Essen/Düsseldorf. . Im Ruhrgebiet findet Olympia viele Fürsprecher: Laut Emnid-Umfrage für die WAZ begrüßen über zwei Drittel der Bürger die Spiele in der Region.
Eine große Mehrzahl der Menschen im Ruhrgebiet steht der Idee Olympischer Sommerspiele im Revier positiv gegenüber. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der WAZ. Mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) würden es demnach begrüßen, wenn das größte Sportereignis der Welt in der Region ausgetragen würde. Lediglich 26 Prozent lehnen Olympia an der Ruhr ab.
Die Zustimmung ist über sämtliche Altersgruppen hinweg groß, besonders ausgeprägt aber bei der jüngeren Generation. Drei Viertel der 18- bis 29-Jährigen befürworten Spiele im Revier. Auch in der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen liegt die Zustimmung überdurchschnittlich hoch bei 70 Prozent. Mit 32 Prozent ist die Ablehnung bei den über 60-Jährigen am größten.
Hoffnung auf mehr Touristen und Arbeitsplätze
Gefragt haben die Meinungsforscher auch nach den Effekten, die Olympische Spiele im Ruhrgebiet auslösen könnten. Eine überwältigende Mehrheit (80 Prozent) glaubt, dass Olympia das Ansehen des Ruhrgebiets in der Welt steigern könnte. Nicht ganz überraschend erwarten knapp 90 Prozent der Befragten positive Auswirkungen für den Tourismus in der Region. Jeweils knapp drei Viertel meinen, dass sowohl das Ruhrgebiet als Wirtschaftsstandort als auch der Arbeitsmarkt im Revier von den Spielen profitieren würden. Eine Mehrheit hält zudem Verbesserung in der Verkehrsinfrastruktur und im Wohnungsbau für wahrscheinlich.
Positive Ausswirkungen auf die Mieten sehen dagegen nur 19 Prozent. Dahinter dürfte die Sorge stehen, dass ein Ereignis wie die Olympischen Spiele die Mietpreise eher nach oben treiben könnte.
Sportmanager wird bei Partnern für Olympia-Idee
Die Olympia-Idee hatte zuletzt 2016 Auftrieb bekommen. 13 Jahre nach dem Scheitern der Bewerbung Düsseldorfs und des Ruhrgebiets für die Spiele 2012 hatte der Sportmanager Michael Mronz eine erneute Debatte um eine Austragung in NRW ausgelöst. Zurzeit konkretisiert Mronz seine Pläne. Am 4. Juli trifft er sich mit Vertretern großer Konzerne, die das Projekt unterstützen, darunter Evonik und die Deutsche Post.
Der voraussichtlich nächste NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zeigte sich am Dienstag erfreut über den starken Rückhalt der Olympia-Initiative bei vielen Bürgern: „Die riesige Sportbegeisterung, die bereits bestehenden exzellenten Sportstätten und die international bekannte Gastfreundschaft an Rhein und Ruhr: Das sind beste Voraussetzungen für Olympische und Paralympische Sommerspiele in Nordrhein-Westfalen“, sagte Laschet der WAZ. NRW könne der Welt zeigen, „wie bodenständige, nachhaltige Spiele mit vollen Stadien möglich sind“.
Viele junge Menschen finden Gefallen an Bewerbung
Eigentlich ist die jüngere Geschichte deutscher Olympia-Bewerbungen eine Geschichte des sehr frühen Scheiterns. Der Bürgerwille trat das olympische Feuer in München (für die Winterspiele 2022) und Hamburg (Sommerspiele 2024) aus, noch bevor es überhaupt lodern konnte. Die hemmungslose Kommerzialisierung der Spiele, die Skandale um Doping und die Korruption der Sportfunktionäre haben offenbar viel dazu beigetragen, dass die Olympia-Euphorie in Deutschland einen herben Dämpfer bekommen hat.
Im sportbegeisterten Ruhrgebiet findet der olympische Gedanke dennoch nach wie vor viele Fürsprecher. Die Emnid-Umfrage zeigt, dass die Revierbürger sich mehrheitlich ganz grundsätzlich für Olympia erwärmen können, nicht nur für Spiele in ihrer Region: 76 Prozent und damit mehr als drei Viertel aller Befragten stehen Spielen auf deutschem Boden allgemein positiv gegenüber.
Das Pro-Olympia-Gefühl im Ruhrgebiet zieht sich durch alle Altersgruppen und reicht bei den ganz Jungen (18 bis 29 Jahre) und in der Gruppe der 40- bis 49-Jährigen an die 80-Prozent-Quote heran. Auf Ablehnung stoßen Spiele in Deutschland nur bei 19 Prozent der befragten Revierbürger.
Erste Anstöße bereits in den 80er Jahren
Der große Zuspruch für Olympische Spiele an Rhein und Ruhr liegt sicher auch an in einer gesunden Mischung aus Sportbegeisterung und realitätsnaher Einschätzung der Möglichkeiten begründet. An Fantasie für Olympische Sommerspiele im nordrhein-westfälischen Ballungsraum mangelte es jedenfalls noch nie.
Schon 1984 rief der damalige Dortmunder Oberbürgermeister Günter Samtlebe aufsehenderregend einen Arbeitskreis „Olympia im Ruhrgebiet“ ins Leben. Samtlebe war damals beeindruckt von dem Entwicklungssprung, den München nach den Spielen 1972 machte. Düsseldorf, das Anfang des Jahrtausends gemeinsam mit dem Ruhrgebiet seinen Hut für die nationale Bewerbung um die Spiele 2012 in den Ring warf, scheiterte nicht aus Sorge um die Infrastruktur. Nur fünf der erforderlichen 43 Wettkampfstätten in der Rhein-Ruhr-Region hätten nach den damaligen Plänen neu gebaut werden müssen. Leipzig, das 2003 national den Vorzug vor Düsseldorf erhielt, ging später international baden.
Für die Region spricht die Anzahl der Sportstätten
Nachhaltige, keine pompösen Spiele – das ist auch genau der Ansatz, den Sportmanager Michael Mronz umtreibt. Mronz schwebt ein nachhaltiges Konzept einer „Rhein Ruhr Olympic City-Bewerbung“ mit den Themen vernetzte Mobilität und Digitalisierung vor. 80 Prozent der benötigten Sportstätten und Veranstaltungsorte seien bereits vorhanden.
In der Tat benötigt man vergleichsweise wenig Vorstellungskraft, wo die Wettkämpfe an Rhein und Ruhr ausgetragen werden können: An großen Stadien mangelt es jedenfalls nicht. Rudern könnte auf der Regattastrecke in Duisburg-Wedau stattfinden, die Reiterwettbewerbe etwa in Aachen und im westfälischen Warendorf.