Mülheim. . Hinter den Kulissen gibt es im Galopp-Rennverein großen Unmut. Trainer und Mitglieder wollen Trainingsbetrieb übernehmen, wenn man sie lässt.

  • Ende des Jahres will der Galopp-Rennverein den Trainingsbetrieb am Raffelberg einstellen
  • Hinter den Kulissen gärt es: Es gibt mehrfach Kritik an der Vereinsführung
  • Trainer und Mitglieder wollen den Trainingsbetrieb mit den Pferden in Eigenregie übernehmen

Die Ankündigung des Vorstandes vom Galopp-Rennverein, den Trainingsbetrieb am Raffelberg zum Ende des Jahres einzustellen, sorgt innerhalb der Mitgliederschaft und bei Trainern für Unverständnis – und Empörung. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte unter anderem die Trainerin Yasmin Almenräder, dass es ein großes Interesse gebe, den Trainingsbetrieb in Eigenregie fortzuführen.

„Es hängen davon auch viele Existenzen ab“, sagt Almenräder und spricht von etwa 50 Personen, die auf der Anlage am Raffelberg arbeiten. Karl Trybuhl, Manager beim Rennstall Unia Racing, berichtet, dass sein Unternehmen bereits vor einem Jahr dem Rennverein am Raffelberg das Angebot gemacht habe, über eine Übernahme zu reden. Doch sie seien abgeblockt worden.

Mitgliederzahl stieg um 37 auf 97

Der Vorstand des Rennvereins hatte in der vergangenen Woche auf einer außergewöhnlichen Mitgliederversammlung erklärt, dass die Kosten für den Trainingsbetrieb die Einnahmen deutlich übersteigen. Von vielen unbezahlten Rechnungen ist die Rede. Außenstände in einer Höhe von 105 000 Euro seien genannt worden, und das bei einem Defizit von 1,4 Millionen. Auf der Versammlung wurde dann von der Mehrheit der Ausstieg aus dem Trainingsbetrieb beschlossen. Noch vor einem Jahr wurde die Lage durchaus positiv gesehen.

Diese Versammlung wird jedoch von mehreren Mitgliedern als dubios beschrieben. Ein Grund: In letzter Zeit konnte der Rennverein seine Mitgliederzahl um 37 auf 97 steigern, wie Vereinspräsident Hans-Martin Schlebusch bestätigt. Der Verdacht macht sich breit, dass für 160 Euro Jahresbeitrag gezielt Neumitglieder geworben wurden, um die Vereinspolitik neu auszurichten – zu Lasten des Pferdesports und zu Gunsten des Golfvereins, der wiederum Untermieter beim Rennverein ist. „Es gibt unter den neuen Mitgliedern natürlich auch Mitglieder aus dem Golfverein“, erklärt Schlebusch, betont aber auch, dass es bei allen ein großes Interesse gebe, dass der Pferdesport fortgesetzt werde.

Steigende Unkosten

Unter den Mitgliedern wächst dagegen das Misstrauen gegenüber dem Vorstand, dies richtet sich insbesondere gegen den Vizepräsidenten Ralf Schmitz, der die Aufgaben des Geschäftsführers im Rennverein übernommen hat, der aber gleichzeitig die Golfanlage betreibt. „Der Geschäftsführer des Rennvereins kontrolliert sich als Golf-Untermieter des Rennverein selbst“, kritisiert Christina Langen, ein Vereinsmitglied. Schlebusch indes ist froh, Schmitz an seiner Seite und als Unterpächter zu haben. Er lobt seine Arbeit. Auf die Jahrespacht des Golfvereins ist er zudem dringend angewiesen. Im Verein spricht man aber auch von einer „Interessenskollision“.

Im Juni war der Vorstand an die Vereinsmitglieder und Pferdebesitzer herangetreten und wollte wegen steigender Unkosten den Monatsbeitrag pro Pferd von 150 auf 210 Euro im Monat erhöhen. Intransparente Abrechnungen, nicht nachvollziehbare Kosten, fragwürdige Investitionen, unterlassene Modernisierungen, teilweise eine schlechte Pflege der Laufbahn – unterm Strich eine schlechte Vorstandsarbeit, kritisieren Mitglieder und sehen die Erhöhung nicht ein. „Man könnte den Betrieb kostendeckend führen.“

Sollte die Vereinsführung die Übernahme des Trainingsbetriebes blockieren und dieser im nächsten Jahr nicht mehr möglich sein, bliebe kaum noch ein Pferd auf der Anlage, heißt es. Möglicherweise sei dies gar gewünscht, fürchtet Anke Woodburn. „Wir brauchen dringend Planungssicherheit, und das schnell“, betont Almenräder.

Neuwahl des Vorstandes steht an

Der Vorstand deutet an, dass er sich nur noch auf die Aufgabe, wie sie in der Satzung steht, konzentrieren wolle. Lediglich drei Rennen im Jahr sind danach ein Muss, mehr nicht. Deutlich mehr Rennen, so sehen es Trainer und Mitglieder, wären möglich.

Präsident Schlebusch kündigt an, dass es eine neue Mitgliederversammlung geben werde, auf der dann auch der Vorstand neu gewählt werden soll. Der neue Vorstand könne dabei natürlich wieder der alte sein.