Mülheim. . Bei der Diskussion mit dem Leserbeirat im Medienhaus nahmen die Direktkandidaten auch Stellung zur Gesundheitspolitik. Folge vier unserer Serie.

  • Leserbeirat befragt Kandidaten der CDU, SPD, Grünen, FDP, Linke und AfD im Medienhaus
  • Die sechs Kandidaten beantworteten Fragen zu Bildung, Wohnen oder Flüchtlingspolitik
  • In der ersten Folge unserer achtteiligen Serie geht es ums Thema „Schulden“

Die Direktkandidaten für den Bundestag haben sich im Medienhaus Fragen der Leser zu Themen wie Bildung, Wohnen und Flüchtlingspolitik gestellt. Nach und nach stellen wir ihre Antworten vor. Frage vier: Das Pflegepersonal in Heimen ist überfordert und wie Angestellte anderer sozialer Berufe etwa Krankenschwestern oder Erzieherinnen schlecht bezahlt. Welche Impulse will Ihre Partei setzen zur Beseitigung dieses Missstandes? Arno Klare, SPD: „Also die Menschen, die dort arbeiten, sind alle unterbezahlt, gemessen an dem, was sie dort leisten. Wir müssen die Mittel so aufstocken, dass diese Menschen besser bezahlt werden können. Das bedeutet natürlich auch, dass, wenn man die Pflegeversicherungsbeiträge erhöht, das eine höhere Belastung für Bürgerinnen und Bürger und die Arbeitgeberbruttolöhne bedeutet. Das ist eine automatische Folge, weil das Pflegesystem umlagenfinanziert ist. Man muss deshalb eine Gratwanderung machen: Löhne aufwerten ohne den Arbeitsmarkt massiv zu belasten.“

Astrid Timmermann-Fechter, CDU: „Pflegekräfte leisten Außerordentliches, da ist Qualität gefragt. Wir müssen sie zum einen entlasten und zum anderen auch besser bezahlen. Mir erschließt sich an der Stelle nicht, warum Altenpfleger durchschnittlich 600 Euro brutto weniger verdienen als Krankenpfleger. Wir haben deshalb in dieser Legislaturperiode die Generalisierung der Pflegeberufe ins Leben gerufen. Wir werden Kinder-, Alten- und Pflegeberufe generalistisch ausbilden, so dass die Altenpfleger eine bessere Chance auf dem Markt haben, weil der Wettbewerb das regelt, und wir dann auch hoffen, dass sie adäquat bezahlt werden. Für die Entlastung haben wir im Krankenhausstrukturgesetz bereits Programme geschaffen.“

Joachim vom Berg, FDP: „Ich stimme ihnen in allen Dingen zu, was die Würdigung des Pflegeberufes betrifft. Es ist ein harter Job und man muss gut dafür qualifiziert sein. Eine generalisierte Ausbildung wollen wir daher nicht, nach dem ersten Ausbildungsjahr wollen wir aufteilen in Kinder- und Altenpflege. Wir wollen helfen mit Entbürokratisierung und die Kräfte von der Dokumentationspflicht befreien, natürlich sollte man sie besser bezahlen und zum Dritten den Beruf vereinfachen.“

Franziska Krumwiede-Steiner, Bündnis 90/Die Grünen: „Es ist nicht das erste Mal, dass wir vor einer Wahl über Pflegeberufe sprechen. Wie bei den Polizisten, werden die Jobs, die am meisten Arbeit machen, am schlechtesten bezahlt. Wir Grüne halten es wie Robin Hood: Wir nehmen von den Superreichen und geben es denen, die richtig viel arbeiten. Bei Managergehältern von 50 000 Euro pro Monat kann man etwas abzwacken und umlegen, damit Erzieherinnen, Krankenschwestern, Hebammen, Polizisten deutlich mehr verdienen. Die bisher genannten Maßnahmen wie Reformierung der Ausbildung unterstütze ich, aber man muss weitergehen, damit sich endlich mal was ändert.“

Alexander von Wrese, AfD: „Wir leben in einer immer älter werdenden Gesellschaft, und natürlich bedeutet das automatisch, dass der Bedeutung des Pflegeberufs immer mehr Bedeutung beikommt. Dem muss Rechnung getragen werden. Es reicht aber nicht zu sagen, es muss besser bezahlt werden. Es fängt mit der Wertschätzung in der Gesellschaft an. Derjenige, der den Beruf ergreift, erwartet nicht, dass er ein großes Gehalt bekommt, sondern er erhofft sich eine große soziale Anerkennung. Die soziale Anerkennung muss ihnen zuteil werden, Wertschätzung übrigens auch für die pflegenden Angehörigen, die den Eindruck haben, vergessen worden zu sein.“

Marc Scheffler, Die Linke: „Wir brauchen in sozialen Berufen, gerade der Pflege, bessere Arbeitsbedingungen, das heißt auf der einen Seite mehr Lohn, auf der anderen Seite mehr Personal. Altenheime und Krankenhäuser sind häufig stark unterbesetzt. Das ist ein Missstand, der nicht sein kann. Wir müssen deshalb ein solidarisches Gesundheitssystem einführen, in das alle einzahlen. Und es kann nicht sein, dass ein Banker, der unser Geld verwaltet, mehr Geld verdient als jemand, der in sozialen Berufen agiert und teilweise um Leben kämpft.“