„Die goldenen letzten Jahre” von Sibylle Berg - Die Autorin sah die Aufführung vom Theater Bonn erstmals am Raffelberg. Dem Stück folgte ein amüsantes Publikumsgespräch.

Dick, hässlich oder behindert und aufs Grausamste von ihren Mitschülern gepeinigt: Die Vier sind alle irgendwie Verlierer, erst in der Schule und später auch. Bei Erdbeertörtchen arrangieren sie sich zum Schluss dann doch noch ganz kollektiv mit ihrem Leben, mit Geld und Macht nebst Sahnehäubchen obendrauf. Es kommt noch besser: Wenn die Schönheit nicht mehr zählt, gewinnen die gebrochenen Figuren an Stärke, triumphieren über die „Normalos” in ihren Heile Welt-Hamsterrädern, um dann genauso zu werden. Ende gut – alles gut.

Was locker-flockig wie ein modernes Märchen mit Theater und Musik als eine Art „Singspiel der vom Leben Geprügelten” daherkommt, wo zum Schluss die Gerechtigkeit siegt, lässt den Tiefgang vermissen. „Die goldenen letzten Jahre” heißt das Stück von Sibylle Berg. Das Auftragswerk für das Theater Bonn war Montagabend bei den „Stücken” am Raffelberg zu sehen.

Für ihre pointierte, spöttische und bisweilen sarkastische Schreibe ist Sibylle Berg ja bekannt. Beim Publikumsgespräch setzt die ganz in schwarz gekleidete attraktive Frau mit der Schwanennest-Frisur neue Maßstäbe als Expertin der Koketterie und des lakonischen Witzes.

Das Foyer ist überfüllt. Jovial und mit Humor entschlüpft Sibylle Berg den Fragen von Moderator Gerhard Jörder, was für Lacher im Publikum sorgt. Auf den Unterschied, Stücke oder Romane zu schreiben, sagt die Autorin: „Beim Stücke-Schreiben weiß ich, dass ich nicht alleine Schuld bin, was dabei rauskommt.” Erstmals habe sie ihr Werk auf der Bühne gesehen. „Das war schön.” Ob sie es sich anders vorstellen könne, fragt Jörder: „Nee, ich hab' da nix im Kopf.” Überhaupt müsse Theater Unterhaltungswert haben. „Schließlich kommen die Leute von der Arbeit und haben schmutzige Füße, das darf nicht so anstrengend sein.” Mit ihrem Stück gegen die gesellschaftliche Norm wollte sie „Menschen ein Happy End geben, die sonst nicht mitspielen”.

Mitmischen bei der Entstehung einer Inszenierung möchte die Autorin aber nicht. „Ich möchte eigentlich nirgendwo sein und am liebsten im Bett bleiben.” Das haben wir ihr gern geglaubt.