Stadtmitte. . Es saugt und bläst der Restaurator: Mit neuen Geräten im Mülheimer Stadtarchiv soll Kulturgut besser vor Schmutz und Schimmel bewahrt werden.
- Staub und Dreck sind der ideale Nährboden für Schimmel – ein Tod für Akten
- Ein neuer Spezialsauger und ein Luftfiltergerät sollen Abhilfe schaffen
- Das Stadtarchiv verleiht die Geräte des LVR künftig an kleinere Archive
Archive sind staubige Keller, die nach Moder riechen. So zumindest lautet ein gängiges Klischee. Tatsächlich brachten Verwaltungen ihre alten Akten über Jahrzehnte oft dorthin, wo sie keinen mehr störten: In Keller und auf Dachböden, in die hintersten Winkel, die niemand betreten mochte. Dabei seien Staub und Schmutz „mittelfristig das Todesurteil für jedes schriftliche Kulturgut“, sagt Dr. Gregor Patt von der Archivberatungsstelle des LVR. Der Landschaftsverband unterstützt die Stadt-, Vereins- und Kirchenarchive – auch bei der Sauberkeit.
Dreck zieht Schimmel an
Mit Reinlichkeit und den richtigen Raumtemperaturen können Schäden an wichtigem Kulturgut schon früh verhindert werden. Dreck ist ein idealer Nährboden für Pilze und Bakterien: „Wenn die Oberflächen der Dokumente mit Schmutz behaftet sind, breitet sich schneller Schimmel aus“, weiß Markus Vieten. Der Restaurator des LVR hat spezielle Staubsauger und Luftfiltergeräte ins Mülheimer Stadtarchiv mitgebracht. Diese sollen helfen, wertvolle Unterlagen vor Schimmel und Bakterien zu schützen.
20 dieser Hygiene-Sets verteilt der LVR in diesem Jahr an die größeren Archive der Region. Von dort aus soll der Spezialstaubsauger, der mit einer feinen Düse auf kleinsten Stufen vorsichtig Staubpartikel von fragilen Papierseiten aufnimmt, die Runde auch zu kleineren Archiven machen. Denn sie seien häufig deutlich schlechter ausgestattet als das Mülheimer Stadtarchiv („ein Vorzeigearchiv“, so Patt), das im Neubau an der Von-Graefe-Straße beste Bedingungen vorfindet.
Leihgabe für kleinere Archive
Hausherr Dr. Kai Rawe ist stolz darauf, das Hygiene-Set als „Dauerleihgabe“ in seine Obhut nehmen zu können: „Schließlich gehört es zu unseren Aufgaben, dazu beizutragen, dass auch außerhalb unseres Hauses Kulturgutschutz passieren kann“, sagt der Archivleiter. So sollen etwa kleinere Museen der Stadt von der neuen Technik und den Tipps der erfahrenen Archiv-Restauratoren profitieren. Denn: „Auch sie verfügen über Bestände, die zu schützen sind.“
Besonders stolz sind Landschaftsverband und Stadtarchiv darauf, dass dieses Projekt aus Bundesmitteln realisiert wurde. Katastrophen wie in Köln oder in der Weimarer Anna Amalia Bibliothek hätten die Öffentlichkeit für die Bedeutung von Archiven sensibilisiert, meinen Patt und Rawe.
Zudem hätten die Unglücke darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig Prävention sei. Patt: „Wenn Objekte erst vom Schimmel befallen sind, ist die Restauration bis zu siebenmal teurer.“