Mülheim. . Nach dem Großeinsatz wegen Rohrbruchs hatten Eigner via Zeitung nach dem Retter ihres Schiffes gesucht. Weiße Flotte-Fan Hans Kroll meldete sich.

  • Nach einem Aufruf in der Zeitung hatte sich der Mülheimer Hans Kroll zu erkennen gegeben
  • Als Weiße Flotte-Fan hatte er den geschärften Blick, so war ihm schnell aufgefallen, dass das Boot volllief
  • Nun geht es an einem sonnigen Tag ganz exklusiv im Liegestuhl an Deck der Ruhrperle gen Duisburg

„Hans, du wirst gesucht.“ So begrüßte Bärbel Kroll ihren Mann am Mittwoch am Frühstückstisch. Seine Antwort? „Ich habe keine Bank überfallen.“ Und doch wurde via Zeitung nach ihm gefahndet. Kroll nämlich ist der Mann, der das Partyschiff Ruhrperle vorm Untergang bewahrt hat. Er meldete sich – und Stefan Scholz bedankte sich aufs Herzlichste bei ihm. Der Eigner stellte eine Mini-Kreuzfahrt in Aussicht: An einem sonnigen Tag werde die Ruhrperle nur für die Krolls in See stechen, mit Liegestühlen an Deck nach Duisburg schippern.

Rund 11.000 Euro beträgt schon jetzt der Schaden für Stefan Scholz und seinen Bruder Thomas, den Geschäftsführern der Agentur Solution 5, zu der die Ruhrperle gehört. Und noch seien nicht alle Posten erfasst, hieß es am Freitag. Man stehe auch weiter mit der Versicherung in Verhandlungen.

Krolls Aufmerksamkeit rettete das Schiff

Glasklar ist indes: Wären Hans Kroll und seine Frau am vergangenen Sonntag nicht zu ihrem üblichen Wochenend-Spaziergang aufgebrochen und hätten sie nicht den stets gleichen Weg von Broich durch die Müga und über die Eisenbahnbrücke gen Wasserbahnhof gewählt, wäre die Geschichte deutlich teurer geworden. „Durch seine Aufmerksamkeit hat er das Schiff vor dem Untergang gerettet und auch Umweltschäden verhindert“, lobte Schiffsführer Uwe Brinkmann, der Kroll aus gemeinsamen Tagen bei der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) kennt.

Beide waren dort einst Straßenbahnfahrer. Brinkmann steuerte zudem im Sommer Schiffe der Weißen Flotte – und Kroll fotografiert(e) diese mit große Leidenschaft. Sein Archiv mit Bildern reiche mindestens 30 Jahre zurück, erzählte er gestern.

„Mit dem Kahn stimmt was nicht“

Das wird den Blick geschärft haben. Schon kurz hinterm Eiscafé Plati jedenfalls fiel Spaziergänger Kroll am Sonntag auf, dass das Partyschiff merkwürdig im Wasser lag. „Ich habe gleich zu meiner Frau gesagt, mit dem Kahn stimmt was nicht.“ 10, 15 Zentimeter höher als sonst habe der Bug der Ruhrperle aus dem Wasser gelugt. Das machte den 65-Jährigen stutzig. Er ging hinüber, hörte, wie Wasser in den Motorraum eindrang. „Da habe ich nicht lang gefackelt und die Feuerwehr gerufen.“

Auch interessant

Keine fünf Minuten später war der Einsatzleitwagen vor Ort, kurz darauf kamen weitere Fahrzeuge, um die Auswirkungen des Rohrbruchs zu beheben. Dass die Sache so groß wurde, habe ihn erstaunt, so Kroll. „Da ich nicht im Weg stehen wollte, habe ich mir alles vom anderen Ufer aus angesehen.“ Als Retter der Ruhrperle fühle er sich trotzdem nicht, „das ist übertrieben – ich habe nur ein bisschen auf sie aufgepasst“.

Mit der Weißen Flotte sei er regelmäßig unterwegs, eine Exklusivfahrt wie die Gebrüder Scholz sie auf dem bis zu 150 Menschen fassenden Vergnügungsdampfer nun planen, habe er aber nie erlebt, freute sich Kroll. „Zweisamkeit genießen“, könne er dort mit seiner Frau, verkündete Stefan Scholz mit Augenzwinkern. Ob das allerdings wirklich klappt? „Seit meine Frau vor Ameland mal mit einer Fähre feststeckte, hat sie so ihre Probleme mit Schiffen...“, verriet Kroll.