Mülheim. . Zwei Frauen, ein Beruf, gleiche Schule – doch vieles erleben Lehrerinnen und Lehrer anders: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit gilt nicht für alle.
Zwei junge Frauen. Gleicher Studienabschluss, gleicher Beruf, etwa gleiches Alter und gleiche Arbeitszeiten. Was Nina Stumpff und Nele Frerichs unterscheidet: Anstellungsstatus, Gehalt und noch einiges mehr. In diesen Tagen gehen viele angestellte Lehrer nicht zur Schule, sondern auf die Straße, um gegen die Zweiklassengesellschaft im Lehrerzimmer zu demonstrieren. Doch wo liegen diese Ungerechtigkeiten genau, und wie entstehen sie?
Nina Stumpff ist 33 Jahre alt und seit acht Jahren am Gymnasium Broich beschäftigt. Auch ihr Referendariat hat sie an der Schule in Broich gemacht. Sie unterrichtet die Fächer Deutsch und Englisch und hat sogar zwei Klassenleitungen inne. Verbeamtet wurde Nina Stumpff nicht. Auf die Frage warum, antwortet sie ehrlich heraus: „Ich bin zu dick!“ Denn wer verbeamtet wird oder nicht, entscheidet sich entweder beim Eintrittsalter oder aber eben bei der amtsärztlichen Untersuchung. „Aber es kommt auch darauf an, wo man ärztlich untersucht wird“, sagt Nele Frerichs, die seit ein paar Monaten den Status Beamter auf Lebenszeit hat. „In Essen soll es zum Beispiel einfacher sein, verbeamtet zu werden“, so die 31-Jährige. „Ich habe gehört, dass es bei der amtsärztlichen Untersuchung in Mülheim strenger zugeht.“ Schon da sehen die beiden Kolleginnen ein Manko. „Das ist eine Sache, die das Ganze noch unfairer macht.“
Deutlich höhere Arbeitsbelastung durch Hauptfächer
Nele Frerichs, die die Fächer Deutsch und Sozialwissenschaften (Sowi) unterrichtet, hat gut 500 Euro netto mehr im Monat zur Verfügung als ihre Kollegin Nina. Dazu kommt, dass sie sich um ihre Altersabsicherung (Pension) weit weniger Gedanken machen muss. Im Gegensatz zu Nina Stumpff, die jetzt schon zusätzlich durch eine Riester-Rente vorsorgt. Auch wenn Nele Frerichs heiraten würde, gäbe es für die Beamtin auf einen Schlag 100 Euro mehr im Monat, bei Familienzuwachs käme der Familienzuschlag für jedes Kind noch oben drauf. Auch darauf muss Nina Stumpff als Angestellte Lehrerin verzichten.
„Es geht mir momentan ja eigentlich gut, ich wohne alleine und komme mit meinem Gehalt natürlich gut aus“, sagt sie. „Ich finde es generell einfach nur ungerecht, dass ich für die gleiche Arbeit weniger Lohn erhalte.“ Kollegin Nele Frerichs ergänzt: Selbst Schüler wunderten sich, als über den Lehrerstreik gesprochen wurde, dass Gleichberechtigung auf Landesebene so unterwandert werde. Verständnis ist also nicht nur auf Kollegenseite, sondern auch bei den Schülern vorhanden.
Mehr Arbeit soll honoriert werden
Dass Nina Stumpff gleich zwei Klassenleitungen hat, erhöht ihr Arbeitspensum im Gegensatz zu anderen Kollegen. Die Arbeitsbelastung hängt davon ab, welche Fächer unterrichtet werden, sind sich die beiden Kolleginnen einig. „Es ist natürlich ein Unterschied, ob ich Hauptfächer mit einem hohen Arbeitsaufkommen unterrichte oder Nebenfächer, die nur gut die Hälfte des Zeitaufwandes in Anspruch nehmen“, sagt Nele Frerichs. „Und ich weiß, dass Nina eine Menge Arbeit hat und das sollte auch im wahrsten Sinne des Wortes honoriert werden.“
Als Fazit können beide sagen: „Ich merke im Lehrerzimmer nicht, wer angestellt ist und wer Beamter. Es steht niemandem auf die Stirn geschrieben. Aber sicher ist: Jeder macht die gleiche Arbeit!“