Mülheim. . Der Bundestagswahlkampf startet Ende der Woche mit ersten Aktionen der Grünen. Die Zahl der Plakate wollen viele Parteien deutlich verringern.
- Die Grünen starten bereits am Samstag in den Bundestagswahlkampf, diesmal ganz anders als sonst
- Ab Mitte August dürfen die Parteien plakatieren, wollen aber viel sparsamer dabei sein als sonst
- Die SPD holt Arbeitsministerin Andrea Nahles nach Mülheim, die FDP Alexander Graf Lambsdorff
Die Grünen werden die Ersten sein, die in Mülheim in den Bundestags-Wahlkampf eintauchen. Am kommenden Samstag starten sie. Aber diesmal, sagt die Kandidatin Dr. Franziska Krumwiede-Steiner, werde man alles ganz anders machen. „Der klassische Wahlkampf mit Infoständen geht doch seit Jahren schon an den Leuten völlig vorbei“, meint sie. So mal eben beim Samstagseinkauf seien die Wähler in Zeiten der Politikverdrossenheit kaum zu erreichen. Der moderierte, aufsuchende Wahlkampf soll es werden.
So wollen die Grünen am Samstag zu den Leute an die Ruhrpromenade gehen und sie befragen: Hat die Stadt ein soziales Gesicht? Wo muss sie sozialer werden? Was fehlt? Gerade in Stadtteile wie Styrum, wo dieses Thema bedeutsam sei, wollen die Grünen hin. Über eine eigens geschaffene Internetplattform und über eine Facebook-Seite zur Wahl sollen Vorschläge, Ideen und Kritik der Bürger dokumentiert – und dann aufgegriffen werden. „Beteiligen“ ist das Schlagwort. „Wir wollen dieses Verfahren über den Bundestagswahlkampf hinaus fortsetzen, bis hin zum Kommunal-Wahlkampf, sagt Krumwiede-Steiner. Plakate? „Ja, aber weniger, und es sind dann immer zu viele.“
Früh morgens vor die Werktore
Drastisch reduzieren will die SPD ihren Schilderwald im Wahlkampf. Gerade die kleinen Plakate, die an Laternen und anderen Masten befestigt werden, soll es nur noch im begrenzten Umfang geben, sagt Parteigeschäftsführerin Yvonne Hartig. „Die kommen eher negativ an.“ Statt dessen setzt der Bundestagsabgeordnete und Kandidat Arno Klare ganz auf einen „aufsuchenden Wahlkampf“, heißt: Hausbesuche, anklopfen. Dann will er zu Veranstaltungen gehen, sich einladen lassen, etwa zum Grillfest, wo er die Wurst mitbringt und mit dem Menschen reden will.
In die heiße Phase startet die SPD am 2. September beim Stadtfest in Broich, wofür sie noch eine prominente Person sucht. Ein bekannter Kopf kommt bereits am 17. August um 19 Uhr in die VHS: Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles möchte mit den Mülheimern über Arbeit und Rente reden. Ansonsten wollen die Genossen wieder in den letzten zwei Wochen vor der Wahl um 5 Uhr vor den Werktoren stehen und Croissants verteilen. Vor Ort, so Hartig, werden alle Ortsvereine sich stark machen.
CDU startet am 26. August
Sechs Wochen vor der Wahl, ab 14. August, dürfen die Parteien im Stadtgebiet ihre Wahlwerbung hängen. Die CDU will ihre Botschaften und Gesichter auf etwa 800 Plakaten verbreiten, auch das waren schon mal mehr. Am 26. August macht die Union auf dem Kurt-Schumacher-Platz ihren Wahlkampfauftakt mit der Bundestagsabgeordneten und Kandidatin Astrid Timmermann-Fechter. Im Haustür-Wahlkampf sucht auch die CDU ihren Erfolg. Auf größere Veranstaltungen, so Parteigeschäftsführer Norbert Mehlkopf-Cao, werde ganz verzichtet, vielleicht auch auf Prominenz. „Wir wollen vor allem im Gespräch die Unentschlossenen erreichen.“
Die Liberalen möchten ihre Kräfte dort bündeln, „wo wir stark sind“, sagt der Kreisvorsitzende Christian Mangen, also vor allem im Raum Saarn und in Heißen. Inhaltlich sei unter anderem geplant, im Wahlkampf das Gefühl des Aufbruchs zu vermitteln. Als prominenten Gast empfängt die FDP am 29. August im „Ruhrkristall“ Alexander Graf Lambsdorff, den Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments.
Aktionen zu Missständen
Noch in den Planungen für den Wahlkampf steckt die AfD, wie Alexander von Wrese sagt, der für die AfD kandidiert. „Sicherlich werden wir an Infoständen präsent sein.“
So auch Die Linke, die erstmals in den Haustür-Wahlkampf einsteigen will, wie Nina Eumann vom Vorstand sagt. „Wir werden aber auch Themen, die uns wichtig sind, mit Aktionen begleiten“, kündigt sie an. So ist unter anderem eine Zeltaktion vorgesehen, um „auf die Missstände bei Wohnungen und Mieten aufmerksam zu machen“. Bürger sollen an den Aktionen beteiligt werden.