Mülheim.. . Jahrelang galt Heimaterde als Internet-Diaspora, jetzt drängen Telekom und Deutsche Glasfaser ins Viertel. Anwohner fühlen sich belästigt.
- Mit harten Bandagen kämpfen Deutsche Glasfaser und Telekom in der Internet-Diaspora Heimaterde
- Täglich landen mehrfach Flyer in den Briefkästen, stehen Drückerkolonnen an der Tür
- Verbraucherzentrale sieht Wettbewerb „erst einmal positiv für den Verbraucher“
Genervt sind Anwohner der Heimaterde vom derzeit massiven Kampf um Kunden zwischen der Deutschen Glasfaser und der Telekom: täglich landen mehrere Flyer in den Briefkästen, stehen Drückerkolonnen an der Tür um „schnelles Internet“ zu verkaufen.
„Mir reicht’s jetzt mit der Zumüllung der Deutschen Glasfaser“, beschwert sich eine Heimaterdlerin auf Facebook, auch die Telekom schneidet nicht besser ab: „total nervig“, „erst kam Mittags einer, dann nochmal abends um halb Acht. Die waren ziemlich unverschämt“, schreiben andere.
Kampf mit harten Bandagen
Als „chaotisch“ schildert Heimaterdler Dr. Yildirim Algür seine Begegnung mit einem Telekom-Werber: „Ich finde es zwar legitim, an der Tür anzufragen, aber einige Aussagen, man sei etwa günstiger als die Deutsche Glasfaser und könne auch Sky günstiger anbieten, waren grenzwertig.“ Der Hauseigentümer entschied sich dennoch für einen VDSL-Vertrag, obwohl Glasfaser deutlich schneller wäre, „weil mir unklar war, wann der Glasfaser-Ausbau kommt – wenn überhaupt.“
Mit harten Bandagen kämpfen beide Anbieter in der Internet-Diaspora Heimaterde. Jahrelang mussten die Anwohner mit Internet-Anbindungen teils weit unter den DSL-Standards leben, viele fühlten sich abgehängt. Erst seit kurzem rüstet die Telekom den Stadtteil mit dem schnelleren VDSL auf.
Mit dem Logo des Turn- und Sportvereins 1925
Nun drängt die Deutsche Glasfaser ins Viertel mit einem Service-Büro und mit einem Plakat, welches einen Beratungsabend mit dem Logo des Turn- und Sportvereins 1925 bewirbt. Offenbar soll das prominente Vereinslogo auf dem Werbeträger nicht nur für den Info-Abend im Vereinslokal werben, sondern ebenso das Unternehmen aus Borken mit Lokalkolorit unterstreichen. TSV-Vereinschef Burkhard Cremer sieht erst einmal kein Problem darin: „Wir bieten das in erster Linie für unsere Mitglieder an.“ Die Veranstaltung ist aber offen für alle Anwohner. Cremer hofft dabei nicht nur auf schnelles Internet für den Stadtteil, sondern auch auf einen zukünftigen Sponsor.
Doch die Voraussetzung, um den Glasfaser-Ausbau im Stadtteil zu starten ist hoch und zudem noch zeitlich limitiert. Bis zum 17. Juli will die Deutsche Glasfaser die Nachfrage klären, 40 Prozent der Anwohner müssten sich vertraglich verpflichten. „Nur wenn wir den Eindruck haben, dass wir das Ziel erreichen können, verlängern wir den Stichtag“, sagt ihr Pressesprecher Christof Sommerberg. Gut drei Wochen vor dem Stichtag haben sich neun Prozent für eine Glasfaser-Leitung entschieden.
Keinen Anspruch auf Ausbau
„Einen Anspruch auf den Ausbau haben die Anwohner in der Regel nicht, wenn das Quorum nicht erreicht wird“, sagt Christine Steffens von der Verbraucherzentrale NRW. Dennoch sieht sie den Wettbewerb zwischen Telekom und Deutsche Glasfaser„erst einmal positiv für den Verbraucher, weil er so die Möglichkeit hat, relativ preiswert ein schnelles Internet zu bekommen.“
Grundsätzlich rät Steffens jedoch dazu, sich bei Türgeschäften Zeit zu lassen: „Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, unterschreiben Sie nur das, was Sie in Ruhe gelesen haben.“