Mülheim. . Mülheims Politik will sich von der MVG nicht mehr ausbremsen lassen. Die Mehrheit beschließt eine Taktverbesserung auf der Linie 102.
„Das sind immer wieder die gleichen Argumente, um Verbesserungen im Angebot auf die lange Bank zu schieben“ – mit scharfen Worten versagte SPD-Verkehrsexperte Daniel Mühlenfeld der MVG jetzt im Mobilitätsausschuss die Folgschaft: Mit breiter Mehrheit stimmte die Politik (bei Gegenstimmen der CDU und einer Enthaltung der FDP) für eine Taktausweitung auf der Straßenbahnlinie 102 schon nach den Sommerferien. Mindestens im Schüler- und Berufsverkehr soll die MVG auf den Zehn-Minuten-Takt zurückkehren.
Vor dem Votum der Politik hatte MVG-Angebotsplaner Peter Schwarz für die Verkehrsgesellschaft Stellung bezogen zum Antrag von SPD, Grünen und MBI, nach den Sommerferien zu den Zeiten, in denen die Fahrgastzahlen besonders hoch sind, insbesondere zwischen 6.30 und 10 Uhr, auf kompletter Strecke wieder im 10- statt 15-Minuten-Takt (seit Januar) zu verkehren.
Mehrkosten pro Jahr in Höhe von gut 700 000 Euro
Die MVG gesteht Probleme auf der Strecke zwischen den Haltestellen „Auf dem Bruch“ (Dümpten) und Stadtmitte ein, wollte aber zunächst weiter mit E-Wagen und dem Einsatz von Servicekräften an stark genutzten Haltestellen hantieren. Im Herbst sollte erst einmal eine aussagekräftige Fahrgastzählung folgen – um Mitte November gegebenenfalls eine Änderung vorzuschlagen, die ab Januar 2018 greifen könne.
So lange wollte die politische Mehrheit nicht warten, sie setzte sich auch über die Rechnung hinweg, die die MVG präsentierte, weil das Personal auszuweiten und zwei neue Bahnen zu beschaffen seien. Das bedeute im schlimmsten Fall Mehrkosten pro Jahr in Höhe von gut 700 000 Euro. Im Übrigen müsse neues Fahrpersonal erst drei Monate geschult werden.
„Die Bahnen sind doch da“, verwiesen Axel Hercher (Grüne) und Daniel Mühlenfeld (SPD) auf nach Essen ausgeliehene Vehikel. Die MVG hat aktuell 15 neue Niederflurbahnen. Laut Schwarz bliebe bei einer Taktausweitung nur eine als Reserve. Das sei, um auf Ausfälle reagieren zu können, zu dünn.