Mülheim. . Das Pilotprojekt „Merkmal“ will Kontrastmittel in der Ruhr reduzieren. Die Ergebnisse sollen als Vorlage für die Region genutzt werden.
- Pilotprojekt „Merkmal“ soll den Eintrag von Röntgenkontrastmitteln in die Ruhr minimieren
- Vier Praxen und Kliniken beteiligen sich und teilen kostenlose Urinbeutel an Patienten aus
- Patienten sollen Feedback geben, gleichzeitig wird Wasserqualität untersucht
Mit dem Modellprojekt „Merkmal“ soll Mülheim als Wasserstadt in die Fachliteratur eingehen. Dieses will den Eintrag von Röntgenkontrastmittel in den Wasserkreislauf reduzieren. Ab Montag und bis Ende Oktober gehört also „das Pipi in den Müll“ – dafür sind alle betroffenen Patienten aufgerufen, einen Urinbeutel zu verwenden.
Hochgerechnet dürften es etwa 1500 Patienten im Monat sein, die für eine Röntgen-Untersuchung ein Kontrastmittel in einer der Mülheimer Praxen oder Kliniken verabreicht bekommen – und dieses in den 24 Stunden darauf über den Urin wieder ausscheiden.
Mittel bauen sich biologisch nur langsam ab
„Auch wenn die Mittel keine schädliche Wirkung auf den Menschen haben, sind sie langfristig gesehen eine Verschmutzung der Umwelt“, erklärt Dr. Wolf Merkel, Technischer Geschäftsführer des IWW Zentrum Wasser. „Die Stoffe können nämlich kaum herausgefiltert werden, bauen sich nur sehr langsam biologisch ab und gelangen über unsere Flüsse in die Meere.“
Ab Montag, 3. Juli, startet also das stadtweite Projekt, an dem sich das evangelische Krankenhaus, das St. Marien-Hospital, das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) und die Radiologische Gemeinschaftspraxis Mülheim beteiligen. Bis Ende Oktober weisen sie ihre Patienten an, nach dem Röntgen viermal Urin-Beutel zu nutzen, die sie ihren Patienten kostenlos zur Verfügung stellen.
Erste Erkenntnisse aus bereits laufender Testphase
Bereits seit März haben das St. Marien-Hospital und das MVZ den Einsatz getestet. „Die Erfahrungen waren gut“, sagt Dr. Claudia Mohr, Leitende Ärztin für Radiologie am MVZ. „Problem ist es eher, die Patienten zu motivieren, dass sie den Beutel nicht für andere Zwecke aufbewahren“, sagt die Medizinerin. Daher wurden zusätzlich Info-Blätter angefertigt. Die Resonanz auf die Einführung der Beutel sei durchweg positiv ausgefallen, resümiert auch das St. Marien-Hospital.
Während der Sammelphase erfassen die Praxen und Kliniken exakt, welche Röntgenkontrastmittel in welchen Mengen verabreicht werden. Die Angaben fließen dann in die Auswertung mit ein, ebenso wie das Feedback der Patienten. Zu den Urin-Beuteln bekommen diese eine Antwort-Postkarte ausgehändigt, die sie portofrei zurücksenden können.
Trinkwasser zu 50 Prozent aus Flussgewässern
Das Abwasser und das Ruhrwasser werden während der Projektphase stets untersucht. Die Erwartung ist, „dass man einen Unterschied in den analytischen Messungen sieht“, so Dr. Wolf Merkel. Mit den Ergebnissen könnte eine Vorlage entstehen – für neue Ansätze, die verhindern, dass Stoffe in den Wasserkreislauf gelangen.
Interessant auch für andere Wasserversorger. Immerhin stammen die Trinkwasser-Absätze zu 50 Prozent aus Flussgewässern. „Daher sind wir daran interessiert, den Rohstoff so sauber wie möglich zu halten“, sagt RWW-Geschäftsführer Dr. Franz-Josef Schulte.