Mülheim. . Amt will herausfinden, ob im Einzelfall auch Betreuung bis 15 Uhr ausreicht. So könne man Personal effektiver einsetzen, neue Gruppen anbieten.

  • Um OGS-Personal passgenau einsetzen zu können, befragt Stadt Eltern nach tatsächlichem Betreuungsbedarf
  • Bis 28. April müssen die Fragebögen an die Schulen gesendet werden
  • Elternbeiträge werden sich aber auch bei kürzerer Betreuungszeit nicht reduzieren

Wie kann unser Kind optimal betreut und gefördert werden, während wir arbeiten? Mit dieser Frage beschäftigen sich berufstätige Eltern quasi ab Geburt ihres Nachwuchses. Die Stadt – in Kooperation mit freien Trägern wie Diakonie, Caritas und Awo – macht jungen Schülern mit der Offenen Ganztagsschule (OGS) ein Angebot. Genutzt wird dieses bislang von rund 40 Prozent der Jungen und Mädchen. Um weitere Kinder einbinden zu können, will das Amt für Kinder, Jugend und Schule das Personal nun passgenauer einsetzen – aktuell werden daher die Eltern nach ihrem tatsächlichen Betreuungsbedarf befragt.

Bis dato ist das System extrem starr: Um 16 Uhr, und nur dann, können die Kinder abgeholt werden. Nach Absprache sind zwar Ausnahmefälle möglich – zum Beispiel, um weiterhin im Sportverein mittrainieren oder die Musikschule besuchen zu können –, aber Flexibilität ist ein Fremdwort. Und dabei wird es trotz Abfrage – und Hoffnung mancher Eltern – wohl auch bleiben, sagt Peter Hofmann, Leiter der Schulabteilung im Amt.

Verbindliche Zeiten sind weiter vertraglich zu fixieren

Das bestehende System gebe es nicht her, für jedes Kind an jedem Tag die zeitlich exakt passende Betreuung einzurichten. „An ein Herunterbrechen auf einzelne Tage ist nicht gedacht“, so Hofmann. Weiterhin seien in den Betreuungsverträgen verbindliche Festlegungen für ein ganzes Schuljahr nötig. Eventuell aber wird es künftig nicht mehr strikt 16 Uhr heißen, sondern ein Abholen täglich um 15 Uhr ermöglicht.

Entschieden sich mehrere Eltern für diese Variante, „dann hätten wir einen rechenbaren Effekt“, könne man an der ein oder anderen Stelle tatsächlich Personal einsparen – und es anderswo einsetzen. „Weitere OGS-Gruppen wären die Folge“, so Hofmann. Auch die Betreuung in Morgenstunden wird hinterfragt.

Es geht um Kooperation mit außerschulischen Partnern

Die OGS verfolgt nicht allein das Ziel der Betreuung, sondern versteht sich als ganzheitliches Förderangebot, heißt es im Anschreiben zum Fragebogen, der bis 28. April an die Schulen geschickt werden muss. Bildung stehe im Fokus; es gehe nicht nur um Essen und Hausaufgabenaufsicht, sondern um die Öffnung der Schule hin zu außerschulischen Partnern.

Eine verlässliche Teilnahme möglichst vieler Kinder an Kooperationsangeboten sowie schuleigenen AGs wie Computer, Klettern, Fußball, Kochen, Töpfern werde angestrebt. Um das zu gewähren, ist Flexibilität unmöglich. Und auch Landesrecht setzt einen Rahmen: Danach müssen die Kinder bis mindestens 15 Uhr betreut werden.

Elternbeiträge sollen nicht reduziert werden

Das Land kann mitreden, weil es Geldgeber ist, erklärt Hofmann. Von den 8,5 Millionen Euro, die die Stadt jährlich für die OGS aufwendet, stammen 5,1 Millionen aus dem Stadtsäckel, aber eben auch 3,4 Millionen vom Land sowie aus den Elternbeiträgen. Apropos: Diese sollen übrigens nicht reduziert werden, auch wenn sich Eltern für die kürzere Betreuungszeit entscheiden.

In der höchsten Einkommensklasse könnten sie sogar steigen: von 150 auf 180 Euro monatlich. Dieser Vorschlag zumindest taucht in einem Katalog zur Reduzierung der OGS-Kosten auf, welcher der Politik kürzlich vorgestellt wurde. Laut Hofmann wird zudem darüber nachgedacht, die Kooperationsmittel der Schulen zu beschneiden. Manches interessante Angebot könnte den Schülern dann wohl nicht mehr gemacht werden.

Alle Überlegungen stehen im Zusammenhang mit einem Grundsatzbeschluss aus 2013, der besagt, dass die OGS nur ohne Anfall weiterer Kosten ausgebaut werden darf, sowie mit dem 2015 ins Leben gerufenen Projekt „Guter Ganztag“, der eine effektivere OGS-Organisation anstrebt. Der Anstoß für die Umfrage kam übrigens aus der Politik.

>> Rund 40 Prozent der Schüler nutzen die OGS

Im laufenden Schuljahr besuchen laut Zahlen vom Amt für Kinder, Jugend und Schule 5885 Schüler die Grund- und Förderschulen. 2341 der Mädchen und Jungen nutzen das OGS-Angebot.

Stadtweit gibt es 92 Gruppen. Sobald eine Einrichtung eröffnet ist, stehen für die erste Gruppe zwei volle Stellen zur Verfügung, für jede weitere anderthalb. Zumeist übernehmen Erzieher(innen) die Aufgabe. 151 volle Stellen gibt es; durch Teilzeitbeschäftigung sind diese auf deutlich mehr Schultern verteilt.