Befürworter des Flughafens Essen/Mülheim aus der Nachbarstadt kritisieren ihre Kommunalpolitik. Die AGFÖ-Sprecher sind sich einig: „Wir brauchen und wollen diesen Flughafen. Er soll aber so, wie er liegt, bleiben.” Es gehe keinesfalls um einen Ausbau, sondern um eine beschränkte Nutzungserweiterung.

Die Zahl der späten Landungen am Düsseldorfer Flughafen hat sich weiter erhöht. Das berichtet die Kettwiger Initiative „Bürger gegen Fluglärm”.

Die Anzahl der Landungen nach 22 Uhr im Juli 2009 sei höher als alle Juli-Werte zuvor. Die Summe der Flugbewegungen am Düsseldorfer Airport insgesamt liege indes um 3,4 % unter dem Wert des Vorjahreszeitraums – eine Auswirkung der Wirtschaftskrise, schätzt die Bürgerinitiative.

Im Schnitt landen täglich 32,5 Flugzeuge nach 22 Uhr

Vom Fluglärm, der von Bürgern in den frühen Morgen- und späten Abendstunden als besonders störend empfunden wird, sind vor allem der Süden und der Osten der Stadt betroffen. Georg Regniet, Diplom-Statiker und Mitglied der Kettwiger Bürgerinitiative, hat berechnet, dass im Durchschnitt täglich 32,5 Flugzeuge nach 22 Uhr landeten. 5,8 Flugbewegungen fanden gar erst nach 23 Uhr statt. Durchschnittlich starteten und landeten 602 Jets pro Tag.

Die Werte bewegen sich im Rahmen des Erlaubten – 33 Jets dürfen zwischen 22 und 23 Uhr landen. Verspätungen sind bis 23.30 Uhr möglich, die von Heim-Fluggesellschaften (Air Berlin u.a.) sogar bis 24 Uhr.Mit Blick auf den Flughafen Essen/Mülheim gibt es im Essener Kommunalwahlkampf eine Art Stillhalteabkommen, aber abseits der politischen Bühne streiten Befürworter wie Gegner vehement weiter. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Flughafen und Ökologie (AGFÖ), Heinz Schlosser, und sein Amtsvorgänger Heinz Steinforth wünschen sich von den Essener Parteien „mehr Ehrlichkeit und ein klares politisches Bekenntnis dazu, dass der Flughafen einen Bestandsschutz bis mindestens 2034 genießt”.

"Wir brauchen und wollen diesen Flughafen"

Denn der sei in dritter Instanz vom Verwaltungsgericht Düsseldorf garantiert worden: „Pläne zur vollständigen Umnutzung des Flughafengeländes sind daher nicht zu verwirklichen.” Die AGFÖ-Sprecher sind sich einig: „Wir brauchen und wollen diesen Flughafen. Er soll aber so, wie er liegt, bleiben.” Es gehe keinesfalls um einen Ausbau, sondern um eine „beschränkte Nutzungserweiterung”, weil der Flughafen Düsseldorf dem Verkehrsaufkommen kleiner Geschäftsdüsenflugzeuge nicht gerecht werden könne. Essen als Standort von Messen und großer Konzerne brauche diesen Standortvorteil. Die AGFÖ spricht von derzeit 600 Düsenjet-Bewegungen im Jahr, wofür Ausnahmegenehmigungen von der Bezirksregierung erteilt würden: „Es wären mehr, wenn der Düsenverkehr in der Betriebsgenehmigung fest verankert wäre.”

Weniger Flugbewegungen

Die Zahl der Flugbewegungen insgesamt sei in Essen/Mülheim von 70 000 auf unter 40 000 zurückgegangen: „Und die kleinen Düsenjets sind leiser als andere Propeller-Flugzeuge.” Schließlich gehe es noch um ökologische Gesichtspunkte: „Der Flughafen bietet das letzte noch erhaltene Frischluft-Entstehungsgebiet für die umliegenden Großstädte.” Opfere man das, sei dies so, „als lege man den Bürgern die Schlinge um den Hals”. Manches, kritisieren die Flughafen-Befürworter, sei widersprüchlich in der Kommunalpolitik: „In Essen passiert ja nichts ohne Sponsoring von Großbetrieben. Die Anflugroute liegt über Bredeney, dort gibt es Widerstände von einflussreicher Seite. Aber es sind oft dieselben Leute, die in Essen/Mülheim und in Düsseldorf in den Flieger steigen.”

Aber Heinz Steinforth sagt nachdenklich: „Geflogen wird bis 2034. Aber ich habe nichts gegen Flughafen-Gegner. Wir alle wissen nicht, ob wir den Flughafen nach 2034 noch brauchen. Die Mobilitätsgesellschaft hat ihren Höhepunkt erreicht. Vielleicht fliegen später die Manager nicht mehr, sondern kommunizieren in Videokonferenzen.”