Mülheim. . Eine Wahlanalyse nach Wahlbezirken: SPD und CDU verlieren in Mülheim überall, FDP und AfD überall mit Zuwächsen. Linke nirgends unter 5 Prozent.

  • Die SPD verlor in den Mülheimer Wahlbezirken bis zu 10,9 Prozentpunkte, so in Winkhausen
  • An der Saarner Kuppe büßt auch die CDU fast zehn Prozentpunkte ein
  • Die FDP holte am Kahlenberg satte 20,2 Prozent, die AfD in Styrum und Dümpten stark

Die Tage nach der bemerkenswerten Bundestagswahl werden die Parteien auch in Mülheim zur eingehenden Analyse nutzen. Wir zeigen im Folgenden auf, wo die sechs im Bundestag vertretenen Parteien in Mülheim ihre Stärken und Schwächen haben.

Die CDU

Insgesamt hat die Union 6,1 Prozentpunkte in Mülheim eingebüßt im Vergleich zur Bundestagswahl 2013. Sie erreichte 28,4 Prozent. In der Spitze hat die CDU in den Bezirken bis zu 9,9 Prozentpunkte verloren (Saarner Kuppe). Auch in Speldorf-Süd verlor sie 9 Prozentpunkte. Relativ wenig büßte die CDU dort ein, wo sie ohnehin schwach aufgestellt ist: im Bezirk Dümpten-Styrum (minus zwei Prozentpunkte). Der stärkste Bezirk für die CDU ist Holthausen-Süd (36,3 Prozent), der schwächste Styrum-Süd (19 Prozent), wo sie nur 3,5 Prozentpunkte vor der AfD blieb. Die CDU erzielte in elf der 27 Bezirke die Mehrheit der Stimmen, ganz knapp liegt sie diesmal auch in Stadtmitte vor der SPD. Daneben sind die Stadtteile Raadt, Holthausen, Speldorf (Nordwest und Süd), Broich (Süd), Saarn, Selbeck und Mintard ganz oder teilweise in CDU-Hand.

Die SPD

Für die SPD (28,3 Prozent, minus 8,7 Punkte) war es ein schwarzer Wahlabend. Sie verlor in den Bezirken bis zu 10,9 Prozentpunkte – das in Winkhausen, wo der Abstand der CDU auf zwei Prozentpunkte schmolz. Auch in Heißen-Süd, Mellinghofen und Broich-Nord verlor die SPD zweistellig. Selbst in Speldorf-Süd, wo die geringsten Verluste zu Buche standen, waren es noch 6,9 Prozentpunkte. In Holthausen-Süd (17,9) rutschte die SPD gar unter 20 Prozent. Ihr stärkstes Ergebnis hat die SPD in Dümpten-Süd eingefahren: 38,2 Prozent waren es auch dort nur noch. 16 der 27 Bezirke sind dennoch in SPD-Hand; es gelang aber nur noch, in 14 Bezirken mehr als 30 Prozent einzufahren.

Die FDP

Die FDP ist in Mülheim die große Gewinnerin, legte stadtweit von 5,1 auf 13,9 Prozent zu und ist dritte Kraft. Gar zweistellige Prozent-Zuwächse konnten die Liberalen in Holthausen-Süd, in Speldorf-Süd, in Broich und in allen drei Saarner Bezirken feiern. Satte 20,2 Prozent holte die FDP im Bezirk Kahlenberg und rutschte dort nah an die SPD heran (22,5 Prozent). Traditionell weniger stark, aber auch dort mit kräftigen Zuwächsen, sind die Freien Demokraten im Norden der Stadt. Aber auch in ihrem schlechtesten Bezirk, in Dümpten-Süd, reichte es immer noch zu 8,7 Prozent. Die FDP ist in acht der 27 Wahlbezirke dritte Kraft, bis auf Winkhausen alle links der Ruhr. In Stadtmitte-Ost liegt sie gleichauf mit der AfD auf Rang 3.

