Mülheim. . Um den Ausbau zu stemmen, sollen Eltern mehr zahlen, Träger sparen. Und fürs Freizeitprogramm gibt es weniger Mittel. Umfrage hilft nicht weiter.
- Per Befragung aller Eltern wollte die Stadt den genauen Betreuungsbedarf von Grundschülern ermitteln
- Das sollte beim Sparen helfen; doch belastbare Daten kamen nicht zusammen, heißt es vom Schulamt
- Nun muss das Geld für den Ausbau auf anderem Wege aufgebracht werden: etwa über höhere Elternbeiträge
Per Befragung aller Eltern wollte das Amt für Kinder, Jugend und Schule den genauen Betreuungsbedarf von Grundschülern ermitteln (wir berichteten). Die Offene Ganztagsschule (OGS) soll ausgebaut werden, ohne dass weitere Kosten entstehen. Für fünf zusätzliche Betreuungsgruppen an den Standorten Filchnerstraße, Klostermarkt, Blötter Weg, Schildbergschule und Katharinenschule muss die Stadt ab dem kommenden Schuljahr 220 000 Euro extra aufbringen, also anderswo einsparen. Von einer exakt an die Bedürfnisse angepassten Betreuung versprach man sich ein gewisses Potenzial – nach Auswertung der Umfrage allerdings spricht das Amt von nicht ausreichend belastbaren Daten.
Zum einen schickten von 2990 angeschriebenen Eltern lediglich 1436 den Fragebogen zurück, reagierten also gerade 48,1 Prozent aufs städtische Anliegen. Zum anderen wünschten sich von allen Angeschriebenen nur verschwindend geringe 6,16 Prozent, dass die Betreuung früher – also um 15 Uhr anstelle von 16 Uhr – endet. Durch eine entsprechende Anpassung des Personals könne man 52 000 Euro aufbringen, heißt es in einer Beschlussvorlage für den Bildungsausschuss am kommenden Montag. Die „relativ geringe Rücklaufquote“ und „der relativ geringe Anteil des 15-Uhr-Wunsches“ liefere aber keine Zahlen, die eine verlässliche Prognose künftigen Anmeldeverhaltens möglich machten und somit echtes Einsparpotenzial für Folgejahre aufzeigten. Daher eigneten sich die 52 000 Euro nicht zur Deckung der 220 000 Euro.
Das Geld muss auf anderem Wege aufgebracht werden
Das Geld muss folglich auf anderem Wege aufgebracht werden. Im Februar hatte der Stadtrat bereits alternative Maßnahmen beschlossen – etwa die Kürzung der so genannten Kooperationsmittel einer jeden OGS-Gruppe. Diese ermöglichen zum Beispiel die Zusammenarbeit mit Sportvereinen, die den Kindern etwa das Fußballspielen oder das Klettern beibringen. Bislang stehen pro Gruppe Kooperationsmittel in Höhe von 3000 Euro im Jahr zur Verfügung – angedacht ist, diese um je 350 Euro auf 2650 Euro zu reduzieren. Laut Uwe Alex, Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Schule, dürfte das machbar sein – „die Mittel sind in der Vergangenheit nämlich nicht immer voll ausgeschöpft worden“.
Auch über höhere Elternbeiträge wird schon länger nachgedacht: In der Einkommensgruppe 72 000 bis 84 000 Euro sollen künftig monatlich 160 Euro anfallen, in der Gruppe bis 100 000 Euro 170 Euro und in der Gruppe über 100 000 Euro 180 Euro. Bislang mussten die Eltern aller drei Gruppen pro Monat 150 Euro für die OGS überweisen.
Betrag von 147 480 Euro steht noch aus
Die Reduzierung der Kooperationsmittel führt im kommenden Schuljahr bei den insgesamt 97 Betreuungsgruppen zu einer Einsparung von 33 950 Euro, so die Berechnungen des Amtes. Die Änderung der Elternbeitragssatzung zum 1. Januar 2018 bringe weitere Einnahmen von rund 38 570 Euro. Übrig bleibt laut Beschlussvorlage damit der noch immer stattliche Betrag von 147 480 Euro.
Um diesen aufzubringen, schlägt das Amt vor, den Trägerzuschuss pro Betreuungsgruppe und Schuljahr um 1520 Euro zu reduzieren. Dem Diakonischen Werk, das 31 OGS-Gruppen verantwortet, stünden demnach 47120 Euro weniger zur Verfügung, der Caritas mit 33 Gruppen 50 160 Euro, dem Verein Stöpsel mit vier Gruppen 6080 Euro, der Stadt mit 19 Gruppen 28 880 Euro sowie der GGS Oemberg/GGS Krähenbüschken mit zehn Gruppen 15 200 Euro. Im Ratsbeschluss war noch allein von einer Kürzung des Personalkostenbudgets die Rede; durch die nun vorgesehene Kürzung des Trägerzuschusses könne jeder Träger flexibeler überlegen, wo und wie er sparen kann und will, heißt es aus dem Amt, etwa auch bei Sachkosten oder Kooperationspartnern.
>> 31 PROZENT BRAUCHEN BETREUUNG BIS 16 UHR
Legt man alle 2990 verteilten – und nicht nur die 1436 zurückgesandten – Fragebögen zugrunde, ergibt die Auswertung folgendes Bild: Rund 31 Prozent der Eltern wünscht sich eine Betreuung bis 16 Uhr, davon 14,6 Prozent auch eine Frühbetreuung.
Rund 7,5 Prozent hätten gern, dass ihre Kinder bis 16.30 Uhr versorgt sind, davon benötigen 5 Prozent eine Frühbetreuung. Etwa 3 Prozent bevorzugen eine flexible Betreuung, die jedoch laut Grundlagenerlass unmöglich ist, heißt es in der Vorlage.