Mülheim. . Weil in Shisha-Bars lebensbedrohliche Überschreitungen von CO-Werten festgestellt wurden, sind nur noch elektrische Wasserpfeifen erlaubt.

  • CO-Konzentrationen von bis zu 276 ppm (Parts per Million) in der Raumluft festgestellt
  • Getrübte Sinne, Kopfschmerzen, Gliederzucken, schlimmstenfalls der Tod, sind denkbare Folgen
  • Betreiber sind nach Nutzungsverbot besorgt um ihre Existenz

Shisha-Bars in der Stadt dürfen ab sofort keine Kohle mehr für ihre Wasserpfeifen verwenden. Nachdem das Ordnungsamt dort zweimal innerhalb weniger Monate starke, zum Teil lebensbedrohliche Überschreitungen von Kohlenmonoxid-Werten festgestellt hatte, sieht Christa Bargatzky, Leiterin der Abteilung für Gewerbeangelegenheiten, keine Alternative mehr zu diesem Schritt: „Wir müssen die Allgemeinheit und vor allem die Beschäftigten schützen, die der Belastung teils mehr als acht Stunden ausgesetzt sind.“

Kontrolle in sieben Shisha-Bars

In der Nacht zu Samstag hatten rund 80 Kräfte von Stadt, Polizei, Zoll und Feuerwehr sieben Shisha-Bars kontrolliert und CO-Konzentrationen von bis zu 276 ppm (Parts per Million) in der Raumluft festgestellt. „Schon über 30 ppm besteht eine abstrakte Gefahr“, erklärt Bargatzky. In einem solchen Fall reiche Stoßlüften aus, um die Gaststätten wieder sicher zu machen. „Über 50 ppm aber wird es gefährlich für Leib und Leben.“ Getrübte Sinne, Schwindel, Kopfschmerzen, Gliederzucken, Übelkeit, schlimmstenfalls der Tod, seien denkbare Folgen. „Es hängt immer von der Konstitution eines Menschen ab, und davon, wie lang er die Belastung ertragen muss.“

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Da die Werte erneut sehr hoch waren, wurde unter anderem eine der Bars geräumt – und besagtes umfängliches Nutzungsverbot für die Kohle ausgesprochen. Bisher geschah dies mündlich, nach Anhörung der Betroffenen will die Stadt eine formelle gaststättenrechtliche Auflage erteilen. In den Bars könnten dann nur noch elektrische Köpfe für die Wasserpfeifen verwendet werden. Einzig im Sommer, vor der Tür, sei Kohle noch in Ordnung. Regelmäßig kontrolliert werden sollen die Lokale auch künftig. Ganz reibungslos, so glaubt Bargatzky, werde das Ganze ohnehin nicht über die Bühne gehen: „Ich könnte mir vorstellen, dass es Klagen geben wird.“

Unverzollten Tabak konsumiert

Grund zum Ärger hatte Bargatzky auch, weil in den Bars, entgegen dem Nichtraucherschutzgesetz, Tabak konsumiert wurde anstelle von zum Beispiel Shiazo-Steinen. Außerdem war ein Großteil dieses Tabaks unverzollt; die Folge sind unter anderem Strafanzeigen.

Der Betreiber einer der Shisha-Bars in der Innenstadt, der anonym bleiben möchte, war am Freitagabend entsetzt über das Großaufgebot, das zur Kontrolle kam: „Das war völlig überzogen; man könnte sich doch auch einfach mit uns Betreibern hinsetzen und über eine Lösung sprechen.“ Für sein Lokal könne er sicher sagen, dass „wir sofort Fenster und Türen aufmachen, wenn die Luft mal ein bisschen dicker wird“. Man habe ein Messgerät im Einsatz, um die Kohlenmonoxid-Werte im Blick zu halten.

„Jede halbe Stunde überprüft einer der Mitarbeiter die Werte und lüftet, wenn nötig.“ Bei der Kontrolle habe man dort gemessen, wo die Kohle angezündet wird; das halte er für unfair. „Ist doch klar, dass das einen Extremwert ergibt.“ Er sehe für seinen Laden keine Problem, bis auf dieses: „Wenn die Stadt tut, was sie angekündigt hat, werden Existenzen kaputt gehen.“ Elektrische Köpfe für Wasserpfeifen seien teuer, „tausende von Euros“.

>>> Jugendliche wurden in Spezialklinik behandelt

Das Tabak-Rauchen mit Wasserpfeifen (Shishas) ist genauso schädlich wie das Rauchen von Zigaretten, heißt es auf der Homepage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Tabakrauch sei ein Giftgemisch – auch der einer Wasserpfeife.

Christa Bargatzky erinnerte an einen Mülheimer Fall von Anfang 2016: Zwei Jugendliche, die eine Shisha-Bar besucht hatten, kamen damals mit hohen CO-Werten ins Krankenhaus. Sie mussten in speziellen Luftkammern in Aachen und Düsseldorf behandelt werden.