Die AfD

Die erstmals in den Bundestag gewählte AfD legte im Vergleich zu 2013 um 6 Punkte auf 10,6 Prozent zu. Die stärksten Zugewinne gab es in Styrum-Süd (plus 9,9 Prozentpunkte). Am Kahlenberg, wo die AfD mit 6,9 Prozent ohnehin ihr schwächstes Ergebnis einfuhr, legte sie am wenigsten zu (plus 2,4 Prozentpunkte). Ihre besten Ergebnisse können die Rechtspopulisten für die Bezirke Styrum-Süd (15,5 Prozent), Styrum-Nord (14,2), Dümpten-Süd (13,9) und Dümpten-Styrum (13,4), allesamt SPD-Stammgebiete, konstatieren. In beiden Eppinghofer Bezirken, in sieben Bezirken von Rechtsruhr-Nord sowie im Nordosten von Speldorf und im Norden von ­Broich hat die AfD das drittstärkste Ergebnis aller Parteien erreicht.

Die Linken

Kleinere Sprünge nach oben haben die Linken gemacht, insgesamt kletterte die Partei um 1,3 Prozentpunkte auf 7,7 Prozent. Den stärksten Zuwachs hatten die Linken in Stadtmitte Ost (+ 2,5). Hier ist mit 11,7 Prozent auch ihre Hochburg, hier ist sie – einmalig im Stadtgebiet – auch die Nummer 3. Zweistellige Ergebnisse sind auch in den Bezirken Stadtmitte-Zentrum sowie Eppinghofen-Nordwest und -Ost zu registrieren. Auffällig bei den Linken: In den Bezirken Dümpten-Styrum und Styrum-Süd haben sie an Zuspruch verloren – also dort, wo die AfD besonders stark zugelegt hat. Am schwächsten präsentiert sich die Linke in jenen Bezirken, wo neben der CDU auch die FDP ihre Hochburgen hat: In Speldorf-Süd, in Saarn-Siedlungen und Saarn-Süd/Selbeck/Mintard legte die Partei aber immerhin derart zu, dass sie im Gegensatz zu 2013 auch dort über die Fünf-Prozent-Marke sprang.

Die Grünen

Die Befürchtungen aus schlechten Wahlprognosen haben sich für die Grünen nicht bestätigt. Sie haben nur leicht (0,2 Punkte) eingebüßt und sind bei 7,4 Prozent gelandet. Am meisten verloren hat die Partei in Eppinghofen-Nordwest (minus 2,1 Punkte). In neun Bezirken hat sie demgegenüber zugelegt, am stärksten (1,0 Punkte) in Saarn-Zentrum. Das beste Ergebnis erzielten die Grünen erneut am Kahlenberg (11,1 Prozent). Hier erzielten sie aber ihr einziges zweistelliges Ergebnis stadtweit. Der schwächste Bezirk für die Grünen ist Dümpten-Styrum mit 4,5 Prozent. Ebenso unter fünf Prozent blieben sie in Dümpten-Nordwest und in den beiden Eppinghofer Bezirken.

>> ARNO KLARE SIEGT MIT 5003 STIMMEN ABSTAND

Das vorläufige amtliche Endergebnis bei den Erststimmen im Wahlkreis 118 zeigt Arno Klare (SPD) als klaren Sieger. Er holte 5003 Stimmen mehr als seine Kontrahentin Astrid Timmermann-Fechter von der CDU, die es auch über die Landesliste ihrer Partei nicht schaffte.

Ergebnis: Klare (SPD, 34,9%), Timmermann-Fechter (CDU, 31,3%), von Wrese (AfD, 11,5%), vom Berg (FDP, 9,0%), Scheffler (Linke, 6,5%), Krumwiede-Steiner (Grüne, 6,2%).

>> 167 STIMMEN LIEGEN ZWISCHEN CDU UND SPD

Die CDU erhielt am Sonntag 27 170 Stimmen in Mülheim, 167 mehr als die SPD.

Die SPD als große Wahlverliererin bekam bei der Wahl 7598 Zweitstimmen weniger als noch 2013. Die CDU büßte 5191 Stimmen ein, die Grünen 71.

Mehr Stimmen hinzugewonnen als die SPD verloren, hat die FDP, nämlich 8536. Die AfD legte um 5793 Zweitstimmen zu, die Linke erhielt 1331 Stimmen mehr als vor vier Jahren.