die Trauerbewältigung der Angehörigen ist intensiv und so erlauben wir zum Beispiel Spielzeuge, auch aus Plastik, auf den Gräbern.“

Friedhofssatzung soll gelockert werden

Die aktuelle Satzung gilt seit Dezember 2013. Stobbe verrät: „Das Friedhofsamt überlegt einige Satzungspunkte zu lockern und eine zeitgemäßere Formulierung und mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu wählen.“ Sei seien dabei, die Satzung dem Zeitgeist anzupassen.

Mindestens einmal im Jahr kontrollieren die Mitarbeiter alle städtischen Friedhöfe, ob die Friedhofssatzung eingehalten wird. Hängen Hecken und Sträucher auf das Nachbargrab oder wuchert Unkraut auf dem Grab, dann werden die Eigentümer benachrichtigt. Denn es gilt die Pflicht zur Grabpflege. Doch nicht immer erreichen Rainer Stobbe und seine Mitarbeiter die sogenannten Nutzungsberechtigten. Letzte Konsequenz ist die Einebnung des vernachlässigten Grabes.

Weniger Aufträge für Steinmetze und Gärtnereien

Barbara Buhle bindet Grab-Kränze.
Barbara Buhle bindet Grab-Kränze. © Michael Dahlke

Wer es nicht soweit kommen lassen will und keine Zeit für die Grabpflege hat, beauftragt einen Friedhofsgärtner. Blumenhaus und Friedhofsgärtnerei Buhle in Heißen-Fulerum beschäftigt 13 Friedhofsgärtner in Mülheim. Einer davon ist Martin Franzen. „Bei der Gestaltung verfolgen wir das Ziel, die Grabstätte möglichst ganzflächig zu bepflanzen.“ Jetzt im Herbst bringen Sommer- und Winterheide Farbe auf die Ruhestätten. „Die Gestaltung der Gräber ist in den letzten Jahren lockerer und farbenfroher geworden“, sagt Inhaber Walter Buhle.

Mehr Urnengemeinschaftsgräber

Bunte Strukturbeete, Gräser, Farne oder Scheinbeere würden gern gepflanzt. Da die Anzahl der Urnengemeinschaftsgräber zunimmt, seien vor allem kleine Herzen und kleine Kränzchen gefragt. „Wir versuchen uns als Friedhofsgärtnerei mit den Gestecken von den Baumärkten und Discountern abzuheben, indem wir sie lediglich individuell auf Nachfrage anfertigen“, sagt Buhle.

Zur Grabgestaltung tragen auch die Grabsteine bei, die Steinmetzmeister Raimund Rasche am Hauptfriedhof anbietet. Ausgefallene Wünsche seien selten. Die meisten Kunden suchen sich eher kleine Grabsteine mit einer versiegelten pflegeleichten Oberfläche aus. „Sprüche auf den Grabsteinen sind selten, meist gravieren wir nur Name und die Daten ein“, sagt Rasche. Ein Grabstein koste 300 Euro aufwärts. Da es immer mehr Gemeinschafts- und Urnengräber gibt, die keine individuellen Grabsteine und wenig Bepflanzung benötigen, hätten Steinmetze und Friedhofsgärtnereien immer weniger Arbeit.