Mülheim. . In unserer Serie „Alte Bilder – neu entdeckt“ erinnern wir an das Mülheimer Aquarium. Wer weiß schon, dass es in der Stadt einmal Krokodile gab.
- In unserer Serie „Alte Bilder – neu entdeckt“ suchten wir Erinnerungen zum Mülheimer Aquarium
- Das Haus mit den exotischen Tieren gehörte der Unternehmerfamilie Stinnes
- Es beherbergte gar eine tausende Jahre alte Mumie aus dem alten Ägypten
Das Aquarium an der Delle haben viele Leserinnen und Leser auf dem alten Foto erkannt. Zwischen Stadtmitte und Ruhr gab es vor dem Zweiten Weltkrieg einen großen Park, in dem auch das Aquarium, ein Gebäude mit exotischen Tieren, stand. Einige Leser können sich sogar an Details erinnern.
„Bei dem Bild handelt es sich um die Eröffnungsfeier des ersten Mülheimer Aquariums am Sonntag, den 2. Oktober 1932“, schreibt Ulrich Siekmann. „Es befand sich in einem Haus an der Delle 38, schräg gegenüber der ehemaligen Paulikirche. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Das Gebäude befand sich im Besitz der Mülheimer Familie Stinnes. Sie stellte es den Aquarianern kostenlos zur Verfügung“, sagt Siekmann.
Onkel verwaltete Gartenbaubetrieb von Stinnes
„Mein Onkel, Wilhelm Schmidt, verwaltete als Obermeister den Gartenbaubetrieb der Firma Sinnes – Auf dem Dudel Nummer 5. Dazu gehörten mehrere Treibhäuser mit tropischen Gewächsen an der Delle. Wir spielten als Kinder in der Parkanlage, in der auch einige Rehe frei herumliefen“, blickt Horst Heckmann zurück.
„Durch die Hintertür der Villa hatten wir Zugang zu dem großen Aquarium. Ich kann mich noch gut auf die Tierarten besinnen. Darunter befanden sich beispielsweise auch ausgewachsene Alligatoren, mehrere Seehunde, große Schlangen und andere Exoten“, erinnert sich Horst Heckmann. „In dem angrenzenden Museum wurde auch eine mehrere tausend Jahre alte ägyptische Mumie gezeigt.“
Auch eine Mumie fand sich unter den Exponaten
Ob diese Mumie im Zusammenhang steht mit der einbalsamierten Leiche aus dem Biologietrakt des Karl Ziegler-Gymnasiums, die jetzt restaurierter Star einer Ausstellung in Münster ist, konnten die Leser zwar nicht zweifelsfrei beantworten, doch ist es realistisch. „Die Mumie stand hinten in der Ecke. Daneben war das Becken für die dicke Pythonschlange“, beschreibt Friedhelm Bruns.
„Wir Jungs sind früher häufig am Aquarium vorbeigekommen, weil wir dort für die Hitlerjugend marschieren mussten. Beiderseits der Treppe standen Löwen. Drinnen gab es Vogelspinnen hinter Glas. Ich habe es nie lange in dem Haus ausgehalten. Es war mir dort zu heiß“, blickt Bruns zurück. Beim Bombenangriff 1943 sei das Aquarium zerstört worden.
„Manchmal konnten wir durch die Hintertür hinein“
Die zwei Löwen an der Treppe beschreibt auch Siegmar Deya. „Ich hatte einen Onkel, der die seltenen Tiere im Aquarium versorgte. Daher konnten wir manchmal durch die Hintertür hinein, das Krokodil, Schlangen und bunte Vögel bestaunen. Auf dem Bild ist der Eingang zu sehen. Hinten gab es eine durchgehende Empore, wo weitere Vogelkäfige standen.“
„Bis zur Schloßstraße, wo sich das schmiedeeiserne Eingangstor befand, reichte der Park. Er hatte Höhlen, die aus Schlackebrocken gebaut waren. Ein Rehbock, der dort mit anderen Artgenossen lebte, hat uns immer von hinten angeschubst“, erinnert sich Deya.
Beeindruckende Löwen-Skulpturen am Eingang
„Das Bild zeigt das damalige Aquarium an der Delle. Es war eine ehemalige Villa der Familie Stinnes. Es ist für uns Kinder damals ein sehr eindrucksvolles Erlebnis gewesen, ins Aquarium zu gehen. Schon der Eingang mit der breiten Treppe, und links und rechts war je eine Löwen-Skulptur, beeindruckten uns“, schreibt Günter Busse.
„In dem Palmengarten war es sehr warm. In einem wie ein Teich angelegten Bassin, kann ich mich erinnern, waren zwei Krokodile. Es gab Schlangen und viele andere Tiere. Mein Vater, mein Bruder und ich haben oft das Aquarium besucht“, schreibt Günter Busse.