Mülheim. . Eine Wasserstoff-Tankstelle am Rhein-Ruhr-Zentrum ist am Dienstag eröffnet worden. Bis zu 40 Brennstoffzellen-Autos können am Tag betankt werden.
- Nach Düsseldorf, Kamen, Münster und Wuppertal steht in Mülheim die fünfte Wasserstoff-Tankstelle
- Standort ist das Rhein-Ruhr-Zentrum, wo bis zu 40 Brennstoffzellen-Autos am Tag betankt werden können
- Der Technologie, die aus Wasserstoff Energie zum Betrieb von E-Autos gewinnt, fehlt ein echter Anschub
Gute Nachricht für alle Besitzer eines Autos mit Brennstoffzelle: Seit Dienstag bietet die Star-Tankstelle am Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrum eine weitere Wasserstofftanksäule an. Mineralölkonzern Orlen, Gasweltmarktführer Air Liquide sowie Vertreter von Bund, Land und Stadt eröffneten feierlich die neue Säule an der A40.
Die weniger gute Nachricht lautet: Der Technologie, die aus Wasserstoff Energie zum Betrieb von Elektrofahrzeugen gewinnt, fehlt ein echter Anschub. Nach Düsseldorf, Kamen, Münster und Wuppertal ist die Mülheimer Tankstelle gerade einmal die fünfte in NRW, in Deutschland verteilen sich insgesamt 30, 45 sollen auf Abnahme warten. Die runde 100 will man bis 2019 erreichen, 400 bis 2023.
Zur Eröffnung der Tanksäule lobt Mülheims Oberbürgermeister Ulrich Scholten immerhin die „gute Wahl des Standortes an der wichtigen Verkehrsader im Ruhrgebiet A40. Hier ist ein sichtbarer Anreiz geschaffen worden und ein wichtiges Projekt zur Halbierung des CO2- Ausstoßes in der Stadt.“
Infrastruktur bremst E-Mobilität
Doch die noch mangelnde Infrastruktur bremst die Wasserstoff-Technologie, die nach Thorsten Herbert, Bereichsleiter der mit dem Bund kooperierenden NOW-GmbH, dem Aku-basierten Elektroantrieb eigentlich überlegenen wäre: Die Reichweite beträgt 500 Kilometer, das Auftanken dauert nur fünf Minuten, LKW und sogar Güterzüge ließen sich über die Brennstoffzelle betreiben. 60 mit Wasserstoff betriebene Züge sollen bis 2022 schrittweise auch in NRW auf die Schiene gehen.
Angekommen sind die Vorteile weder beim Bürger noch in der Industrie: Nur zwei teure Modelle stehen aktuell serienmäßig bereit, etwa 300 Fahrzeuge gibt es wohl bundesweit - gegenüber etwa Kalifornien mit gut 3000 Wasserstoff-Fahrzeugen ist das ein Fünkchen auf dem E-Mobilitätsmarkt.
Brauchen Technologieoffenheit
„Wir müssen das Henne-Ei-Problem lösen“, sagt Herbert und meint: Der Bund will die Infrastruktur ankurbeln, dann ziehen Autoindustrie und vielleicht Kunden nach. Eine solche Struktur ließe sich schnell an den bundesweit 14 000 konventionellen Tanken errichten. Ein weiterer Schritt wäre, Carsharing- und Dienstwagen-Flotten umzustellen.
Stromspeicher oder Brennstoffzelle? Derzeit konkurrieren verschiedene Konzepte miteinander. Bremst die Konkurrenz die E-Mobilität? Arno Klare, Mülheimer Mitglied im Bundestag und im Bundesausschuss für Verkehr, sieht Vorteile: „Wir brauchen Technologieoffenheit, damit verschiedene Alternativen sich entwickeln.“