Mülheim. Eine Seniorin wird bei einem Unfall mit einem Radfahrer schwer verletzt. Der Mann begeht Fahrerflucht - wie 113 andere im letzten Jahr auch.

Auch in dieser Woche meldete die Polizei wieder zwei Unfälle, bei denen der Verursacher Fahrerflucht beging. In einem Fall in Menden-Holthausen wurde ein 83-Jähriger dabei so schwer angefahren, dass er stationär im Krankenhaus verblieb. Im vergangenen Jahr musste die Polizei Essen/Mülheim 113 Fälle registrieren, bei denen der Verursacher verschwand, ohne sich um das Opfer zu kümmern. Wie es einem Opfer ergehen kann, zeigt der Fall von Helma Kokoska, einer Seniorin aus Broich.

Die Behinderungen sind der 63-Jährigen auch drei Wochen nach dem Unglück noch deutlich anzumerken. „Etwa ein Jahr wird es dauern, bis ich alle Schäden überwunden habe – wenn es gut geht“, sagt sie.

Ein heftiger Schlag von der Seite

Das Unglück ereignete sich Anfang Juli auf dem kombinierten Rad- und Gehweg an der Duisburger Straße. Helma Kokoska hatte dort ihre Kinder und Enkelkinder besucht und wollte zu ihrem Auto. Vor der Haustür auf dem Gehweg habe sie sich verabschiedet, noch mal etwas ihrem Enkelkind zugerufen, als sie von der Seite einen heftigen Schlag verspürte. Sie sei herumgeschleudert bis zu ihrem Auto am Straßenrand, wo sie dann zu Boden gestürzt sei. Dort blieb sie liegen, habe sich nicht mehr bewegen können, allerdings habe sie noch gehört, wie der Radfahrer gerufen habe: Kannst Du nicht aufpassen! Dann sei er weggefahren.

Ihr Schwiegersohn und noch eine weitere Person haben sie aufgehoben. Es ging ins Krankenhaus. Sie habe große Schmerzen gehabt. An ihrer Hose sei deutlich der Abdruck des Reifens zu sehen gewesen. „Der Radfahrer muss sehr schnell gewesen sein“, klagt sie.

In der Klinik stellen die Ärzte nicht nur zahlreiche Prellungen, eine stark geschwollene Hand, Blutergüsse und Schürfungen fest, sondern auch einen komplizierten Oberarmbruch, der am anderen Tag operiert werden musste.

Das Leben hat sich nach dem Unfall sehr verändert

Ihr Leben, sagt Helma Kokoska, habe sich seit dem Unfall sehr geändert. Auto fahren kann sie nicht mehr. Zum An- und Ausziehen brauchte sie bisher immer eine Hilfe, sie erhält Krankengymnastik, damit die Funktionsfähigkeit des Armes wieder hergestellt wird. Ohne Schmerzmittel, sagt sie, gehe es immer noch nicht. Vor allem der Rücken tue ihr noch sehr weh.

Die Broicherin hatte sehr schnell die Polizei eingeschaltet und Anzeige erstattet. Ein Rechtsanwalt vertritt sie. Mit Hilfe von Zeugen konnte die Polizei wenige Tage später den Radfahrer in Speldorf ausfindig machen. Die Aufklärungsquote bei Unfallflucht mit Personenschaden liegt bei etwa 70 Prozent, berichtet Annika König, Sprecherin im Polizeipräsidium Essen/Mülheim. Erste Tendenzen zeigten, dass die Quote in diesem Jahr noch höher ausfallen könnte.

Wunsch nach Hinweisschildern

Das Unfallopfer aus Broich appelliert, dass mehr Rücksicht genommen werden sollte. „Wie Autofahrer müssen auch Radfahrer angemessen unterwegs sein.“ Für sie heißt das: langsamer fahren. Gerade bei den kombinierten Rad- und Gehwegen sei dies zwingend. Hinweisschilder für Radfahrer hält sie an der Duisburger Straße für sinnvoll und wichtig, da an einigen Passagen es sehr eng werde.

Klagen über zu schnelle Radfahrer gibt es auch an anderen Stellen in der Stadt, immer wieder auch in den Fußgängerzonen und am Ruhrufer. Das Ordnungsamt will zeitversetzt kontrollieren.