Speldorf. Nachdem Steine aus der Fassade auf den Vorplatz gefallen waren, lässt die Evangelische Kirchengemeinde Speldorf das Gotteshaus sanieren.

  • Seit Mai wird die Lutherkirche in Speldorf umfangreich saniert
  • Steine werden ersetzt, Fugen neu verfüllt und auch die Uhren überarbeitet
  • Das Presbyterium plant, bis Weihnachten mit der Sanierung fertig zu sein

Weihnachten, da ist Pfarrerin Katrin Schirmer ganz zuversichtlich, werde die Lutherkirche in neuem Glanz erstrahlen. In Teilen tut das das Gotteshaus im Herzen Speldorfs jetzt schon – bloß ist davon noch nicht allzu viel zu sehen, weil ein großflächiges Gerüst fast den gesamten Turm und Teile des Kirchenschiffs ummantelt.

Ein Gerüst ummantelt den gesamten Turm.
Ein Gerüst ummantelt den gesamten Turm. © Oliver Müller

Ziemlich bald – in etwa zwei Wochen, sofern das Wetter mitspielt – melden die Verantwortlichen, werde das Gerüst nach und nach zurückgebaut. Dann wird sichtbar werden, was die Handwerker aus verschiedenen Gewerken in den vergangenen Monaten seit Beginn der Sanierung im Mai alles geschafft haben. Denn unterschiedliche Experten sind nötig, um das Bauwerk aus dem Jahr 1883 wieder in Stand zu setzen. „An der Lutherkirche arbeiten wir mit vier bis elf Leuten, darunter Steinmetze, Maurer und Verfugungsfachleute“, erklärt Gregor Schultheis, dessen Spezialbaubetrieb die Arbeiten ausführt. Und nicht nur die Menschen sind besonders, die an der Lutherkirche zum Einsatz kommen – auch das Material ist speziell, nicht zuletzt, weil die Kirche unter Denkmalschutz steht.

3000 Backsteine extra gebrannt

Rund 3000 Backsteine, die nach und nach die Lücken füllen, aus denen die alten herausgebröckelt sind, sind extra für das Speldorfer Gotteshaus gebrannt worden. „Im alten Reichsformat in Rot-Braun mit Kohlebrand“, erklärt Gregor Schultheis die Vorgehensweise. Alte Steine, die zwar von Verschleiß und Witterung schon angegriffen, aber noch zu retten sind, beschreibt der Experte, werden von den Handwerkern mit Plomben verfüllt, „wie das der Zahnarzt bei uns macht.“ Oben an einem der Fenster in rund 25 Metern Höhe ist Steinmetz Ralf Göbel gerade dabei, die Streben des Fensters auszubessern. „Das ist Tuffstein, extrem weich, der die Bleiverglasung hält“, erklärt der Experte.

„Wir sind im Plan“, sagt Kirchmeister Werner Kamann und verdeutlicht: „Jetzt, wo das Gerüst einmal steht, lassen wir auch andere Arbeiten ausführen an Stellen, an die man sonst nicht dran kommt.“ So werden etwa die Schall-Luken am Glockenturm gestrichen und die Uhren an den vier Seiten des Turms überarbeitet. Wenn diese dann zurückkommen, haben sie ein beleuchtetes Ziffernblatt – eine Neuerung für Speldorf.

Mit Spenden wird die Sanierung unterstützt

Über die Kosten der umfangreichen Sanierung will das Presbyterium keine Angaben machen. Die Höhe der notwendigen Ausgaben wollen Pfarrerin Katrin Schirmer und Kirchmeister Werner Kamann auf der Gemeindeversammlung am ersten Advent bekannt geben – und nochmal für ihre Aktion „Stein für Schein“ werben. Speldorfer und alle, denen die Lutherkirche am Herzen liegt, können gegen einen selbst gewählten Obolus einen echte, mit einem roten Siegel versehenen Kirchen-Stein, einen von jenen, die durch die neuen ersetzt worden sind, erwerben und mit dem gespendeten Geld die Sanierung unterstützen. Dass viele Speldorfer an ihrem Gotteshaus hängen, zeige, so Schirmer, dass bereits rund 40 der steinernen Andenken verkauft worden sind.

Zwar habe es in den vergangenen Monaten Einschränkungen durch die Bauarbeiten für die Gläubigen, die die Lutherkirche besuchen wollen, gegeben. Doch alle Beteiligten haben einen Kompromiss gefunden: „Die Handwerker hinterlassen die Baustelle freitags mittags sauber, so dass wir am Wochenende unsere Gottesdienste feiern können und auch Trauungen abhalten. Letztens kam sogar ein Brautpaar mit Bau-Helmen.“