Mülheim. . Marc Scheffler tritt ohne Chance für die Linkspartei zur Bundestagswahl an. Er sagt: „Ich möchte, dass meine Stimme gehört wird.“
- Student Marc Scheffler (21) ist erst seit 2016 in der Partei und kandidiert nun als Direktkandidat für die Linken
- Da er auf der NRW-Liste der Partei nicht auftaucht, ist er chancenlos bei der Bundestagswahl
- Er gibt sich dennoch kämpferisch: „Ich möchte, dass meine Stimme gehört wird, weil ich etwas verändern will“
Es dauert vielleicht fünf Minuten, da hält Marc Scheffler mitten im Satz kurz inne: „Erneuerbare Energie ist für mich ein wichtiges Thema . . . – jetzt habe ich schon zum dritten Mal ,wichtig’ gesagt.“ Der 21-Jährige, der zur Bundestagswahl seine Partei Die Linke vertreten will, kämpft gegen den Polit-Sprech an, will nicht so floskelhaft klingen wie mancher Profi anderer Parteien.
Und doch: Natürlich sind dem politisch bewegten Studenten die Armut, die Bildung und die Energiewende ein starkes Anliegen. Wie aber kann in Wahlkampfzeiten glaubwürdig darüber gesprochen werden? Scheffler versucht es persönlich: „Ich bin Anfang 2016 den Linken beigetreten, weil ich möchte, dass meine Stimme gehört wird, weil ich etwas verändern will. Die Linke hat meine Einstellung am besten getroffen.“
Scheffler war Mitglied im Mülheimer Jugendparlament
Ein alteingesessener Linker ist Scheffler nicht, für die Politik interessiert sich der 21-jährige Luisenschüler aber schon länger, trat zunächst dem Mülheimer Jugendparlament für zwei Jahre bei und wollte Nachschlag: „Das Jugendparlament ist eine gute Idee. Die politische Arbeit ist aber oft schwierig, weil das Jupa kaum Befugnisse hat.“
Das Engagement in einer Partei war für Scheffler daher eine klare Sache, am besten auf Bundesebene, „denn dort werden die großen Veränderungen entschieden und umgesetzt“. Für die kleinen sorgt er bereits mit dem Aufbau der Mülheimer Linksjugend – da gibt’s gerade einmal drei Mitglieder, insgesamt zählt die Linke 53 Mitglieder.
Für die Landesliste ist er nicht aufgestellt
Sein Wahlkreis ist die Nummer 118 Mülheim – Essen I. Chancen auf den Einzug in den Bundestag hat Scheffler allerdings nicht, für die relevante Landesliste ist er nicht einmal aufgestellt. Dem Junglinken ist das „noch nicht wichtig, für linke Inhalte will er zur Bundestagswahl dennoch werben.
Soziale Gerechtigkeit und Bildung stehen bei Scheffler ganz oben, „denn leider ist etwa ein Studium immer noch vom Einkommen der Familie abhängig“. Daher plädiert der Student nicht nur für ein garantiertes Bafög. Bildung als Grundrecht solle ebenso keine Studiengebühren kosten, übrigens auch nicht für ausländische Studierende, wie es derzeit die neue Landesregierung plant: Menschen, die zum Studium zu uns kommen, könnten unsere Fachkräfte von morgen sein, gibt Scheffler zu bedenken.
Er fordert Aufstockung des Mindestlohns auf 12 Euro
Als Mittel gegen Armut im Alter und bereits im Job sieht der junge Linke die Aufstockung des Mindestlohns auf 12 Euro, schon allein, damit später die Rente nicht unterhalb der von den Linken ebenfalls geforderten Grundsicherung von 1050 Euro liegt. Zur Absicherung gegen Armut steht Scheffler hinter der Idee einer Verstaatlichung der Grundversorgung von Strom, Wasser, Gas/Öl: „Mit diesen wichtigen alltäglichen Ressourcen sollte kein Profit betrieben werden.“
In der Millionärsstadt an der Ruhr könnte mit den Linken allerdings ein anderer Wind wehen, denn Finanzieren will sie dies mit einer kräftigen Umverteilung von oben nach unten. Die abgeschaffte Vermögenssteuer von ehemals bis zu einem Prozent soll wieder eingeführt werden ab einer Million Euro, diesmal aber mit fünf Prozent. Davon allein versprechen sich die Linken bundesweit 80 Milliarden Euro. Geld soll nicht mehr Geld generieren, ohne dass Vater Staat mitverdient: Eine Finanztransaktionssteuer von 0,1 Prozent soll noch einmal 30 Milliarden Euro bringen. „Damit wollen wir gezielt den tragenden Mittelstand mit einem monatlichen Einkommen bis zu 7100 Euro entlasten.“ Profitieren von solch’ sprudelnden Steuerquellen sollen ebenso arme Kommunen wie Mülheim: „Sie müssen handlungsfähig bleiben, mit den Steuern können Land und Bund die Schulden der Städte übernehmen.“
„SPD und Grüne müssten sich bewegen“
Fehlt nur noch der Partner für das Unterfangen. AfD und FDP schließt Scheffler dafür aus. Doch auch „Rot-Rot-Grün“ hat aus seiner Sicht Grenzen, sogar parteiinterne: „Kriegseinsätze gehen gar nicht, Hartz IV müsste abgeschafft werden. Wir wollen eine soziale Politik, die unsere Handschrift erkennbar trägt – SPD und Grüne müssten sich bewegen“, ist Scheffler skeptisch. „Eine solche Bewegung kann ich aktuell nicht erkennen.“