Mülheim. . An den Abbruchkanten der alten Bahnüberführung zeigt sich das wahre Ausmaß der Rostschäden. Bisher keine Weltkriegsreste gefunden.

Das 80 Tonnen schwere Bohrgerät ist wieder abgezogen. Die Maschine stand in den Sommerferien an mehreren Stellen neben der maroden Thyssenbrücke, um Löcher für die Betongussformen ins Erdreich zu drehen. Die Straßenbahnen der Linie 102 konnten daher in den Sommerferien nur abends und an Wochenenden die Brücke passieren. Inzwischen ist die Stützwand an der Hauskampstraße ausgehärtet.

Ralf Grunert, Brückenbauingenieur bei der Stadt, kann wieder einen Auftrag in seiner langen Liste für den Neubau der Thyssenbrücke abhaken. „Das hat alles gut geklappt. Wir waren sogar einige Tage früher fertig als geplant.“

Bombenfund befürchtet

Ein Stützbauwerk entsteht auf der Werksseite von Mannesmann.
Ein Stützbauwerk entsteht auf der Werksseite von Mannesmann. © Oliver Müller

Diese Zeitersparnis brauchte die Mannschaft allerdings auch. Denn vorher hatte es Verzögerungen bei der Suche nach Blindgängern gegeben. „Als der Bohrer in der Nähe des Ferngleises Richtung Hauptbahnhof plötzlich auf Metall stieß, waren alle auf der Baustelle kurzzeitig ganz schön nervös“, schildert Horst Chluba, kommissarischer Leiter des Amtes für Verkehrswesen und Tiefbau, die Situation.

„Zum Glück war nur der Rest eines Metallträgers im Boden. Bei einem Bombenfund hätten die Kampfmittelbeseitiger den kompletten Bahnverkehr und die Zufahrten nach Styrum für die Entschärfung sperren müssen. An einem Freitagmittag wäre das ein Chaos geworden.“ Nach einer knappen Stunde konnten die Männer aber erleichtert durchatmen: „Keine Bombe.“

Stattdessen entdecken die Brückenbauer fast täglich neue Schäden an der alten Bahnüberführung. Deutlich sind die Rostschäden an Platten und Trägern unterhalb der Fahrbahn zu erkennen. Die geschlossene Konstruktion ließ da bisher kaum Einblicke zu.

Konstruktion 1957 angehoben

Das aufbetonierte Altfundament und der hängende Rest des Gehweges.
Das aufbetonierte Altfundament und der hängende Rest des Gehweges. © Oliver Müller

„Noch ein Jahr, dann hat die alte Thyssenbrücke wirklich ausgedient“, sagt Ralf Grunert. „Ihr Ende ist in Sicht.“ Die jetzt freigelegten Schäden überträfen die bisher bekannten Schwächen der Brücke und ließen sich wirtschaftlich nicht mehr reparieren.

Fugen zwischen Bruchsteinen sind ausgewaschen

Wo von der alten Brücke oben bereits Teile fehlen, ist zu erkennen: Die damalige Eigentümerin, Deutsche Bundesbahn, ließ die gesamte Konstruktion 1957 um rund einen Meter anheben. Sie brauchte Platz für die Oberleitung. Damals wurden alle wichtigen Bahnstrecken im Ruhrgebiet elektrifiziert. Die Fugen zwischen Beton und Bruchsteinen sind ausgewaschen.

Unten auf der Baustraße sind die nächsten Betonmischer vorgefahren, um ihre zähflüssige Masse in der Fundamentschalung zu verteilen. Die Stützwand an der Nordseite der Oberhausen Straße wächst.

>> ZÜGE FAHREN AN DER STELLE LANGSAMER

Die Arbeiten zum Neubau der Thyssenbrücke liegen im Zeitplan. Einige Verzögerungen hat es bei der Suche nach möglichen Blindgängern gegeben. Dafür waren andere Arbeiten schneller erledigt.

Langsamer fahren die Züge jetzt bereits durch den Baustellenbereich. Vor allem nachts werden häufiger Gleise gesperrt, um die neuen Fundamente betonieren zu können.