Sportler und Entscheider begrüßen die Idee der Bewerbung des Ruhrgebiets für die Olympischen Spiele. Aber: Nachhaltigkeit müsse gegeben sein.

  • Mülheimer Olympia-Teilnehmer und Entscheider begrüßen die Idee
  • Gefordert wird allerdings eine nachhaltige Planung
  • Die einzelnen Städte sollen ihre Interessen hinten an stellen

Olympische Spiele im Ruhrgebiet, Mülheim vielleicht sogar als Austragungsort von Wettkämpfen oder aber als Standort für das Sportlerdorf? Bei der Mehrheit der Revierbürger kommt die Idee gut an, auch in Mülheim gibt es breite Unterstützung für Olympia.

Er wäre dabei, ohne jeden Zweifel, aber nur als Zuschauer, sagt Hockeyspieler Thilo Stralkowski, denn: „Sportlich wäre ich dann schon zu alt“. Schließlich könnten die Olympischen Spiele frühestens im Sommer 2032 in die Region kommen. Die könne von Olympischen Spielen nur profitieren, ist Stralkowski überzeugt, der 2012 in London mit der deutschen Mannschaft die Goldmedaille gewann.

Nachhaltigkeit ist für Olympiasieger Stralkowski wichtig

Bei den Spielen in der britischen Hauptstadt sei deutlich geworden, berichtet Stralkowski, dass Olympia auch nachhaltig geplant werden könne. „Unser Dorf ist etwa später zu normalen Wohnungen geworden.“ Der Aspekt der Nachhaltigkeit spielt auch für Inge Kammerichs, Geschäftsführerin der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH, die zentrale Rolle: „Bei der Kulturhauptstadt haben wir gesehen, dass es nachwirkt. Seitdem gehen die Übernachtungszahlen im Revier kontinuierlich nach oben.“ Dass Großveranstaltungen der Region und einzelnen Städten auch wirtschaftlich gut tun, beobachtet auch Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sport-Services: „Das bringt viel Kaufkraft in die Stadt.“

Das Ruhrgebiet habe durchaus Potenzial für Olympia, davon ist nicht nur Hockeyspieler Stral­kows­ki überzeugt: „Wir haben zum einen so viele Sportstätten und zum anderen sind die Menschen hier weltoffen und sportbegeistert.“ Das sieht Arndt Herzbruch, Vater von Olympia-Teilnehmer Timm Herzbruch und Trainer des HTC Uhlenhorst, genauso. Die gesamte Familie war im vergangenen Jahr in Rio und besuchte Timm, der mit der deutschen Hockey-Nationalmannschaft Bronze gewann. „Olympia bei uns wäre ein wahnsinniger Anschub nicht nur für den Sport, sondern auch für die Gesellschaft“, sagt Arndt Herzbruch, der in den 1980ern selbst der deutschen Hockey-Nationalmannschaft angehörte.

Wilfried Cleven wünscht sich Bewerbung von „ganzem Herzen“

Von „ganzem Herzen“ begrüßen würde auch Wilfried Cleven, Vorstand des Mülheimer Sportbundes und ehemaliger Sportdezernent, Olympia im Ruhrgebiet. „Ich bin überzeugt, dass die Bereitschaft und vor allem die Gastfreundschaft im Ruhrgebiet dafür sehr groß wäre, wenn man die Bevölkerung frühzeitig einbezieht und auf der Kostenseite nicht übertreibt.“ Maß zu halten bei den Finanzen, das hält er für ganz wichtig, und das sei allemal möglich: „Wir verfügen im Ruhrgebiet über eine Vielzahl ausgezeichneter Sportstätten.“

1972 gehörte Cleven dem Organisationsteam der Olympischen Spiele in München an, er war damals von der Stadtverwaltung dafür freigestellt worden; auch 2012 bei der Bewerbung um die Sommerspiele wirkte er mit. „Uns schwebte vor, dass Mülheim das olympische Hockeystadion bekommen sollte“. Daraus wurde dann nichts. Gute Möglichkeiten sähe Cleven heute für eine olympische Reitanlage in Mülheim.

Gemeinschaftliche Bewerbung sollte Priorität haben

Visionen in Sachen Olympia hat auch Frank Werner, Vorsitzender des Mülheimer Sportförderkreises: „Wenn man nur die letzten Olympischen Spiele als Maßstab nimmt, hätten etwa Hockeyspieler, Badmintonspieler oder Schwimmer vielleicht die Chance, in Mülheim um Medaillen zu kämpfen – letztere allerdings wohl nur, wenn wir bis dahin eine 50-Meter-Bahn in unserer Stadt haben.“

Werner betont aber auch: „ Ich finde in erster Linie wichtig, dass das Ruhrgebiet diese Bewerbung als Gemeinschaftsbewerbung versteht und die Interessen der einzelnen Städte hintenangestellt werden. So etwas bekommen wir nur als Gemeinschaftsevent gestemmt.“