Mülheim. . DRK-Blutspendedienst will mit Werbegeschenken Neuspender locken.Demografischer Wandel ist spürbar. Mülheimer Tag der Blutspende rettet Bilanz.

  • Zahlen bei den Blutspenden schwanken, gehen aber seit Jahren in Mülheim zurück
  • Blutspendedienst West des DRK, der Mülheim versorgt, hat eine Werbeaktion ins Leben gerufen
  • Mülheimer Tag der Blutspende im August lockt immer viele Spender an. Tag ist wichtig, so das DRK

Die Zahlen bei den Blutspenden schwanken, gehen aber seit Jahren in Mülheim zurück – von 3053 Blutspenden in 2012 bis auf 2647 in 2016. 5,3 Prozent weniger Spenden als erwartet waren das im vergangenen Jahr. Der Aufruf an die Bürger, dringend Blut zu spenden, kommt zwar in jedem Sommer so regelmäßig wie die Wärmegewitter.

Doch in diesem Jahr hat der Blutspendedienst West des DRK, der auch Mülheim mit Blutkonserven versorgt, eine besondere Werbeaktion ins Leben gerufen: Wer als Blutspender einen neuen Spender zum Termin mitbringt, bekommt als Geschenk eine „Powerbank“, ein Ladegerät für Smartphone oder Tablet. Steht es so schlimm um die Versorgung mit Blutkonserven, dass man die Spender mit materiellen Anreizen locken muss?

Viele Stammspender scheiden aus

„Die Aktion ist bei uns tatsächlich viel diskutiert worden, weil sie ja mit einem Geldeinsatz verbunden ist“, sagt Stephan Küpper, der Sprecher des DRK-Blutspendedienstes West in Ratingen. „Wir müssen aber was tun. Der Druck ist enorm.“ Das liege nicht nur am Sommerloch – „es gehen uns immer mehr Stammspender verloren.“ Der demografische Wandel mache sich bemerkbar: Die treuen Spender scheiden aus Gesundheits- oder Altersgründen aus, neue Jungspender rücken nicht nach.

Ohne den Mülheimer Blutspendetag in den großen Ferien, der alljährlich in der Sparkassenzentrale stattfindet, sähe die Bilanz der abgegebenen Blutspenden noch schlechter aus, so Küpper. „Der Blutspendetag rettet uns in vielerlei Hinsicht. Wir brauchen solche Großveranstaltungen.“ Erstspender müssen mindestens 18 und dürfen höchstens 68 Jahre alt sein, bisher gibt es keine geregelte Altersgrenze für die letzte Spende, meist ist bei Mitte 70 Schluss. „Wir werden das irgendwann deckeln. Man kann sich nicht vorstellen, dass 90-Jährige zum Spenden kommen.“

Altspender sind treu, sie spenden bis zu  drei bis vier Mal im Jahr.
Altspender sind treu, sie spenden bis zu drei bis vier Mal im Jahr. © Tom Thöne

Wer aus Altersgründen nicht mehr spenden darf, ist nicht froh darüber, „das wissen wir aus vielen Briefen.“ Die Altspender sind treu, sie spenden drei bis vier Mal im Jahr. Küpper. „Für jeden, der ausfällt, müssten wir mindestens drei Jungspender motivieren.“ Ob Enkel den Opa begleiten, mit Aussicht auf eine Powerbank, bleibt abzuwarten. Das Werbegeschenk ist nicht zu verwechseln mit der kleinen Aufmerksamkeit, die jeder Spender beim Termin zusätzlich zur freien Verpflegung bekommt.

Blutspendetermine werden gestrichen

Blutspendetermine werden auch gestrichen, wenn zu wenige kommen. „Dann ist der Aufwand nicht zu rechtfertigen. Wir sind gemeinnützig und müssen auf die Zahlen achten“, so Küpper. Eine Blutspende kann bis zu drei Patienten helfen, weil das Blut in Erythrozytenkonzentrat, Plasma und Thrombozytenkonzentrat, aufgeteilt wird.

An Mülheimer Krankenhäuser und Arztpraxen wurden in 2016 genau 5953 Blutkonserven vom Blutspendedienst West geliefert. „In der Krebstherapie wird der größte Anteil von Blutpräparaten verwendet.“ Aber auch in der klassischen Herz- oder Hüft-OP, so Küpper.

Das Evangelische Krankenhaus hat im letzten Jahr 5767 Erythrozytenkonzentrate geliefert bekommen, 40% davon wurden transfundiert. Nicht verwendete Konserven gingen an den Blutspendedienst zurück. „Die Haltbarkeit bestimmt dabei die Planung“, erklärt EKM-Sprecherin Silke Sauerwein. Der Bedarf an Konserven nehme leicht zu, so Sauerwein. Grund: „Im Bereich Gefäß- und Tumorchirurgie werden zunehmend hoch komplexe Operationen durchgeführt.“

Fremdblutsparende Maßnahmen in Kliniken

Das St. Marien-Hospital bekam 2016 genau 1500 Erythrozytenkonzentrate geliefert, teilt Geschäftsführer Hubert Brams auf Anfrage mit. Die Zahl sei aber seit Jahren etwa um 5% rückläufig – „trotz steigender OP-Zahlen“, so der Geschäftsführer. Grund seien fremdblutsparende Maßnahmen wie das Auffangen von Wundblut bei Knie- oder Hüft-Gelenks-Operationen. „Das Blut wird aufgefangen, in einer Art Blutwaschmaschine aufbereitet und dann retransfundiert“, erläutert Hubert Brams.

>>> NÄCHSTER TAG DER BLUTSPENDE IM AUGUST

Der große „Tag der Mülheimer Blutspende“ findet zum 12. Mal am Freitag, 25. August, von 9 bis 18 Uhr, in der Sparkasse am Berliner Platz statt. Weil die Sparkasse 2017 das 175-jährige Bestehen feiert, gibt’s ein Bühnenprogramm mit Bands, Bierzelt, Verpflegung auf dem Berliner Platz. Blutspender erhalten Gutscheine.

Das DRK-Infotelefon 0800 - 11 949 11 beantwortet Neuspendern alle Fragen, etwa welche Medikamente zum Ausschluss von der Spende führen.