Mülheim. . Folge fünf der Serie: Bei der Podiumsdiskussion plädieren fast alle Politiker für Beitragsfreiheit und gerechte Entwicklungschancen der Kinder.
- Sechs der insgesamt acht Mülheimer Direktkandidaten wurden im Medienhaus von unseren Lesern befragt
- Der Wunsch nach einer kostenloser Betreuung in den Kitas ist in der Politik weit verbreitet
- In den Revier-Städten müssen Eltern hohe Kita-Beiträge zahlen, in Düsseldorf aber nicht
Sechs der insgesamt acht Mülheimer Direktkandidaten wurden im Medienhaus von unseren Lesern befragt. Es ging um Themen wie Bildung, Wohnen oder Flüchtlingspolitik. In einer Serie stellen wir täglich die Antworten der Politiker auf eine der Fragen vor. In Frage fünf geht es um die Bildung, konkret um die Finanzierung der Kindertagesstätten:
In den Revier-Städten müssen Eltern hohe Kita-Beiträge zahlen, in Düsseldorf nicht. Wie wollen Sie gewährleisten, dass für alle Kinder gerechte Entwicklungschancen gegeben sind?
Marc Scheffler, Die Linke: Wir müssen eine sanktionsfreie Mindestsicherung von 1050 Euro monatlich einführen sowie ein Kindergeld, das über 300 Euro liegt, damit für Kinder und Familien, die in Armut leben, genug Geld vorhanden ist. Auf der anderen Seite müssen Kitas bundesweit gebührenfrei sein und es muss für jedes Kind einen Rechtsanspruch geben, damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewährleistet ist.
Viele wollen kostenlose Kinderbetreuung
Alexander von Wrese, AfD: Es gibt nicht den einen Schlüssel zum Erfolg. Man kann nur das ehrgeizige Ziel haben, bundesweit eine einheitliche Gebühr einzurichten. Wie man diese gesetzlich ausgestaltet, muss man im Detail mit Fachleuten beraten. Es ist nicht nachvollziehbar für den Bürger, dass die Kita in einer Luxusstadt wie Düsseldorf ab dem dritten Lebensjahr gebührenfrei ist und hier zahlt man. Das geht an der Lebenswirklichkeit vorbei und führt im Zweifel dazu, dass sich Menschen gegen Kinder entscheiden.
Franziska Krumwiede-Steiner, Bündnis 90/ Die Grünen: Wir fordern eine kostenlose Kinderbetreuung, egal, ob Ü3 oder U3. Das ist natürlich ein steiniger Weg, wenn man sich die kommunalpolitische Realität anschaut. Daher brauchen wir im Bund eine Politik, die kostenlose Kinderbetreuung fordert. Aber das ist nur ein Teil der Medaille. Es braucht auch Angebote für Alleinerziehende, damit diese wieder in den Beruf kommen sowie Jobs für Frauen im niedrigqualifizierten Bereich. Gerade in Mülheim klafft die Schere zwischen Arm und Reich im Süden und im Norden der Stadt stark auseinander. Das wollen wir angehen.
Joachim vom Berg, FDP: Auch unser Ziel ist es, irgendwann eine gebührenfreie Kita zu haben. Solange die Kommunen das aber nicht finanzieren können, ist es uns wichtiger, die Qualität zu gewährleisten. Wir brauchen eine gute, qualitative Ausbildung für die Betreuung in den Kitas.
CDU: Müssen zunächst den Bedarf erfüllen
Astrid Timmermann-Fechter, CDU: Bevor wir über Beitragsfreiheit in Kitas sprechen, brauchen wir noch mehr Qualität und noch mehr Plätze. Deshalb hat der Bund in den letzten Jahren 7 Milliarden Euro in die bessere Qualität und zuletzt noch 1,1 Milliarden Euro für weitere Kita-Plätze über drei Jahre zur Verfügung gestellt. Wer jetzt sagt, wir brauchen eine Beitragsfreiheit, handelt fahrlässig, denn wir müssen zunächst den Bedarf erfüllen. Wenn das erledigt ist, können wir uns über die Beitragsfreiheit unterhalten.
Arno Klare, SPD: Wir geben in Deutschland nur die Hälfte pro Kind pro Jahr aus wie die Skandinavischen Länder oder die Schweiz. Diese Länder investieren das Doppelte. Da wir außer der Ressource der Köpfe unserer Kinder nichts haben, um unseren Wohlstand zu sichern, müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, um beides hinzukriegen: Nämlich eine Gebührenfreiheit der Bildung vom Anfang bis zum Ende, und den Aufwuchs der Betreuungseinrichtungen auf Versorgung 100 Prozent.