Mülheim. . Leser klagen über rabiate Methoden von Frauen und Männern, die ihnen neue Telefonpakete andrehen wollen. Die Telekom weist den Vorwurf zurück.
- Zahlreiche Leser haben schlechte Erfahrungen mit den angeblichen Telekom-Vertretern gemacht
- Besonders das rabiate Vorgehen wird kritisiert, viele öffnen inzwischen gar nicht erst die Tür
- Die Telekomm weist alle Vorwürfe zurück, bei der Polizei sind bisher keine Beschwerden eingegangen
Neue Anschlüsse und Leitungen für ein schnelleres Internet. Gerade verlegen die Deutsche Telekom und die Deutsche Glasfaser ihre Leitungen im Mülheimer Stadtgebiet und schließen die Haushalte an. Gleichzeitig klingeln aufdringliche Verkäufer an den Haustüren, um den Bewohnern neue Vertragspakete aufzuschwatzen, die viele gar nicht brauchen oder wollen. Zahlreiche Leser haben sich bereits darüber beklagt.
„Der Mann war richtig rabiat und unangenehm, als ich ihm sagte, dass kein Telefonanbieter 120 Euro-Anschlussprämie spendiert. Er wollte sofort in meine Wohnung und den Anschluss sehen. Ich war froh, als ich die Tür von innen wieder abgeschlossen, aber nichts unterschrieben hatte“, sagt die Saarnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Sein Namensschild hielt der Mann verdeckt in der Hand. Das geht doch so nicht.“
Nett, aber aufdringlich
Offenbar kein Einzelfall: „In Winkhausen war jemand und versuchte es alle paar Tage wieder“, schildert Sandra Sou. „Man wird diese Vertreter ganz schwer wieder los. Ich öffne die Tür nur noch nach Anmeldung.“ An der oberen Aktienstraße scheiterte am Donnerstag ein Vertragsverkäufer an der Gegensprechanlage, wurde abgewimmelt. „Als es bei uns schellte, schlugen unsere beiden Hunde an. Die Herren waren weg. Wohl keine Hundefreunde“, schreibt Andreas Wildoer aus Holthausen. „Heute stand einer bei uns im Haus. Einen Ausweis zeigte er nicht, wollte mich aufs Glasfasernetz umstellen. Im ersten Jahr würde ich 19,95 Euro bezahlen, dann 39,95 Euro. Habe ich weggeschickt“, sagt eine Leserin.
„In Styrum waren sie vor zwei Wochen unterwegs. Er konnte sich auch ausweisen, war sehr freundlich. Zudem flattert jede Woche ungebetene Werbung der Telekom ins Haus. Würden sie dafür weniger Geld ausgeben und die Vertragsdetails offensichtlicher gestalten, würde es seriöser wirken“, meint Nine Wendt. Eine Frau vom Heuweg traf auch einen Mann mit Telekom-Namensschild. „Die sind nicht von der Telekom, das sind externe Dienstleister“, meint Simon Spettmann. „Grundsätzlich gebe ich an der Tür keine Auskünfte“, betont Gisela Weining. „Es kommt mir keiner ins Haus. Gesunder Pessimismus ist in der heutigen Zeit angebracht.“
Schlechtes Marketing
Am Mittwoch besuchten gleich drei Vertreter ohne Ausweis, aber im Auftrag verschiedener Telefonanbieter eine Seniorin am Saarnberg. „Die Kerle waren frech. Das ist doch die Höhe“, empört sie sich. „Wenn die sich wenigstens absprechen würden, so kommen die Vertragschergen mehrmals vorbei. Schlechteres Marketing gibt es eigentlich nicht. Komisch dass die Telekom scheinbar untätig ihren guten Ruf noch weiter nach unten bringt“, ergänzt Thomas Frohn.
„Vor zwei Wochen hatte ich diese Ranger auch vor der Tür in Styrum. Die Herren geben sich als Mitarbeiter der Telekom aus. Auf dem Ausweis ist ein Telekom Logo vorhanden. Jedoch hat diese Firma nichts mit der Telekom direkt zu tun“, hat Fatih Byrm herausgefunden. „Ich wurde überrannt. Es sollte ein Angebot bleiben, bis die Herren in der Wohnung waren. Es wurde ein Vertragsabschluss. Meine Bankverbindung sei angeblich für die Bonitätsprüfung nötig. Nähme ich das Angebot der Telekom nicht an, würde man mir am Verteiler keinen Port reservieren. Die 100-Megabyte-Leitung hätten Vodafone oder andere Anbieter nicht. Ich hab unterschrieben und am nächsten Tag den Vertrag widerrufen“, schildert Byrm.
Die Deutsche Telekom erklärt dazu, Vertragswechsel gebe es am besten in ihren Service-Läden oder direkt im Internet. Aggressive Haustürgeschäfte seien nicht ihr Fall. Auch bei der Polizei sind bisher keine Beschwerden über aufdringliche Vertragsverkäufer registriert. Die Verbraucherzentrale rät grundsätzlich ab von Haustürgeschäften.
>>> Lahme Datenübertragung in entlegenen Ecken
Der so genannte Vectoringausbau in Mülheim läuft noch. Insgesamt sollten bis Ende 2016 rund 70. 000 Haushalte im Ortsnetz vectoringfähig angeschlossen sein.
Mehr als 400 Gräben und Schächte lässt die Deutsche Telekom dafür in den Straßen aufbuddeln. Viele der Löcher stehen seit Monaten offen, geschützt von Bauzäunen. Ende März – eher Ende April/Mai sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Dann sind insgesamt 93 Kilometer Glasfaserkabel verlegt und 195 Multifunktionsgehäuse (MFG) neu aufgesellt oder technisch flott gemacht. Die Faustregel: Je näher der Kunde am MFG wohnt, desto höher ist seine Geschwindigkeit der Datenübertragung. Denn je mehr DSL-Anschlüsse parallel in einem Kabelstrang geschaltet sind, desto mehr stören sie sich gegenseitig.
Mintard oder entlegne Ecken haben bisher kein VDSL (Very Highspeed Digital Subscriber Line). Die „sehr schnelle digitale Datenübertragung“ lahmt dort. Von offerierten 16 Megabyte pro Sekunde erreichen weniger als ein Fünftel Router und Heimcomputer. Im Netz surfen und gleichzeitig telefonieren ist Geduldsprobe.