Mülheim. . Wieder ein Personalkonflikt bei der MST. Museumschef soll gefeuert worden sein. MST-Chefin spricht von normalem Vorgang. Aufsichtsrat sieht Probleme.

  • Das Museum zur Vorgeschichte des Films steht überraschend ohne Leiter da
  • Dr. Tobias Kaufhold hat das Haus völlig überraschend verlassen
  • Aus dem Aufsichtsrat ist erneut von Personalquerelen in der MST zu hören

Ausgerechnet im zehnten Jahr verliert das Museum zur Vorgeschichte des Films in der Camera Obscura seinen Leiter Dr. Tobias Kaufhold. Nach Informationen dieser Zeitung haben sich die Mülheimer Stadtmarketinggesellschaft (MST) und Kaufhold, der Betriebsratsvorsitzender war, „im gegenseitigen Einvernehmen“ voneinander getrennt.

Kenner der Kulturszene reagieren darauf völlig überrascht oder sagen: „Das musste so kommen. Den haben sie dort geschasst.“ Überrascht ist auch der Kulturpolitiker Dean Luthmann (MBI): „Kaufhold ist ein fähiger Mann und hat seinen Job außerordentlich gut gemacht.“ Luthmann meint, „dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist“, und er vermisse „Transparenz“.

„Herr Kaufhold hat im Museum im Wasserturm zehn Jahre engagierte Arbeit geleistet“, sagt MST-Aufsichtsratsvorsitzender und OB Ulrich Scholten. „Er fehlt dort nun sehr und ist kaum zu ersetzen.“

MST: Er ging auf eigenen Wunsch

Die Aussagen stehen gegeneinander – Scharaden im Schloss. Dass es hinter den dicken Mauern von Schloß Broich, der MST-Residenz, bereits häufiger personelle Auseinandersetzungen gegeben hat, ist trotzdem nach außen gedrungen. Mehrere Ratspolitiker haben davon erfahren. Inge Kammerichs, MST-Chefin, konnte die „Bälle des Anstoßes“ aber stets flachhalten. „Herr Dr. Kaufhold hat die MST nach zehn Jahren auf eigenen Wusch am 31. August verlassen. Dass passiert in jedem Betrieb, ist ein völlig normaler Vorgang“, betont Inge Kammerichs auf Nachfrage dieser Zeitung.

Offenbar wollte es die MST nicht auf einen weiteren Prozess ankommen lassen, wie im Juli 2015, als sie ein Verfahren gegen einen technischen Mitarbeiter in der Stadthalle vor dem Arbeitsgericht verlor. Dem damals stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Sven R. hatte die MST außerordentlich gekündigt. Für die Gewerkschaft Verdi war dieser Vorfall damals nur ein „Indiz für größere Unstimmigkeiten zwischen MST und Betriebsrat.“ Verdi hatte der MST vorgeworfen, sie wolle einen „unbequemen Betriebsrat feuern“.

Maßgeblich mit aufgebaut

Kaufhold hat das erfolgreiche Museum, das Besucher und Fachpublikum aus dem In- und Ausland nach Mülheim zieht, maßgeblich mit aufgebaut und entwickelt. „Leben“ in den Turm zu bringen, lag ihm am Herzen. So arrangierte er Wechselausstellungen, Veranstaltungen und die Reihe „sonntags um 12“. Er knüpfte Kontakte, auch überregional, und es gab eine gute Zusammenarbeit mit Partnern in der Stadt wie mit dem Hotel Kocks. So kamen viele Hotelgäste – auch von außerhalb – in die Camera.

Im Aufsichtsrat wurde der Weggang Kaufholds kurz abgehandelt. Ulrich Scholten sagt gegenüber dieser Zeitung: „Bis 31. Dezember ist Kaufhold freigestellt. Vertragsinterna bleiben dort, wo sie hingehören“, so der OB: „Inge Kammerichs macht einen guten Marketing-Job.“

Nach Gutsherrenart

Nicht alle Aufsichtsratsmitglieder sehen das so, „weil wir immer nur gute Zahlen mit viel Eigenwerbung vorgestellt bekommen. Was schlecht läuft, davon erfahren wir selten etwas“, sagt ein Mitglied dieser Zeitung. Ein weiteres kontert: „Gute Personalführung kann Frau Kammerichs nicht.“ In der MST-Residenz „führt sie ein strenges Regiment und regiert nach Gutsherrenart.“ Dagegen meint Inge Kammerichs: „Was die Leute alles so reden, stimmt doch meistens nicht.“

Auffällig ist, dass die MST in den vergangenen Jahren mehrere gute Mitarbeiter verloren hat. Auch zwei ehemalige Schloss-Gastronomen klagten, dass mit der MST „eine gute Zusammenarbeit mehr als schwierig“ gewesen sei. Ob sie gegangen wurden oder selbst gingen, ist nicht zu ermitteln, weil Klauseln in den Aufhebungsverträgen wahrscheinlich beiden Seiten Sprechverbote auferlegen.

Ende des Jahres soll wieder eine Mitarbeiterin die MST verlassen – „aus privaten Gründen“, wie zu hören ist.