Mülheim/OBERHAUSEN. . Mülheims Baudezernent rechnet schon jetzt mit Mehrkosten von zehn Prozent für die neue Thyssenbrücke. Läuft das Millionen-Projekt aus dem Ruder?

  • Dem millionenschweren Bauprojekt für eine neue Thyssenbrücke in Styrum droht eine Kostenexplosion
  • Das gab Baudezernent Peter Vermeulen im Gespräch mit dieser Zeitung preis
  • Er beklagt unvorhergesehenen Mehraufwand, nötige Umplanungen und immensen Zeitdruck

Dem millionenschweren Bauprojekt für eine neue Thyssenbrücke in Styrum droht eine Kostenexplosion. Das gab Baudezernent Peter Vermeulen im Gespräch mit dieser Zeitung preis. Unvorhergesehener Mehraufwand, nötige Umplanungen und der immense Druck, die marode Bestandsbrücke auf jeden Fall bis zum Jahr 2019 adäquat zu ersetzen: All das macht Vermeulen als Preistreiber aus.

Zum Baubeschluss im Januar 2014 hatte die Bauverwaltung der Politik noch die Kalkulation präsentiert, den Neubau der Brücke gemäß der Entwurfsplanung für knapp mehr als 18 Millionen Euro stemmen zu können – bei gleichzeitiger Hoffnung darauf, dass Stadt und MVG dank Fördermittel nur rund 7,1 Millionen Euro selbst schultern müssten.

Tiefbauamt hatte Fördergelder zu positiv eingeschätzt

Das Mammutprojekt hielt aber schnell die ersten Überraschungen parat. Erst musste der geplante Baustart von Ende 2016 um ein Jahr geschoben werden, dann kam peu à peu ans Tageslicht, dass das städtische Tiefbauamt die Fördergelder in seiner Kalkulation doch allzu positiv eingeschätzt hatte, auch war zwischenzeitlich die Kostenkalkulation auf gut 19,5 Millionen Euro angehoben worden.

Heute nennt Baudezernent Peter Vermeulen, mit Hinweis freilich auf ein von der MVG neu zu errichtendes Unterwerk, 21,2 Millionen Euro Gesamtkosten, für die man seinerzeit Förderanträge gestellt habe. Wie sich die Kosten aktuell auf Förderer, MVG und Stadt aufteilen, will Vermeulen der Planungspolitik Mitte September aufschlüsseln.

Zehn Prozent über der veranschlagten Summe

Dann wird er auch zu berichten haben, dass es für die Stadt noch mal deutlich teurer wird, weil sich im Baufortschritt Mehrkosten ergeben hätten, die womöglich allein von der Stadt zu tragen sein werden. „Ich muss heute davon ausgehen, dass wir mindestens 10 Prozent über der ursprünglich veranschlagten Summe liegen, wahrscheinlich wird es noch mehr“, sagt Vermeulen und sichert zu, offenzulegen, „woran die Baukostenüberschreitungen liegen und warum wir sie nicht einplanen konnten“.

Aktuell sei die Bombensuche im Baugrund Kostentreiber Nummer eins gewesen. Zwar sei letztlich nichts entdeckt worden, doch habe man – aufgrund der Auswertung neuerer Luftbilder – teilweise im Abstand von 20 Zentimetern bohren müssen. „Das war sehr viel umfangreicher als geplant.“

34 Nachtragsanzeigen bei der Stadt

Insgesamt habe die Baufirma schon 34 Nachtragsanzeigen bei der Stadt gemacht für außerplanmäßige Mehrarbeiten und -kosten. Von Land und VRR als Fördermittelgeber seien da keine anteiligen Kompensationen zu erwarten. Außerplanmäßiges schlage auf der außergewöhnlichen Baustelle (Bahnverkehr) sofort ins Kontor, restriktive Sperrzeiten der Bahn und die gute Konjunktur von Röhrenlieferant Europipe sorgten für einen engen Bauzeitenplan, der zwingend einzuhalten sei.

Da die Baukonjunktur brummt, führt kurzfristige Mehrarbeit laut Vermeulen zu reichlich Mehrkosten. „Das macht mir graue Haare“, sagt er. „Aber da kommen wir nicht raus. Die Brücke muss bis 2019 stehen, die alte droht abzustürzen.“ Hoffentlich übertreibt der Baudezernent, wenn er sagt: „Nun wird es eine Kunst sein, so zu verhandeln, dass die Kostenüberschreitung nicht solche Ausmaße wie bei der Elbphilharmonie annimmt.“