Mülheim. . Das Hitler-Regime brauchte die Spareinlagen, um den Krieg zu finanzieren. Historiker haben die Zeit genau untersucht, aber Lücken bleiben.
Zum 150-jährigen Bestehen der Sparkassen war die nationalsozialistische Zeit noch ein weißer Fleck in der Chronik des Kreditinstitutes. Das sollte nun, im 175. Jahr ihres Bestehens, anders werden. „Ich wollte einfach selbst wissen, was damals passiert ist“, sagt Sparkassenchef Martin Weck, denn es sei Teil der Identität des Hauses, die die Mitarbeiter kennen sollten. Aber auch die Historiker Dr. Ingo Stader und sein Mitarbeiter Max Schlenker konnten nicht für vollkommene Aufklärung sorgen, weil die Akten der Oberfinanzdirektion in Düsseldorf, die konkrete Information über beschlagnahmtes jüdisches Eigentum und Arisierungen geben könnten, noch nicht zugänglich sind.
Tiefe Verstrickungen wurden nicht gefunden
Freigegeben werden diese Dokumente erst, nachdem die Akten 60 Jahre geschlossen waren, was ab er vielfach erst in den 70er Jahren der Fall gewesen ist. Die Mechanismen dieser bürokratischen Vorgänge darstellen, die bis ins kleinste durchgeplant waren, können sie freilich schon.
Vorläufiges Fazit der Historiker, das diese Zeit aber nicht verharmlosen soll: Von einer tiefen Verstrickung der Sparkasse in die nationalsozialistischen Verbrechen ist nicht auszugehen. Gesichtet haben die beiden den umfangreichen Aktenbestand der Sparkasse im Stadtarchiv sowie die Entnazifizierungsakten im Duisburger Landesarchiv.
Entschädigungszahlungen für das Synonygogengrundstück
Wichtigstes Ereignis, das in den Grundzügen bereits bekannt ist, bildet das Ende der Synagoge. Die jüdische Gemeinde war 1938 durch die Repressalien bereits um die Hälfte auf 300 Mitglieder geschrumpft, als sich ihr Nachbar, die Sparkasse, als Helfer anbot, und Interesse am Grundstück für eine mögliche Erweiterung zeigte.
Schon vor der Pogromnacht am 9. November war der Verkauf zu einem Kaufpreis weit unter dem Wert perfekt. Zwar hatte das Kreditinstitut kein Interesse an dem Gebäude, auf die Versicherungssumme für das in Brand gesetzte Gebäude bestand sie dann doch. Mit 85 000 Reichsmark war sie deutlich höher als Kaufpreis von 56 000 Reichsmark. Mitte der 50er Jahre wurde die Gemeinde dafür mit einem 300 Quadratmeter großen Grundstück und 78 500 Mark entschädigt.
Lininetreuer Vorstand brachte die Sparkasse bis 1936 an den Rand des Ruins
Als Behörde wurde der Sparkassenvorstand 33 mit fünf linientreuen NSDAP-Mitgliedern besetzt, die bis 1936 das Kreditinstitut an den Rand des Ruins trieben. Lediglich Johann Bottenbruch, der gleichzeitig Kämmerer der Stadt war, blieb bis zum Kriegsende und überstand auch die Entnazifizierung unbeschadet. „Das Nichttragen des Hakenkreuzes brachte mir in den Ratsherrensitzungen wiederholt die Drohung des Kreisleiters:’Ich schmeisse Sie hinaus!’“, schreibt er in einer Stellungnahme und verwies darauf, dass es sich für Juden eingesetzt habe und sein Jüngster der Hitlerjugend ferngeblieben sei.
Als „Minderbelastet“ eingestuft, was den Verlust der Pensionsansprüche und das Ende der Sparkassenkarriere bedeutete, wurden zunächst zwei Mitarbeiter. Einem gelang es durch Klage den Persilschein zu ergattern.
Sparen wurde vom NS-Regime propagiert, was in der Ausstellung zwei Werbetafeln illustrieren. Hitler brauchte das Sparvermögen, um die Vorbereitung für den Krieg zu finanzieren. Die Sparkassen waren verpflichtet damit Reichsanleihen zu zeichnen. „Das war eine geräuschlose Finanzierung der Rüstung“, so Stadler. Sparbücher wurden so instrumentalisiert.
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Ausstellung in der Kundenhalle
In der Kundenhalle der Sparkasse ist seit dem 19. Februar eine Ausstellung über die 175 Jahre währende Geschichte der Sparkasse zu sehen.
Auf Sondertafeln wird der Nationalsozialismus vertiefend dargestellt. Die Ergebnisse sind auf einem Flyer nachzulesen. Für den Vorstand erschien ein ausführlicheres Dossier.