mülheim. . Um neue gesetzliche Standards zu erfüllen, Einzelzimmerquote und eigenes Bad, müssen aber fünf der 17 Heime in Mülheim modernisieren.
- Zur Zeit gibt es 17 Altenheime in Mülheim mit insgesamt 1870 stationären Plätzen; Kapazität wird in etwa bleiben
- Nachbessern müssen: Haus Gracht und Auf dem Bruch, St. Engelbertus-Stift, Visitus GmbH und das Bonifatius-Heim
- Laut Heimaufsicht kann man eine begründete Ausnahmegenehmigung beantragen, falls Modernisierungsvorhaben noch laufen
Mit Blick auf kommende gesetzliche Standards für Altenpflegeheime in NRW, insbesondere die Einzelzimmerquote, sind auch hier in der Stadt derzeit mehrere Einrichtungen im Umbau. Während aber landesweit Alarm geschlagen und die Sorge geäußert wird, dass bald tausende Pflegeplätze wegfallen, dürfte es in Mülheim kaum Engpässe geben.
Insgesamt 1870 stationäre Plätze
Nach Angaben von Saskia-Alexandra Kühle, Leiterin der städtischen Heimaufsicht, bestehen zurzeit 17 Pflegeeinrichtungen, die insgesamt 1870 stationäre Plätze anbieten. „Fünf davon müssen noch modernisieren.“ Dies sind: die städtischen Häuser Gracht und Auf dem Bruch, das St. Engelbertus-Stift, die Visitus GmbH und das Bonifatius-Heim. Ihr Innenleben entspricht bislang nicht den Anforderungen, die das Landesrecht ab August 2018 vorschreibt: ein Anteil von mindestens 80 Prozent Einzelzimmern (neue Häuser müssen sogar durchweg Einzelzimmer haben) und ein eigenes Bad für jedes Zimmer. Maximal zwei Bewohner dürfen gemeinsam ein sogenanntes Tandem-Bad benutzen.
Die kleinste der genannten Einrichtungen, Visitus an der Friedrichstraße mit 28 Plätzen, wird laut Heimaufsicht künftig in Form von Senioren-WGs weitergeführt.
Genügend Platz gibt es im Bonifatius-Haus
Zum Bonifatius-Haus erläutert dessen Leiter Peter Hunz, dass genügend Platz zur Verfügung stehe, um die aktuell 145 Bewohner von Doppel- in Einzelzimmer umzuquartieren. Denn ursprünglich hatte das Haus einmal 283 Pflegeplätze, nun sind es nur noch 160 bis 165, und dabei soll es auch bleiben. „Ich belege nur so, wie ich auch entsprechendes Fachpersonal habe“, erklärt Hunz.
Zwei Großbaustellen gibt es dagegen noch bei den Mülheimer Seniorendiensten: Haus Auf dem Bruch in Dümpten wird seit nunmehr einem Jahr für rund 13 Mio. Euro aufwendig umgebaut. Man sei im Plan, versichert Geschäftsführer Alexander Keppers: Ende 2018 soll alles fertig sein.
Großbaustelle Haus Gracht
Ab Anfang nächsten Jahres wird dann auch das letzte und größte der drei städtischen Seniorenheime modernisiert, Haus Gracht mit 168 Plätzen. Die Einzelzimmerquote beträgt dort laut Keppers bereit 90 Prozent. Doch Toiletten und Waschräume liegen vielfach noch auf den Gängen, und generell herrscht Renovierungsstau im Ende der sechziger Jahre eröffneten Haus. Der rund 14 Mio. Euro teure Umbau bei laufendem Geschäft wird sich aber hinziehen: „Zwei Jahre braucht man schon für dieses Projekt“, schätzt Keppers. „Ende 2019, Mitte 2020 dürfte es abgeschlossen sein.“ Insgesamt verfügen die Mülheimer Seniorendienste über 383 stationäre Plätze. Durch die Umbaumaßnahmen soll sich daran nichts ändern.
Das St. Engelbertus-Stift wurde Ende 2016 von der katholischen Unternehmensgruppe Contilia Pflege und Betreuung GmbH übernommen. Derzeit bietet es 154 Plätze, „vorwiegend in Doppelzimmern“, berichtet Contilia-Geschäftsführer Heinz-Jürgen Heiske. Um dies zu ändern, soll ein neuer Anbau errichtet werden: „Die Baumaßnahme wird noch in diesem Jahr eingeleitet“, erklärt Weiske, und werde voraussichtlich bis zum Sommer 2019 dauern. Auch an diesem Standort soll der Betrieb weiterlaufen, ohne dass Bewohner während der Sanierung in andere Heime umziehen müssen.
Ausnahmegenehmigung möglich
Alles in allem werden in Mülheim kurzfristig wohl nur die 28 Plätze unter dem Dach der Visitus GmbH wegfallen, während sich bei den Contilia-Häusern durch den bald abgeschlossenen Neubau des Hildegardishauses in Broich insgesamt eine leichte Erweiterung der Kapazitäten abzeichnet.
Ferner ist im Schloßstraßen-Quartier, dessen Grundstein vor zwei Monaten gelegt wurde, ein weiteres Pflegeheim geplant, betrieben durch die Alloheim-Gruppe, die in Mülheim bereits den Wohnpark Dimbeck führt.
Bleibt die Frage, was im Ernstfall passiert, falls Umbauten bis August 2018 noch nicht komplett abgeschlossen sind? Die Leiterin der städtischen Heimaufsicht sieht es gelassen und deutet die Möglichkeit an, über die Bezirksregierung eine begründete Ausnahmegenehmigung zu beantragen, falls Modernisierungsvorhaben noch laufen. Dass es in der Praxis problematisch wird, glaubt Kühle aber nicht.
>>> Probleme gibt es eher bei der Kurzzeitpflege
Bei der Versorgung mit vollstationären Plätzen für Senioren sieht Saskia-Alexandra Kühle, Leiterin der städtischen Heimaufsicht, derzeit keine Not. Deutlich größer sei der Bedarf an Kurzzeitpflegeplätzen, die etwa nach einem Krankenhausaufenthalt benötigt werden.
Hier gebe es keine „solitäre“ Einrichtung in Mülheim, die ausschließlich Kurzzeitpflege anbietet. „Und die eingestreuten Plätze“, so Kühle, „sind immer sofort belegt.“