Mülheim. . Monika Stehling glaubt, dass sie sich im Evangelischen Krankenhaus eine Legionellen-Pneumonie zugezogen hat. Klinik sagt öffentlich nichts dazu.

  • Mit Wasser in der Lunge ist Monika Stehling am 19. August in die Klinik eingeliefert worden
  • Elf Tage später bekam sie eine Lungenentzündung, die sich später als Legionellen-Pneumonie herausstellte
  • Sie ärgert sich über Behauptung der Klinik, sie könne sich die Krankheit auch anderswo zugezogen haben

Monika Stehling, vor rund einem Monat Patientin im Evangelischen Krankenhaus, will die Klinik auf Schmerzensgeld verklagen. Die 52-jährige Mülheimerin ist überzeugt davon, dass sie sich während ihrer Behandlung auf Station 5 B des Hospitals eine Legionellen-Pneumonie zugezogen hat.

Im Krankenhaus aufgenommen worden war Monika Stehling am 19. August, mit starken Atembeschwerden sowie Wasser in der Lunge. „Man hat eine Lungenpunktion gemacht. 1,6 Liter sind abgezapft worden.“ Woher die Flüssigkeit stammte, weiß Stehling „bis heute nicht“. Zum Glück aber erfuhr sie am 28. August, dass sie nicht an Lungenkrebs leidet. „Das war das Wichtigste.“ Am 30. August habe sie dann mit einem Mal hohes Fieber entwickelt und die Mediziner hätten von einer Lungenentzündung gesprochen. „Am 5. September hieß es, ich habe eine Legionellen-Pneumonie. Der diensthabende Arzt ließ fallen, dass sich Vorfälle mit Legionellen gerade häufen würden.“

Monika Stehling will wissen, wo sie sich angesteckt hat

Monika Stehling wollte wissen, wo sie sich angesteckt haben könnte. „Man sprach allgemein von Klimaanlagen und Duschen.“ Die Mülheimerin aber ist sicher, dass sich die Quelle der Erreger im Krankenhaus selbst befand. Zum einen habe sie sich dort regelmäßig gewaschen und geduscht. Zum anderen seien kurz nach ihrer Diagnose die Duschen auf der Station gesperrt und ziemlich bald auch Filter an Duschköpfen und Wasserhähnen angebracht worden.

Laut Robert-Koch-Institut beträgt die Inkubationszeit bei Legionellen-Pneumonie zwei bis zehn Tage; das passe zu ihrer Annahme, sagt Stehling. Zwischen Aufnahme am 19. und Ausbruch der Krankheit am 30. August lagen elf Tage.

„Das Klinikpersonal hat alles abgestritten“

„Das Klinikpersonal hat aber alles abgestritten und behauptet, ich könne das auch von draußen mitgebracht haben. Sie haben gesagt, die Inkubationszeit könne durchaus auch bis zu zwölf Tage betragen.“ Ab Ausbruch der Krankheit habe sich niemand mehr um eine Erklärung für das Wasser in ihrer Lunge gekümmert. „Es ging nur noch um die Legionellen.“ Das verabreichte Antibiotikum habe zunächst nicht angeschlagen, bis zum 9. September jedoch hatte Monika Stehlings Zustand sich so weit verbessert, dass sie entlassen wurde.

Ihre Hausärztin übernahm die Behandlung. „Ich bin leider immer noch krankgeschrieben“, bedauert die 52-Jährige, „ich komme einfach nicht wieder auf die Beine.“ Monika Stehling ist „wütend, weil das Krankenhaus mir alles in die Schuhe geschoben hat“. Und enttäuscht, „dass nicht ein Wort der Entschuldigung gekommen ist“. Man habe sie gänzlich allein gelassen, offiziell nichts zugegeben. Und man habe sie stark verunsichert: „Es ist kein gutes Gefühl, wenn man nicht weiß, wo so eine Krankheit herkommt. Dann hat man plötzlich sogar zu Hause Angst.“ Weder ihr Mann noch die Nachbarn im Mehrfamilienhaus aber seien erkrankt – auch daher gehe sie fest davon aus, dass sie Opfer des Legionellen-Ausbruchs in der Klinik geworden ist.

