Mülheim. . Nach 23 Jahren steht Dieter Wiechering für das Amt des Vorsitzenden nicht mehr zur Verfügung. Nachfolger soll vor der Sommerpause gewählt werden.
- Noch vor der Sommerpause wird die stärkste Fraktion im Stadtrat einen neuen Vorsitzenden wählen
- Der bisherige Fraktionschef Dieter Wiechering (74) steht für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung
- Vom Nachfolger erwartet er politische Erfahrung, Mitarbeiterführung und eine große Nähe zum Bürger
Der SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering (74) steht für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung. Noch vor der Sommerpause wird die stärkste Fraktion im Stadtrat einen neuen Vorsitzenden wählen. Wiechering, der das Amt 23 Jahre lang ausgeübt hat, bleibt einfaches Ratsmitglied bis zur nächsten Kommunalwahl im Jahr 2020. Er geht davon aus, dass er auch Vorsitzender des Planungsausschusses bleiben wird.
„Ich wollte den Zeitpunkt, an dem ich abtrete, selbst bestimmen“, sagte er. Schon nach der letzten Kommunalwahl hatte er angedeutet, dass er das Spitzenamt keine volle Wahlperiode mehr ausüben werde. Mit 74 Jahren ist Wiechering dienstältester Fraktionschef im Ruhrgebiet. Es reicht, sagt er zwar nicht, wohl aber, dass jetzt ein guter Zeitpunkt sei, jemanden anderen an die Spitze zu lassen: „Ich will meinem Nachfolger genug Zeit lassen, sich bis zur nächsten Kommunalwahl profilieren zu können.“ Über Pfingsten hatte er die endgültige Entscheidung getroffen, in einer persönlichen Erklärung am Mittwochnachmittag die Fraktion informiert.
Schon sein Elternhaus war sozialdemokratisch geprägt
Wiechering stammt aus Nordenham an der Weser. In Einswarden ging er zur Schule, machte eine Lehre, dort spielte er auch in der örtlichen Fußballmannschaft. Sein Elternhaus war sozialdemokratisch geprägt, er selbst trat 1971 in die SPD ein, war über 25 Jahre später Vorsitzender der SPD Broich. Bei der KWU Mülheim arbeitete er als Maschinenbau-Ingenieur. Seit 1979 gehört er dem Stadtrat an. Achtmal ist er als Fraktionschef wiedergewählt worden, für die SPD in Mülheim ein Rekord. Sechs Oberbürgermeister standen in der Zeit an der Spitze der Stadt.
Der Alltag des ehrenamtlichen Politikers sei immer umfangreicher, immer anspruchsvoller geworden, gesteht er. Fraktionschef sei durchaus ein Vollzeitjob. „Wer heute beruflich Karriere machen will, kann das mit einem ehrenamtlichen Mandat in einem Stadtrat nicht mehr vereinbaren.“
Milliarden-Schulden bereiten ihm die größten Sorgen
Die Entstehung der Broicher Mitte hält er sich zugute, die Entstehung der Müga nennt er einen Glücksfall für die Stadt wie die Ansiedlung der Hochschule. Die Gesellschaftsanteile des RWW, die einmalig etwa 100 Millionen Euro in die Stadtkasse spülten, würde er heute nicht mehr verkaufen. Die Milliarden-Schulden der Stadt bereiten ihm die größten Sorgen, weil er auch für die nächsten Jahre nicht sieht, wie die Stadt jemals aus eigener Kraft davon runterkommen könnte, zumal er bei vielen Ratsmitgliedern keinerlei Lust aufs Sparen verspürt.
Einen Kronprinzen gibt es nicht. Nur eines ist sicher: Mangels Masse wird es keine Frau. Die SPD-Fraktion in Mülheim ist fest in Männerhand. Einen Wunschkandidaten mag er haben, nennt ihn aber nicht. Nur so viel sagt Wiechering: „Er sollte kommunalpolitische Erfahrungen mitbringen, Mitarbeiterführung beherrschen und einen offenen Umgang mit Bürgern pflegen.“ Die Fähigkeit, Kompromisse in einem immer bunteren Stadtrat zu finden, haben auch ihn zuletzt stark gefordert.
Manche sahen in ihm einen harten Brocken, ein Bollwerk der SPD, andere sprachen vom weichen Kern mit harter Schale. Verändert Politik den Menschen? Ja, sagt Wiechering, „man wird dickfällig“.