Patientin: In der Klinik passiert nur was unter Druck

„Bisher hatte ich eine sehr hohe Meinung vom Evangelischen Krankenhaus.“ Jetzt aber habe sie ihre Krankenakte angefordert, „für den Anwalt“. Man habe ihr mitgeteilt, dass es dauern könne, bis sie diese bekomme; die Akte sei „zur Digitalisierung“. Stehling beklagt, dass in dem Hospital nur unter Druck etwas passiere, dass freiwillig keine Informationen herausgegeben werden. „Ob das mit der Klage funktioniert, weiß ich nicht.“ Entscheidend aber sei: „Normalerweise gehe ich ins Krankenhaus, um gesund zu werden. In diesem Fall bin ich kränker herausgekommen.“ An diese Zeitung habe sie sich auch gewandt, um andere Menschen aufzurütteln: „Wenn ich es da bekommen habe, können es sich auch andere da geholt haben.“

Das Krankenhaus möchte den Fall öffentlich nicht näher kommentieren. In einer Stellungnahme gestern hieß es, dass man bestätigen könne, dass die Person Kontakt zur Klinik aufgenommen hätte. Man wolle Gespräche mit Patienten und Angehörigen aber nicht über die Medien führen, so eine Sprecherin des Krankenhauses – „zumal es sich hierbei um höchstsensible Fragestellungen zu handeln scheint“.

Christiane Korwes denkt über rechtliche Schritte nach

Auch Christiane Korwes und ihre Mutter Rita Korwes hoffen derweil darauf, dass Betroffene aufmerksam werden. Denn auch sie denken über rechtliche Schritte nach, würden sich dafür aber gern mit anderen zusammentun. Personalreferentin Christiane Korwes ist durch die Berichterstattung der Zeitung der Gedanke gekommen, dass ihre Tante zu den vier Toten zählen könnte, von denen die Rede ist. „Für mich ist die Wahrscheinlichkeit mittlerweile sehr hoch, dass meine Tante zu denen gehört, die an der Legionellen-Pneumonie gestorben sind“, sagt die 44-Jährige.

Die Schwester ihrer Mutter sei rund einen Monat vor ihrem Tod, am 24. August, „wegen Luftnot, Mattigkeit und Schmerzen“ auf eigenen Wunsch in die Klinik gekommen. Es war der 23. Juli, „und nach drei, vier Tagen hatte man festgestellt, dass sie an akuter Leukämie leidet“. Für ihre Mutter, so Korwes, sei das ein „totaler Schock“ gewesen; „die Schwestern hingen sehr aneinander“. Der behandelnde Arzt aber habe damals mitgeteilt, „dass man mit der Diagnose noch ein, zwei Jahre leben kann“.

Plötzlich kam eine schwere Lungenentzündung hinzu

Zwischenzeitlich sei es der Tante auch durchaus mal wieder besser gegangen, schildert die Nichte. „Sie war zwar müde und schlapp, aber wieder gut ansprechbar.“ Am 16. August sei dann plötzlich eine schwere Lungenentzündung diagnostiziert worden. „Und das, obwohl sie isoliert gewesen ist“, so Christiane Korwes. „Schon auf dem Flur vor ihrem Zimmer mussten wir uns Handschuhe anziehen, Mundschutz und Kittel. Und wir durften sie nicht berühren.“

Man habe sich sehr gewundert, wo die Lungenentzündung mit einem Mal hergekommen sei. Heute aber – mit dem Wissen darum, wie sich Legionellen-Pneumonien entwickeln – passe vieles: Die Tante, die auf den Stationen 5 und 8 gelegen habe, sei schließlich „auch geduscht und gewaschen worden“.

Patientin hat bislang keine Auskünfte erhalten

Um Gewissheit über ihr Schicksal zu bekommen, versuchen Christiane Korwes und ihre Mutter – die in engem Kontakt mit dem 85-jährigen Mann der Verstorbenen stehen – derzeit, über das Krankenhaus, das Gesundheitsministerium und das Gesundheitsamt zu erfahren, ob die Tante und Schwester eines der vier Todesopfer ist, die im Zusammenhang mit den Legionellen erwähnt werden. Die ersten Antworten liegen vor; wegen Datenschutzes seien Namen aber bislang nicht preisgegeben worden, so die Nichte.

Auch diesen konkreten Fall wollte das Krankenhaus nicht näher kommentieren.